DO - Deutsche Zeitschrift für Osteopathie 2004; 2(02): 9
DOI: 10.1055/s-2004-818841-2
Science
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Hippokrates Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co.KG Stuttgart

Kommentar

Florian Schwerla
Römerschanzweg 5, 82131 Gauting
,
Karl-Ludwig Resch
Forschungsinstitut für Balneologie und Kurortwissenschaft, Lindenstr. 5, 08645 Bad Elster
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Publication Date:
09 June 2004 (online)

Wer Kinder hat, hat möglicherweise auch selbst die Erfahrung gemacht: nicht alle Kinder sind gleich "pflegeleicht". Während manche Säuglinge ihr erstes Lebensjahr buchstäblich "verschlafen", quälen andere sich und ihre Umwelt mit stundenlangem Schreien. Der Kinderarzt sucht eine Weile nach allen möglichen vermeintlichen Ursachen wie Schmerzen, Krämpfen oder Fieber. Ohne eindeutigen somatischen Befund bleibt am Ende eine Diagnose wie "Schreikind" oder "Dreimonatskolik" und der Griff zu allerlei Hausmittelchen vom Tee über das Weglassen bestimmter Nahrungsmittel bis hin zu Medikamenten.

Studien zu dem Thema zeigen, dass vieles ein wenig hilft aber nichts viel. Da auch Osteopathen berichten, ihre therapeutischen Bemühungen seien auffallend erfolgreich, war die Zeit reif, durch eine kontrollierte Studie zu einer verlässlicheren Aussage zu kommen.

Es gibt wenige klinische Fragestellungen, bei denen das Zielkriterium so eindeutig und unstrittig ist wie im vorliegenden Fall. Und wenige Situationen, wo es sich so einfach, gut und präzise erfassen lässt wie im vorliegenden Fall. Zielkriterium ist, was Eltern und Kinder gleichermaßen peinigt: Dauer und Intensität des Schreiens. Wenn man bedenkt, dass es keine wirklich nachgewiesenermaßen zuverlässige Therapie gibt, dann wurde den Kindern in der Kontrollgruppe ("übliche Therapie") nichts definitiv vorenthalten. Zumindest nicht, bis die Ergebnisse der Studie vorlagen.

Sieht man sich die Ergebnisse an, dann braucht man eigentlich keinen Statistiker mehr bemühen. Jede geplagte Mutter (und natürlich auch Vater) gäbe viel, wenn sich dadurch Intensität und Dauer der "Schreiattacken" halbieren ließen. Darin liegt die eigentliche "Message" der Studie. Wenn jetzt noch eine ähnliche Studie belegen könnte, dass die Ergebnisse reproduzierbar sind, dass also bei anderen Kindern an einem anderen Ort und mit anderen Therapeuten im Prinzip das Gleiche herauskommt, dann sollte das mehr als eine Schlagzeile wert sein. Dann würden sich wohl auch die in vielen Städten ansässigen "Schreiambulanzen" in Zukunft der Osteopathie gegenüber etwas aufgeschlossener zeigen.