Nur 23% der Asthmapatienten in Europa setzen inhalative Kortikosteroide ein", bemängelte
Prof. Heinrich Worth, Fürth, in München. Wie er erklärte, wenden viele Patienten aus
Angst vor Nebenwirkungen verschriebene Kortikosteroid-Präparate gar nicht oder nur
unregelmäßig an. Ein verzögerter Behandlungsbeginn führe jedoch zu einer sich aufschaukelnden
Entzündungsreaktion, welche das Asthma verschlimmere.
Wirkstoffaktivierung in der Lunge
Wirkstoffaktivierung in der Lunge
Ciclesonid wird erst in der Lunge durch organspezifische Carboxyl- und Cholinesterasen
in den wirksamen Metaboliten des-Isobutyryl-Ciclesonid (des-CIC) umgewandelt ("on
site"-Aktivierung). Als Prodrug weist Ciclesonid selbst eine geringe Rezeptorbindung
auf. So sind weder nennenswerte lokale Nebenwirkungen im Mund-Rachen-Raum (z. B. Heiserkeit
oder Mundsoor) noch systemische Nebenwirkungen durch verschluckte Präparatanteile
zu erwarten, beschrieb Prof. Ukena, Bremen, das Prinzip des neuen ICS. Intrapulmonal
resorbiertes, aktives des-CIC weise zudem - ebenso wie Ciclesonid selbst - eine Plasmaproteinbindung
von 98-99% auf. So werde es pharmakologisch inaktiviert und infolge einer hohen Clearance
rasch ausgeschieden. Eine Suppression der Nebennierenrindenfunktion werde aufgrund
dieses pharmakokinetischen Profils minimiert, wie in einer randomisierten, plazebokontrollierten
Studie bestätigt werden konnte: Die Serumkonzentrationen von Kortisol lagen auch bei
einer Dosierung von 1280 µg Ciclesonid/Tag im Plazebobereich.
Intrapulmonale Depotbildung
Intrapulmonale Depotbildung
Ein weiterer Vorteil von Ciclesonid ist die intrapulmonale Depotbildung. Daher genüge
es, so Ukena, das Präparat einmal täglich anzuwenden. In direkten Vergleichsstudien
mit Budenosid und Fluticason war - unabhängig vom Einnahmezeitpunkt - die tägliche
Einmal-Gabe von 160 µg Ciclesonid ebenso wirksam wie die 2-mal tägliche Gabe der Vergleichssubstanzen
(Fluticason je 88, Budenosid je 200 µg).
Ciclesonid wird als Lösungsaerosol inhaliert und weist eine vergleichsweise hohe Lungendepositionsrate
von über 50% auf. Das Präparat ist zur Therapie bei leicht- und mittelschwerem Asthma
geeignet und ab 18 Jahren zugelassen. Da Ciclesonid "auch für Kinder eine optimale
Therapiemöglichkeit" darstelle, hofft Barczok, dass der beantragten Zulassungserweiterung
für Kinder ab vier Jahren bald stattgegeben wird.
Verena Wittmann, Stuttgart
Quelle: Einführungs-Pressekonferenz: "Alvesco®: Neues Wirkprinzip ist auf die Lunge
konzentriert", Februar 2005 in München. Veranstalter: Altana Pharma, Konstanz.