psychoneuro 2005; 31(3): 125
DOI: 10.1055/s-2005-866738
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Studien aus den US-Bundesländern und Schweden - Suizidrate unter neuen Antidepressiva

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Publication Date:
04 April 2005 (online)

 
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Verhindern Antidepressiva Suizide oder steigern sie sogar die Suizidrate? Diese Frage lässt sich aus den bisher vorliegenden Studien nicht mit letzter Sicherheit beantworten. Die überwiegende Mehrzahl der Studien mit Antidepressiva wird durchgeführt, um die Wirksamkeit und Sicherheit eines Medikaments zu untersuchen. Patienten mit Suizidrisiko werden in der Regel ausgeschlossen. Aussagen zur Suizidvermeidung sind daher nur schwer zu treffen.

Eine Studie des U.S. Centers for Disease Control and Prevention (CDC) zeigte z.B. keinen Zusammenhang zwischen den untersuchten Suiziden von 1886 bis 1998 in allen US-Bundesländern und der Verordnung von Antidepressiva. Diese Untersuchung von Gibbons et al. deutet aber darauf hin, dass Antidepressiva der neueren Generation, wie SSRI, Mirtazapin und Venlafaxin, das Suizidrisiko offensichtlich vermindern. Trizyklische Antidepressiva der älteren Generation erhöhten dagegen das Risiko. Möglicherweise ist dies darauf zurückzuführen, dass in den Ländern, in denen im Vergleich zu den neueren Antidepressiva überwiegend trizyklische Antidepressiva verordnet werden, der Versorgungsstandard schlechter ist, depressive Patienten seltener erkannt werden und nur unzureichend adäquat behandelt werden. Die Verordnungen an trizyklischen Antidepressiva waren korreliert mit höherer Suizidrate und niedrigerem Einkommen. Andererseits war ein Anstieg der Verordnung von neueren Antidepressiva mit geringeren Suizidraten verbunden und könnte nach Ansicht der Autoren eine höhere antidepressive Effizienz bei geringerer Toxizität der Medikamente und besserer Compliance sowie einen höheren Versorgungsstandard reflektieren.

Ein relativ geringeres Risiko für Suizide unter SSRI leiteten auch Isacsson et al. aus ihrer Analyse von 14857 Suizidopfern in Schweden ab. Sie untersuchten die nachgewiesenen Medikamente in den Suizidopfern und verglichen sie mit den Befunden bei Unfallopfern und natürlichen Todesfällen (n=26422). In den Fällen, in denen SSRI nachgewiesen wurden, war das relative Suizidrisiko geringer als unter anderen Antidepressiva. Auch bei Kindern und Jugendlichen beobachteten Isacsson keinen erhöhten Anstieg der Suizidrate unter SSRI.

KW

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Literatur

  • 1 Gibbons RD . Hur K . Bhaumik DK . Mann JJ . The relationship between antidepressant medication use and rate of suicide.  Arch Gen Psychiatry.. 2005;  62 165-172
  • 2 Isacsson G . Holmgren P . Ahlner J . Selective serotonin reuptake inhibitor antidepressants and the risk of suicide: a controlled forensic database study of 14 857 suicides.  Acta Psychiatr Scand. 2005;  111(4) 286-290
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Literatur

  • 1 Gibbons RD . Hur K . Bhaumik DK . Mann JJ . The relationship between antidepressant medication use and rate of suicide.  Arch Gen Psychiatry.. 2005;  62 165-172
  • 2 Isacsson G . Holmgren P . Ahlner J . Selective serotonin reuptake inhibitor antidepressants and the risk of suicide: a controlled forensic database study of 14 857 suicides.  Acta Psychiatr Scand. 2005;  111(4) 286-290