Mehr als 150 Experten aus Hochschule und Industrie tauschten sich am 15. und 16. November
2004 in München beim International Dental Innovation Symposium von 3M ESPE darüber
aus, welche Wege bei der Entwicklung neuer Materialien eingeschlagen werden sollten.
Der Wunsch nach einem Komposit mit unter 1% Volumenschrumpfung wird nach Einschätzung
von Prof. John Powers, Universität Houston, bald Realität sein. Ein Material auf der
Basis so genannter Silorane wird bereits klinisch getestet.
Diskutiert wurden ferner die Entwicklungen zu dem Nanokomposit FiltekTM Supreme sowie dem neuen Einkomponentenadhäsiv für die Total-Ätz-Technik (AdperTM ScotchbondTM 1 XT) auf Basis der neuen Technologie. Käppchen aus LavaTM-Zirkonoxidkeramik können jetzt so grazil gearbeitet werden, dass der Einsatz im Frontzahnbereich
nur noch eine Wandstärke von 0,3 mm benötigt. Der selbstadhäsive, universale Komposit-Befestigungszement
RelyXTM Unicem hat sich klinisch ebenfalls bestens bewährt.
Suche nach der perfekten Kariesrisikodiagnostik
Groß ist die Enttäuschung, dass die Messung der intraoralen Laktatbildung (Clinpro(tm)
Cario L-PopTM-Milchsäure-Indikationsstäbchen) - wie von bakteriellen Nachweissystemen bekannt -
eine begrenzte prognostische Wertigkeit hat. Der Nutzen von Laktattests wird von Prof.
Hickel, München, deshalb in der Sensibilisierung der Patienten gesehen. Das gilt auch
für ein experimentelles Abdruckmaterial zur Erkennung kariesgefährdeter Zahnbereiche.
Im Gegensatz zu ClinPro Cario L-Pop wird das Laktat dort nachgewiesen, wo es entsteht.
Das auf Enzymbasis funktionierende Material erlaubt damit - in Verbindung mit anderen
Parametern - erstmals eine flächenbezogene Risikoeinschätzung.
Spannend war auch die Vorstellung einer ebenfalls noch im Laborstadium befindlichen
Lösung zur selektiven Kariesentfernung ohne Bohrer. Mithilfe hoch spezifisch wirkender
Enzyme wird denaturiertes Dentin entfernt, remineralisierbares und damit erhaltungswürdiges
Dentin bleibt dagegen zurück. Die Vorstellung dieser viel versprechenden Idee löste
intensive Diskussionen über den richtigen Endpunkt bei der Kariesentfernung aus. Einerseits
forderten Teilnehmer ein minimalinvasives Vorgehen, andererseits wurde auf mögliche
Probleme mit dem adhäsiven Verbund und der mechanischen Belastbarkeit von nachfolgenden
Restaurationen hingewiesen. Man war sich aber einig, dass auf der Basis der vorliegenden
Literatur und im Interesse der Patienten schon heute schonender exkaviert werden sollte
als bisher üblich.
Das International Dental Innovation Symposium von 3M ESPE ist eine in ihrer Art einzigartige
Standortbestimmung zum Stand der Technik in der Zahnmedizin. Auch in diesem Jahr tauschten
sich die versammelten Experten intensiv darüber aus, wie die zahnmedizinische Diagnostik
und Therapie weiter verbessert werden könnten. Dabei wurde deutlich, dass biologischen
Lösungen für die Zukunft viel zugetraut wird. Als näher liegendes Ziel sollten aber
zum Beispiel auch hochfeste Keramiksysteme, gering schrumpfende Komposite und selbsthaftende
Befestigungsmaterialien weiter entwickelt und perfektioniert werden.