B&G Bewegungstherapie und Gesundheitssport 2004; 20(3): 39
DOI: 10.1055/s-2004-820271
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

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Publication Date:
22 July 2004 (online)

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die gesundheitsförderliche Wirkung von Sport und damit körperlicher Aktivität steht außer Zweifel. Zu dieser aus der Erfahrung abgeleiteten Aussage wird sicherlich jeder eine Reihe von Beispielen aufführen können. Für einen Nachweis auf wissenschaftlicher Basis, wie dieses heute von einer evidenzbasierten Medizin gefordert wird, reichen solche globalen Erfahrungswerte allerdings nur mit Einschränkung aus. Denn schon bei genauerem Hinsehen fehlen meist Angaben über Häufigkeit und Dosierung, die zu Wirkungsaussagen tauglich sind, um hieraus dann auch schlüssige Empfehlungen und Konzepte abzuleiten. Dieses gilt sowohl für die globale Aussage “Sport ist gesund”, wie im Spezifischen für bewegungstherapeutische Konzepte zur Anwendung bei unterschiedlichen Krankheits- und Schadensbildern.

Die Beiträge im vorliegenden Heft gehen diesen Fragestellungen nach und durchleuchten kritisch das vorhandene Schrifttum auf Aussagen zur Wirksamkeit sportlicher wie bewegungstherapeutischer Aktivitäten. Sie bieten damit eine Diskussionsplattform für die Umsetzung sowohl des § 20 SGB V “Präventionsparagraph” als auch des § 44 SGB IX “Rehabilitationssport und Funktionstraining” im Hinblick auf die Gesundheitspotenziale von Sport.

Die Autoren haben uns ihre Vorträge, die sie auf der gemeinsam von der DVS und dem DVGS gestalteten “Jahrestagung 2003” im Vorfeld und während des 38. Deutschen Kongresses für Sportmedizin und Prävention im vergangenen Herbst an der Universität Potsdam gehalten haben, für dieses Schwerpunktheft zur Verfügung gestellt. Hierfür sei ihnen an dieser Stelle von Seiten der Redaktion und Schriftleitung herzlich gedankt. Wir brauchen solche fundierten Übersichtsartikel dringlich, um im Wettbewerb mit anderen Anbietern von Präventionsmaßnahmen mithalten zu können. Dabei spricht vieles dafür, dass z. Zt. eine hohe Chance für eine Sensibilisierung für die Notwendigkeit von Bewegung besteht. Auch scheint die Politik hierfür offen zu sein, vorausgesetzt einige Qualitätskriterien werden eingehalten.

Das Gleiche gilt für die Bewegungstherapie, wobei die Sporttherapie neben ihrer trainingswissenschaftlichen Ausrichtung heute insbesondere mit ihrem ganzheitlichen Ansatz, d. h. ihren ressourcenorientierten, salutogenen und edukativen Elementen hei der Beherrschung chronischer Erkrankungen durchaus auf fruchtbaren Boden fällt. Auch hier gilt allerdings, die Aufforderung fast aller Autoren aufzugreifen und notwendige weitere Studien entweder selbst zu initiieren was den meisten klinisch tätigen Kolleginnen und Kollegen neben dem Alltagsgeschäft nur selten gelingen wird - oder aber mit Hochschul- und Universitätsinstituten solche gemeinsam durchzuführen, da feststeht, dass sowohl in Prävention wie Rehabilitation zukünftig die Kostenträger nur noch dort mitspielen (d. h. mitbezahlen), wo vorgegebene Qualitätssicherungsverfahren und entsprechende Kriterien eingehalten werden. Dieses erfordern schon unsere “leeren Kassen”. Eingedenk dieser Situation hoffen wir, Ihnen mit diesem Einstieg in die “Evidenzbasierte Medizin” Appetit auch auf den wissenschaftlichen Teil gemacht zu haben.

Ihr Klaus Schüle

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