Zusammenfassung
Ziel der Studie: Die Arbeit stellt Verläufe der Pflegebedürftigkeit (im Sinne der Sozialen Pflegeversicherung)
im Längsschnitt nach Leistungsarten und Pflegestufen über einen Zeitraum von vier
Jahren dar. Methodik: Die prospektive Kohortenstudie mit zurückverlegtem Ausgangspunkt erfasst monatsweise
die Leistungsart sowie Pflegestufe von Pflegebedürftigen. Es werden Kohorten von Pflegebedürftigen
betrachtet, die in eine Leistungsart bzw. Pflegestufe durch Beginn der Inanspruchnahme
oder durch einen Wechsel der Leistungsart/Pflegestufe bei bestehender Pflegebedürftigkeit
eintreten. Für einen Zeitraum von 48 Monaten werden alle Ereignisse, wie Wechsel der
Leistungsart/Pflegestufe einschließlich Versterben oder Ende der Inanspruchnahme,
dokumentiert. Ergebnisse: Die Betrachtung von vier Leistungsartenkohorten (n = 6,298) von 1999 bis 2002 macht
deutlich, dass Empfänger von Pflegegeld im Vergleich zu den anderen Leistungsempfängern
länger in der Leistungsart verbleiben (28,1 %). Von den Kombinationsleistungsempfängern
nehmen nach 4 Jahren 10,7 %, von den Empfängern von Sachleistungen 8,0 % die gleiche
Leistungsart in Anspruch. In die stationäre Pflege wechseln von den Pflegegeldempfängern
6,9 %, von den Kombinationsleistungsempfängern 10,1 %, von den Sachleistungsempfängern
11,8 %. Von den Pflegegeldempfängern versterben nach 4 Jahren 57,3 %. Von den Kombinationsleistungsempfängern
sind dagegen 69,6 %, von den Sachleistungsempfängern 70,1 % und von den stationär
Gepflegten 68,9 % verstorben. Schlussfolgerung: Weitere Forschungsarbeiten sollten Risikofaktoren für den Eintritt in stationäre
Pflege sowie für Versterben oder auch Fragen zur Prävention von Pflegebedürftigkeit
und Möglichkeiten der Rehabilitation bearbeiten. Die Pflegeverläufe nach sozialen
Merkmalen wie Geschlecht sowie im Kontext typischer Krankheiten im Alter sollten untersucht
werden. Sekundäranalysen auf der Basis von personenbezogen erhobenen Prozessdaten
der Sozialen Pflegeversicherung eignen sich gut für Verlaufsstudien.
Abstract
Aim of study: This paper looks at pathways through care for care-dependent persons (as defined
by the German statutory long-term care insurance) through longitudinal and cross-sectional
analysis of types of benefits and benefit levels over a period of 4 years. Methods: The prospective cohort study with backdated recording consists of monthly data on
the type and level of benefit for each care-dependent person. Cohorts of care-dependent
people (n = 6.928) are followed over time to record the benefit type and level at
program entry and during enrolment. Each change of benefit type or level, including
exit from the program such as in the case of death is noted for a time period of 48
months. Results: The 4-years longitudinal study (1999 through 2002) proves important differences between
courses of long-term care in relation to benefit types. Recipients of the cash benefit
remain for a longer period of time in that benefit type (28.1 %), have lower transition
rates to institutional care (6.9 %) and lower mortality rates (57.3 %) in comparison
to recipients of other benefit types over the course of 4 years. Only 8 % respectively
10.7 % of recipients of the combined or the service benefit have the same type of
benefit after 48 months. Transition rates to institutional care for professionally
cared persons are 10.1 % (combined benefit) respectively 11.8 % (service benefit).
Mortality rates of other than cash benefit recipients are about 70 %. Conclusions: Further research should consider risk factors for entry into institutional care and
mortality rates as well as questions regarding the prevention of care dependency and
effectiveness of rehabilitation. Pathways through care should be analysed by focusing
social variables like sex and chronic diseases of older people. Secondary analysis
of process data from German statutory long-term care insurance program is a powerful
tool for the study pathways through of long-term care.
Schlüsselwörter
Pflegebedürftigkeit - Pflegeverläufe - Soziale Pflegeversicherung - Längsschnittstudie
- deskriptive Epidemiologie
Key words
Care dependency - pathways through long-term care - longitudinal study - statutory
long-term care insurance - descriptive epidemiology
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Email: ulrike.pruess@uk-koeln.de