Notfall & Hausarztmedizin (Hausarztmedizin) 2005; 31(5): B 241
DOI: 10.1055/s-2005-871678
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Primärprävention des Schlaganfalls - "Stroke Risk Analyser" deckt latentes Vorhofflimmern auf

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24 June 2005 (online)

 
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Zweihunderttausend Menschen pro Jahr erleiden in Deutschland einen Schlaganfall. Patienten mit Vorhofflimmern haben ein mindestens fünffach erhöhtes Risiko für einen Apoplex, wie Dr. med. Stefan Knecht vom Universitätsklinikum Münster erläuterte. Mit dem Stroke Risk Analyzer (SRA II) können für ein Vorhofflimmern typische Signalmuster des Herzens oft auch dann erkannt werden, wenn während der Messung ein normaler Sinusrhythmus vorliegt. Dies ist umso wichtiger, da ein Drittel der Patienten beim Vorhofflimmern keine subjektiven Symptome verspürt, betonte Prof. Hubertus Heuer, Dortmund. Die typischen Symptome Schwäche, Schwindel, Müdigkeit und Herzklopfen würden oft fehlinterpretiert. Bekannt sei die Zahl von 650000 Menschen mit Vorhofflimmern in Deutschland. Doch habe jeder das Gesamtlebensrisiko von 25%, in höherem Alter an Vorhofflimmern zu erkranken: 6% der über 65-Jährigen und 12% der >75-Jährigen leiden an diesem altersabhängigen Symptom.

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Spezifisches Muster des Vorhofflimmerns im Lorenz Plot

Nach den Ausführungen von Dr. Hagen Knaf, Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik in Kaiserslautern, liefert die Messung der Aktivität des Herzmuskels mit einem Elektrokardiogramm eine zeitlich veränderte Folge von Werten, die in der Mathematik als Zeitreihe bezeichnet wird. Die Entdeckung von Vorhofflimmern mit dem SRA II basiere auf der Erkennung von Mustern mithilfe eines aus der Zeitreihe gebildeten so genannten "Lorenz Plot". Dieses Verfahren ermöglicht, mit einer einstündigen 3-Kanal-EKG-Ableitung auch intermittierendes Vorhofflimmern mit einer Wahrscheinlichkeit von 60% zu entdecken. Das spezifische Muster des Vorhofflimmerns ist im Lorenz Plot mehr oder weniger ausgeprägt auch dann vorhanden, wenn während der Messzeit kein Ereignis auftritt (Abb. [1]). Bei persistierendem Vorhofflimmern steigt die Nachweiswahrscheinlichkeit auf 99-100%, wie zwei Studien gezeigt hätten. Der zum Patent angemeldete Test hat für die Wahrscheinlichkeit, ein Vorhofflimmern nachzuweisen, eine Gesamtsensitivität von 88%. Das EKG-ähnliche Screeningverfahren mit dem handgroßen, zur Zeit 3850 Euro teuren Gerät kann sowohl in der Praxis als auch in Kliniken angewandt werden. Als IGEL-Leistung zum Screening auf Vorhofflimmern können für die Durchführung der Untersuchung und für die Auswertung 20-25 Euro berechnet werden, sagte Knaf.

Durch ein Screening mit dem SRA II kann die Anzahl der Schlaganfälle durch Früherkennung des Vorhofflimmerns etwa um ein Fünftel reduziert werden, hob Dr. Markus Wagner von der Deutschen Schlaganfall-Hilfe hervor. Bei einem Kostenaufwand für Schlaganfallpatienten von etwa 4,1 Mrd. Euro jährlich ergäbe sich ein Einsparpotential von etwa 800 Mio. Euro pro Jahr.

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Dr. med. Inge Kelm-Kahl, Wiesbaden

Quelle: Welteinführungs-Pressekonferenz "Risikostratifizierung des Schlaganfalls mit dem SRA II", Februar 2005 in Frankfurt. Veranstalter: apoplex medical technologies GmbH, Pirmasens.

 
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