Die irreversible, unaufhaltsam progrediente Degeneration von dopaminergen Neuronen
der Substantia nigra pars compacta (SNc) gilt nach wie vor als wesentliches pathologisches
Substrat des Morbus Parkinson. Die Ätiologie ist unbekannt. Man nimmt an, dass genetische
und Umweltfaktoren involviert sind. Zusätzlich zu derzeit verfügbaren symptomatischen
und künftigen potenziellen neuroregenerativen Therapien ist ein Hauptziel die schnelle
Entwicklung neuroprotektiver Behandlungsoptionen. Neuroprotektion bei Morbus Parkinson
ist, laut Prof. Eldad Melamed, Tel Aviv, als eine Strategie definiert, die konzipiert
ist, um den Untergang von dopaminergen Neuronen der Substantia nigra aufzuhalten oder
zu verlangsamen, die Progredienz der Krankheit zu stoppen oder zu minimieren oder
sogar den Übergang von der präsymptomatischen zur klinischen Phase zu verhindern.
Mit Rasagilin, einem irreversiblen Hemmer der Monoaminoxidase B (MAO-B), der nicht
zu Amphetaminderivaten metabolisiert wird, soll demnächst eine innovative Therapieoption
für die Kontrolle motorischer Symptome in frühen Stadien der Erkrankung bis hin zu
späten Stadien mit Fluktuationen zur Verfügung stehen. Klinische Studien belegen eine
symptomatische Wirkung von Rasagilin in Mono- und Kombinationstherapie ([1]-[3]). Darüber hinaus weisen präklinische Studien auch auf krankheitsmodifizierende neuroprotektive
Effekte der Substanz hin.
Verringerung motorischer Fluktuationen
Verringerung motorischer Fluktuationen
Prof. Lutz Lachenmayer, Hamburg, stellte die sog. PRESTO-Studie ([2]) vor, eine 26-wöchige randomisierte, plazebokontrollierte, doppelblinde Parallelgruppenuntersuchung
(Rasagilin n = 149, Plazebo n = 159) bei Parkinson-Patienten mit motorischen Fluktuationen
trotz Kombinationstherapie. Unter der zusätzlichen Gabe von 1 mg Rasagilin/die nahm
die tägliche "on-Zeit" signifikant gegenüber Plazebo zu (p < 0,0001); gleichzeitig
ging die tägliche "off-Zeit" signifikant zurück (p < 0,0001). Rasagilin zeigte sich,
bei einfacher Handhabung, gut verträglich (Einmalgabe, keine Titration).
Rasagilin ist in Kombination mit Levodopa bei der Verringerung motorischer Fluktuationen
offenbar mindestens ebenso wirksam wie Entacapon. In der sog. LARGO-Studie ([3]), einer randomisierten, doppelblinden Multicenterstudie über 18 Wochen, erhielten
687 Parkinson-Patienten mit motorischen Fluktuationen zur vorbestehenden Kombinationstherapie
1 mg Rasagilin/die (n = 231) oder 200 mg Entacapon (n = 227) zu jeder Levodopa-Dosis
oder Plazebo (n = 229). In beiden Verum-Gruppen kam es im Vergleich zu Plazebo zu
einer signifikanten Steigerung der "on-Zeit" (Rasagilin: p ≤ 0,0001; Entacapon: p
= 0,0003) und zu einer signifikanten Reduktion der "off-Zeit" (Rasagilin und Entacapon
jeweils p ≤ 0,0001).
Wichtiger Stellenwert in der Frühtherapie
Wichtiger Stellenwert in der Frühtherapie
Resümierend stellte Lachenmayer fest, dass der neue MAO-B-Hemmer Rasagilin einen wichtigen
Stellenwert im zukünftigen Behandlungsplan der idiopathischen Parkinson-Krankheit
in der Frühtherapie einnehmen wird (symptomatische Wirkung und neuroprotektive Potenz).
Ein weiteres Indikationsgebiet wird der fortgeschrittene Morbus Parkinson sein. Hier
kann bei fluktuierenden Patienten die "off-Zeit" signifikant verkürzt und die "on-Zeit"
entsprechend verlängert werden, mit Besserung aller Kardinalsymptome. Die Besserung
bei Einmalgabe von Rasagilin entspricht der Besserung unter Entacapon, das zu jeder
Dopa-Dosis gegeben werden muss.
Satellitensymposium "Rasagilin - Eine neue Therapieoption für Morbus Parkinson" im
Rahmen des 4. Deutschen Parkinson-Kongresses am 4. März 2005 in Frankfurt/Main veranstaltet
von Lundbeck/Teva