Klin Monbl Augenheilkd 2005; 222(9): 746-747
DOI: 10.1055/s-2005-858667
Offene Korrespondenz

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Prof. Dr. med. Rolf Marquardt zum 80. Geburtstag

P. Wagner
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Publication Date:
20 September 2005 (online)

Prof. Dr. Rolf Marquardt feiert im September diesen Jahres seinen 80. Geburtstag.

Er wurde am 8. September 1925 als Sohn des Regierungsdirektors Emil Marquardt und seiner Ehefrau Eugenie in Öhringen/Württemberg geboren.

Teile seiner Jugend und die Gymnasialzeit verbrachte er in Stuttgart. Nach dem Kriegsdienst legte er in englischer Gefangenschaft 1948 sein Abitur ab. Anschließend studierte er von 1948 - 1954 Humanmedizin an der Universität Freiburg. Marquardt promovierte unter Prof. Dr. Ludwig Heilmeyer 1953, dem späteren Gründungsrektor der Universität Ulm.

Interessiert an der Medizin des gesamten menschlichen Organismus schloss er Ausbildungsgänge in verschiedenen Fachdisziplinen mit Erfolg ab. So war er als Medizinalassistent zunächst an der Dermatologischen Abteilung, anschließend an der Medizinischen Klinik der Universität Freiburg tätig. Es folgte eine Ausbildung an der Gynäkologisch/geburtshilflichen Abteilung des Georg Haar-Krankenhauses Obertal/Elberfeld. Schließlich widmete er sich der Pathologie, wobei sein Interesse für morphologische und histopathologische Studien geweckt wurde.

1957 begann seine Assistenzarztzeit an der Universitäts-Augenklinik Freiburg unter Prof. Dr. Wegener. Marquardts Forschungsschwerpunkt galt zu dieser Zeit den histopathologischen Gefäßveränderungen des Auges bei Hypertonie und Sklerose, wobei er zahlreiche Arbeiten national und international publizierte. 1965 habilitierte sich Marquardt an der Universität Freiburg ebenfalls mit einer pathologisch-anatomischen Studie, welche die morphologischen und histopathologischen Aspekte der Augenhintergrundveränderungen bei Hypertonie behandelte. 1966 - 1971 war er als Geschäftsführender Oberarzt an der Universitäts-Augenklinik in Mainz tätig. 1970 erhielt er die außerplanmäßige Professur des Landes Rheinland Pfalz. 1971 nahm er dann den Lehrauftrag für Ophthalmologie an der Medizinischen Fakultät Mannheim an.

Besonders hervorzuheben sind zahlreiche in dieser Zeit entstandene wissenschaftliche Arbeiten und Publikationen, die in der Kontaktologie auch international richtungsweisende Geltung erlangten. 1972 erhielt Prof. Rolf Marquardt den Ruf auf den neu gegründeten Lehrstuhl für Augenheilkunde an der Universität Ulm. Bis dahin gab es in Ulm weder eine städtische noch eine private Augenklinik; Marquardt hatte echte Pionierarbeit zu leisten. Neben der anspruchsvollen Aufbauarbeit wurden Mitarbeiter und Assistenzärzte ausgebildet. Krankenversorgung, Forschung und Lehre wurden etabliert und ausgebaut.

Klinische und experimentelle Studien zur Kontaktologie führten erstmals zur breiten Anwendung einer verträglichen und optisch brauchbaren Kontaktlinse, wofür Marquardt 1994 vom International Contact Lens Council mit dem goldenen Lui Javal Pin ausgezeichnet wurde.

Ausgehend von seinen Forschungsergebnissen über pathologisch-anatomische Veränderungen der okulären Gefäße wandte er sich mit seinem Team der Mikrozirkulationsforschung des Auges beim Glaukom zu. Zahlreiche Publikationen wurden aus seiner Klinik auf diesem Gebiet hervorgebracht und frühere Mitarbeiter gehören heute zu den anerkanntesten internationalen Glaukomforschern.

Ein weiteres Hauptforschungsgebiet war die Ätiologie, Klinik und Therapie des trockenen Auges. Wesentliche Erkenntnisse zur Ätiologie, klinischen Bedeutung sowie die Erprobung und Einführung therapeutischer Maßnahmen brachten ihm internationale Anerkennung. Prof. Marquardt ist Mitbegründer der Societas internationalis dacryologica sowie Mitherausgeber des Lehrbuches „Das trockene Auge in Klinik und Praxis”, das ins englische und italienische übersetzt wurde.

Weit über 100 Publikationen in nationalen und internationalen Fachorganen runden seine erfolgreiche klinische und wissenschaftliche Tätigkeit ab.

1984 wählte ihn die Medizinische Fakultät der Universität Ulm zu ihrem Dekan. Jahrelang war er Vertrauensdozent der Studienstiftung des Deutschen Volkes, Prüfer bei Fachgesprächen und Gutachter für Fragen ärztlicher Haftpflicht bei der Landesärztekammer Baden-Württemberg.

Während seiner Zeit als Ordinarius für Augenheilkunde in Ulm bildete er insgesamt 55 Augenärzte aus. Mehrere von ihnen konnten sich unter seiner Leitung habilitieren. Nach seiner Emeritierung 1990 betrieb Prof. Marquardt bis Ende 2004 mit ungebrochener Schaffenskraft eine augenärztliche Privatpraxis.

Prof. Dr. Marquardt war ein ausgezeichneter akademischer Lehrer, Arzt und Forscher. Daneben ist er aber immer Mensch geblieben. Ein Mensch, der stets für die Belange seiner Patienten und Mitarbeiter ein offenes Ohr hatte und der vielen bis zum heutigen Tag als Vorbild dient.

Seine Freunde und Schüler danken Herrn Prof. Dr. Rolf Marquardt und Ihre besten Wünsche begleiten ihn und seine Familie für die Zukunft.

Dr. Peter Wagner

Leitender Oberarzt

Universitäts-Augenklinik Ulm

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