Gesundheitswesen 2005; 67(7): 455-460
DOI: 10.1055/s-2005-858380
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der Kenntnisstand der bayerischen Bevölkerung ab 50 Jahre über Darmkrebsprävention - Untersuchung in zwei Landkreisen[*]

Knowledge of Colorectal Cancer Prevention in the Bavarian Population Above 50 Years - Survey in Two Districts[*] J. Loss1 , C. Eichhorn1 , E. Nagel1
  • 1Institut für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften, Universität Bayreuth
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Publication Date:
16 August 2005 (online)

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Zusammenfassung

Ziel der Studie: Das kolorektale Karzinom (Dickdarmkrebs) ist die zweithäufigste Krebstodesursache in Deutschland, obwohl verschiedene Allgemeinmaßnahmen zur Primärprävention beschrieben sind und der Einsatz diagnostischer Verfahren (Stuhltest, Koloskopie) die Inzidenz und Mortalität deutlich senken kann. Die Inanspruchnahme der gesetzlichen Darmkrebsvorsorgeuntersuchungen ist in Deutschland gering. Unzureichendes Wissen über die Möglichkeiten der Primär- und Sekundärprävention kann als Ursache vermutet werden. Ziel dieser Studie war es, im Zusammenhang mit einer regionalen bayerischen Aufklärungskampagne („Aktiv gegen Darmkrebs”) die Kenntnisse der bayerischen Bevölkerung diesbezüglich zu erfassen. Methodik: Es wurden insgesamt 618 Personen zwischen 50 und 90 Jahren in zwei ausgewählten bayerischen Landkreisen per Telefoninterview befragt (m: 219, f: 399, 63,2 ± 9,17 Jahre). Das Interview beinhaltete offene Fragen über Präventionsmöglichkeiten, Vorsorgeuntersuchungen, Risikogruppen, erste Alarmsignale von Darmkrebs sowie Herkunft des Wissens. Ergebnisse: Über 80 % der Befragten wussten, dass gesunde Ernährung vor Darmkrebs schützen kann, aber nur ein deutlich geringerer Anteil konnte korrekt definieren, was darunter zu verstehen ist; 54,5 % nannten den häufigen Verzehr von Obst und Gemüse. 66 % wussten, dass Blut im Stuhl ein erstes Alarmsignal sein kann. Als Früherkennungsmaßnahme war die Koloskopie am bekanntesten (61,5 %); der Stuhltest auf Blut und die rektale Tastuntersuchung wurden von deutlich weniger Personen genannt (32,8 % bzw. 11,5 %). Auffällig war, dass in vielen Bereichen die befragten Frauen einen signifikant besseren Kenntnisstand hatten als die Männer. Die meisten Befragten hatten sich über die Medien (76,7 %) oder beim Arzt oder Apotheker (45,1 %) über Darmkrebs informiert. 11,5 % der Befragten hatten die regionale Aufklärungsaktion „Aktiv gegen Darmkrebs” besucht; bei diesen Personen war das Wissen über Darmkrebs in einigen Bereich besser als bei den restlichen Befragten. Schlussfolgerung: Es konnten Wissensdefizite der älteren Bevölkerung über primär- und sekundärpräventive Aspekte des kolorektalen Karzinoms aufgezeigt werden, die als Ansätze für zielgruppenorientierte Aufklärungsinterventionen dienen können.

Abstract

Purpose: Colorectal cancer is the second main cause of cancer death in Germany, although several measures related to primary prevention are described, and the utilisation of existing diagnostic tools (faecal occult blood test = FOBT, colonoscopy) is known to significantly decrease incidence and mortality. However, screening rates remain low in Germany, and insufficient knowledge of prevention possibilities is assumed to be responsible. The aim of this study was to investigate the knowledge related to colorectal cancer prevention in a Bavarian population, in the context of a regional public awareness campaign (”Active against Colorectal Cancer”). Methods: 618 individuals between 50 and 90 ys of age participated in a telephone survey (m: 219, f: 399, 63.2 ± 9.17 ys); the participants were inhabitants of two Bavarian districts. The questionnaire consisted of open-ended questions concerning preventive behaviour, colorectal cancer screening, risk factors, early warning signs and knowledge of colorectal cancer information. Results: More than 80 % of participants recalled healthy diet as a possible protective factor against colorectal cancer; a distinctly smaller percentage, however, could correctly define concrete dietary factors: e. g., fruit and vegetables were named by 54.5 %. 66 % of participants knew that unusual rectal bleeding might be a warning sign of cancer. Colonoscopy was the screening test that was most frequently recalled (61.5 %); fewer participants named FOBT (32.8 %) and rectal examination (11.5 %). The results demonstrate that for many knowledge items, females proved to be significantly better informed than males. The most frequent sources of colorectal cancer information were newspapers, magazines, television and/or radio (named by 76.7 %), as well as physicians and pharmacies (45.1 %). 11.5 % of participants attended the regional public awareness campaign “Action against colorectal cancer”; this subgroup had a better knowledge of some aspects related to colorectal cancer prevention. Conclusion: Evidently, the interviewed Bavarian population of 50 years or older lack knowledge of risk or protection factors for colorectal cancer. Knowledge of existing screening tests was also poor. These findings can serve as starting point for information campaigns tailored for target groups.

01 Die Studie wurde gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz

Literatur

01 Die Studie wurde gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz

Dr. med. Julika Loss

Institut für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften, Universität Bayreuth

95440 Bayreuth

Email: julika.loss@uni-bayreuth.de