Notfall & Hausarztmedizin (Hausarztmedizin) 2004; 30(7/08): B 342
DOI: 10.1055/s-2004-834401
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wundreinigung und Wundantiseptik - Aktuelle Konsensusempfehlungen zur Behandlung chronischer Wunden

Further Information
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Anschrift für die Verfasser

Prof. Dr. med. Ulrich Mrowietz

Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Schittenheimstr. 7

24105 Kiel

Apothekerin Anette Skowronsky



Bültestr. 24a

32584 Löhne

Publication History

Publication Date:
04 October 2004 (online)

 
Table of Contents

A. Skowronsky, Löhne; U. Mrowietz, Kiel

Nach Schätzungen des BvMed gibt es in Deutschland etwa 4 Millionen Patienten mit chronischen Wunden, wobei die Wundbehandlung als nicht ausreichend anzusehen ist. Gründe dafür sind beispielsweise:

1. Trennung von stationärer und ambulanter Behandlung,

2. noch weitgehendes Fehlen allgemein akzeptierter Standards für Grundfragen der Wundbehandlung,

3. mangelnde Vergütung und Budgetierung.

Auch folgten die eingesetzten Arzneimittel, Medizinprodukte und Verbände bisher oft tradierten Methoden (Kochsalz- oder Ringerlösung, sterile Kompressen und Mullbinde) oder Mythen (Quark, Sand und Kohlblätter). Es lassen sich jedoch aktuell Ansätze einer konzentrierten Aktion zur interdisziplinären Wundbehandlung erkennen die hoffnungsvoll stimmen, wie zum Beispiel Aktivitäten der Wundnetz e.V. Hamburg, die Gründung von Wundambulanzen in Kliniken sowie die Erstellung von Wundfibeln.

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Chronische Wunden sind meist kontaminiert

Neben den unbestritten wichtigen Aspekten der Wundabdeckung wird die Frage der Wundreinigung und Wundantiseptik (Wound bed preparation) zu wenig berücksichtigt. Seit Mai 2004 liegt ein Konsensuspapier zur Auswahl von Wirkstoffen für die Wundantiseptik vor, in der eine 20-köpfige Expertengruppe eine evidenzorientierte Sichtung der Substanzen anhand von Veröffentlichungen und klinischen Befunden vorgenommen hat.

Die meisten chronischen Wunden können - unabhängig von ihrer ätiologischen Entstehung - immer als kontaminiert gelten. Nur wenn der Wundbelag - die Mischung aus Zelltrümmern, Keimen, Nekrosen und Exsudat - effektiv beseitigt wird, kann die Wunde rasch heilen und der ausgewählte Wundverband seine Funktion optimal erfüllen. Eine effektive Reinigung beseitigt auch den teilweise sehr unangenehmen Wundgeruch, der Patienten, Angehörige und Pflegekräfte gleichermaßen belastet.

Jede lokale Keimbelastung kann zu einer Ödembildung, einer Schwellung des Gewebes und damit auch zu einer verschlechterten Sauerstoffsättigung führen. Die Entzündungsreize behindern den Blutfluss in der Mikrozirkulation dadurch, dass sich weiße Blutkörperchen in den Kapillaren anlagern. Die ohnehin schlechte Durchblutung in der Wunde kommt völlig zum Erliegen. Das schafft die Voraussetzungen zur Ausbreitung der Infektion in das umliegende Gewebe, eventuell verbunden mit systemischer Antibiotikagabe.

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Effektive lokale Wundreinigung

Bei der lokalen Reinigungs-Therapie muss mit einer Substanz gearbeitet werden, die Kriterien wie bakterizide Wirksamkeit, Gewebeverträglichkeit, fehlende Toxizität und keine Allergisierung erfüllt. Die Konsensusempfehlung geht dahin, dass polihexanidhaltige Lösungen und Gele bei chronisch schlecht heilenden Wunden als Mittel der ersten Wahl anzusehen sind. Neben der guten dekontaminierenden Wirkung wird die Wundheilung nicht behindert. Die Kombination von Betain[1] und Polihexanid senkt aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften die Oberflächenspannung des Wassers und ermöglicht, bei entsprechender Einwirkzeit, Wundbeläge auch aus schwer zugänglichen Stellen (Risse, Kavernen etc.) zu reinigen. Auch sehr empfindliche Wunden wie Verbrennungen zweiten Grades lassen sich durch Polihexanid mit sehr guten Ergebnissen behandeln. Im Kombinationspräparat ist Polihexanid mit vielen Wundauflagen zu kombinieren, auch okklusive Abdeckungen sind möglich.

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Anwendung bei akuten infizierten Wunden

Bei der Anwendung an akuten infizierten Wunden ergibt sich eine prinzipielle Gleichwertigkeit von PVP-Jod und Octenisept. Zur Daueranwendung wird Polihexanid empfohlen.

Die seit Jahren oft eingesetzte Anwendung von enzymatischen Reinigern kann bei trockenen Krusten oder Nekrosedeckeln nicht empfohlen werden, der Kostenaspekt und die tatsächliche Wirksamkeit sollten hier kritisch beleuchtet werden. Ebenfalls sollte auf den Einsatz von Lokalantibiotika, Wasserstoffperoxid, Chlorhexidin und farbstoffhaltige Lösungen wegen fehlender Wirksamkeit, Lücken im Keimspektrum, möglichen allergischen Reaktionen und Resistenzen verzichtet werden. Manch lang eingeführtes Präparat ist wegen fehlender Nachzulassung vom Markt genommen worden und in einer anderen Zusammensetzung wieder erhältlich.

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Literatur

  • 1 Wollina U . Evidenz-basierte Medizin in der Wundbehandlung.  Zeitschrift für Wundheilung . 2003;  5
  • 2 Konsensuspapier zur Wundantiseptik.   Zeitschrift für Wundheilung. 2004;  3

01 Prontosan®W, Prontomed GmbH Medizinprodukte, Hiddenhausen, www.prontomed.de

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Anschrift für die Verfasser

Prof. Dr. med. Ulrich Mrowietz

Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Schittenheimstr. 7

24105 Kiel

Apothekerin Anette Skowronsky



Bültestr. 24a

32584 Löhne

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Literatur

  • 1 Wollina U . Evidenz-basierte Medizin in der Wundbehandlung.  Zeitschrift für Wundheilung . 2003;  5
  • 2 Konsensuspapier zur Wundantiseptik.   Zeitschrift für Wundheilung. 2004;  3

01 Prontosan®W, Prontomed GmbH Medizinprodukte, Hiddenhausen, www.prontomed.de

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Anschrift für die Verfasser

Prof. Dr. med. Ulrich Mrowietz

Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Schittenheimstr. 7

24105 Kiel

Apothekerin Anette Skowronsky



Bültestr. 24a

32584 Löhne