psychoneuro 2004; 30(11): 590
DOI: 10.1055/s-2004-837075
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schizophrene Erkrankungen - Kardiovaskuläre Risikofaktoren

Further Information

Publication History

Publication Date:
02 December 2004 (online)

 
Table of Contents

Schizophrene Patienten haben eine etwa doppelt bis sogar dreifach erhöhte Mortalität gegenüber der Allgemeinbevölkerung, so Prof. Daniel E. Casey, USA, auf einer Pressekonferenz im Rahmen des ECNP-Kongresses. Etwa ein Drittel der Todesfälle sind auf Suizide zurückzuführen. Erschreckend hoch ist auch die hohe Mortalität aufgrund von kardiovaskulärenErkrankungen. Zum Teil kann dies auf die hohen Risikofaktoren der Patienten zurückgeführt werden. So rauchen etwa 75% der Betroffenen mehr als zwei Schachteln Zigaretten am Tag, aber auch zuwenig Bewegung, falsche Ernährung, Übergewicht und Diabetes erklären zum Teil die Befunde. Die eingesetzten Medikamente können ebenfalls über Gewichtszunahme, Veränderungen des Fettstoffwechsels, erhöhtes Diabetesrisiko zur erhöhten Mortalität beitragen. Weisen die Patienten vor der Behandlung bereits Risikofaktoren für eine kardiovaskuläre Erkrankung auf, sollte nach Casey eine Medikation gewählt werden, die das Risiko nicht zusätzlich erhöht. Auch von der Zugabe eines weiteren, möglicherweise ebenfalls teueren Medikaments um die Nebenwirkungen des Antipsychotikums zu bekämpfen, rät er ab.

Zoom Image

#

Dopaminsystemstabilisierung unter Aripiprazol

Sicher scheint dagegen nach den bisherigen Studienergebnissen das atypische Antipsychotikum Aripiprazol (Abilify®) zu sein, das seit kurzem auch in Deutschland zur Behandlung zugelassen ist. Der partielle Antagonist am Dopamin2-Rezeptor bindet an den Rezeptor und verhindert dessen Aktivierung durch endogenes Dopamin. Dabei wird der Rezeptor jedoch nicht völlig blockiert, sondern nur partiell. Auf diese Weise werden sowohl zu hohe als auch zu niedrige Dopaminspiegel vermieden. Es kommt zu einer Stabilisierung der dopaminergen Neurotransmission. Wie Dr. Sieglinde Modell (BMS Deutschland) vorstellte, ist Aripiprazol dabei gut verträglich. Wie eine Vergleichsstudie gegen Olanzapin zeigte, ist z.B. Adipositas unter Aripiprazol eher unwahrscheinlich. In der 26-wöchigen Studie betrug die Gewichtsdifferenz zwischen den beiden Gruppen 5,6 kg. Auch in den Langzeitstudien über 52 Wochen profitieren die Patienten von dem günstigen Nebenwirkungsprofil. So bleiben unter Aripiprazol die Patienten signifikant länger theapietreu als unter Haloperidol (Kasper et al. 2003). Negative Veränderungen des Stoffwechsels oder sonstige kardiovaskuläre Risiken wurden unter Aripiprazol in der Regel nicht beobachtet.

#

ECNP Medical Press Workshop am 10. Oktober in Stockholm, veranstaltet von Bristol Myers Squibb

KW

 
Zoom Image