Zusammenfassung
Auf der Basis verschiedener methodischer Zugänge - postalische Befragungen, fallbezogene
Interviews und Fokusgruppen - wurde untersucht, welche Einstellungen Hausärzte in
Bezug auf den Bedarf an Rehabilitationsleistungen im Allgemeinen bzw. an einzelnen
Maßnahmearten im Besonderen aufweisen und welche Nutzeneinschätzungen damit einhergehen.
Ermittelt wurden eine positive Grundeinstellung im Ganzen sowie differenzierte Einstellungen
in Bezug auf einzelne Maßnahmen. Einen Nutzen bescheinigen die Hausärzte in der überwiegenden
Mehrzahl der Fälle, wobei sich die hausärztlichen Nutzenkriterien von den gesetzlichen
in nicht geringem Umfang unterscheiden. Hausärzte und Patienten stimmen bei der Nutzeneinschätzung
im Wesentlichen überein. Hausärztinnen betonen eher den Bedarf und den Nutzen, während
ihre männlichen Kollegen, insbesondere in den alten Bundesländern, eine skeptischere
Grundhaltung aufweisen. Die Untersuchung liefert eine Reihe von Anhaltspunkten für
die Diskussion über eine Reform des Angebots und der Inanspruchnahmebedingungen der
medizinischen Rehabilitation.
Abstract
With different methodological approaches (postal survey, case analyses and focus group
discussions) we investigated the attitudes of general practitioners (GPs) regarding
the need, demand and effectiveness of medical rehabilitative measures. General Practitioners
have a rather positive attitude towards rehabilitation in general. Male GPs have a
tendency to be more sceptical than female GPs. With regard to the different measures
within the German system, GPs show a differentiated opinion. They see a high number
of patients who have a good benefit, though their definition of benefit differs from
the statutory criteria for needs and outcomes. Patients and GPs mostly agree in their
estimation of the outcome. Recent political ideas on improvement of the rehabilitative
system are discussed on the basis of the results.
Schlüsselwörter
Medizinische Rehabilitation - Hausarzt - Bedarf - Nachfrage - Effekt - Nutzen
Key words
Medical rehabilitation - attitudes of general practitioners - need - demand - outcome
- benefit
Literatur
- 1
Deck R, Heinrichs K, Koch H. et al .
„Schnittstellenprobleme” in der medizinischen Rehabilitation; die Entwicklung eines
Kurzfragebogens zur Ermittlung des Informations- und Kommunikationsbedarfs bei Hausärzten.
Gesundheitswesen.
2000;
62
431-436
- 2 Dunkelberg S, Bussche H van den. Der Nutzen von Maßnahmen zur medizinischen Rehabilitation
aus hausärztlicher Sicht. Abschlussbericht. Hamburg; Universität Hamburg 2002
- 3 Dunkelberg S, Bussche H van den. Triangulation: Der Umgang mit abweichenden Ergebnissen
beim Einsatz verschiedener Forschungsmethoden. 2004 (in Vorbereitung)
- 4
Dunkelberg S, Lachmann A, van den Bussche H, Müller K.
Was denken Hausärzte aus den neuen und alten Bundesländern über Rehabilitation?.
Das Gesundheitswesen.
2002;
64
369-374
- 5
Hansmeier T, Vogt K, Spyra K, Müller-Fahrnow W.
Zum Begriff und zur Messbarkeit der Rehabilitationsbedürftigkeit - Ein Rahmenkonzept
für einen mehrdimensionalen Untersuchungsansatz.
Die Rehabilitation.
1999;
38
(Suppl 2)
86-92
- 6
Lachmann A, Bussche H van den, Dunkelberg S, Ehrhardt M.
Der Bedarf an Rehamaßnahmen aus allgemeinärztlicher Sicht.
Die Rehabilitation.
1999;
38
(Suppl 2)
148-153
- 7
Lachmann A, Bussche H van den, Müller K, Dunkelberg S, Ehrhardt M.
Der Nutzen von medizinischen Maßnahmen zur Rehabilitation aus hausärztlicher Sicht
- ein Ost-West-Vergleich.
Zeitschrift für Allgemeinmedizin.
2000;
76
401-405
- 8
Raspe H, Héon-Klin V.
Zur empirischen Ermittlung von Rehabilitationsbedarf.
Die Rehabilitation.
1999;
38
(Suppl 2)
76-79
- 9
Rehfeld U, Bütefisch T.
Medizinische Rehabilitation - Quantitative Entwicklungen und Strukturveränderungen
in Vergangenheit und Zukunft.
Die Rehabilitation.
1999;
38
(Suppl 2)
93-99
- 10
Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen. Gutachten 2000/2001. Bedarfsgerechtigkeit und Wirtschaftlichkeit Baden-Baden; Nomos
2002 auch verfügbar über URL: www.svr-gesundheit.de/gutachten
- 11
Schmidt S, Morfeld M, Petersen C, Bullinger M.
Die Bedeutung subjektiver Indikatoren bei der Ermittlung des Gesundheitsbedarfs.
Praxis klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation.
2003;
63
278-284
- 12
Spyra K, Müller-Fahrnow W, Hansmeier T, Bentz J, Tittel B.
Demographische und kurative Bedingungsfaktoren des Reha-Bedarfs - Möglichkeiten und
Grenzen von einfachen Zeitreihenmodellen.
Die Rehabilitation.
1999;
38
(Suppl 2)
80-85
1 Im Mittelpunkt der Untersuchung standen Fachärzte und Fachärztinnen für Allgemeinmedizin
und praktische Ärzte und Ärztinnen. Diese sind im Folgenden gemeint, wenn von Hausärzten
die Rede ist.
2 Der Begriff objektiver Bedarf beinhaltet also hier - im Gegensatz zu der Sichtweise
das Sachverständigenrates, wie sie eingangs dargestellt wurde - den subjektiven Bedarf
nicht mehr unbedingt.
3 Die Hausärzte der Fokusgruppen benutzten die Begriffe Kur und Reha regelmäßig ohne
klare Differenzierung nebeneinander. Auf Nachfrage war ihnen der Unterschied zwar
bekannt, aber im allgemeinen Sprachgebrauch fehlt die Differenzierung. Daher blieben
die Untersucher begrifflich - auch in den anderen Teilen der Untersuchung - bei den
von den Hausärzten selbst gewählten Begrifflichkeiten, wenn es um das Rehabilitationswesen
im Ganzen ging, ohne damit eine Gleichstellung implizieren zu wollen.
4 Die auf der 5-stufigen Skala erzielten Skalenwerte wurden dazu nach entsprechender
Umpolung addiert und diese Summe wiederum in drei, annähernd gleich große Bereiche
unterteilt (4-9, 10-14, 15-20).
5 Die vergleichbar formulierten Skalen waren 5-stufig (lehne ganz ab - stimme voll
zu). Völlige Übereinstimmung bedeutet die Vergabe gleicher Werte, gleichgerichtete
Übereinstimmung die Vergabe benachbarter Skalenwerte, Abweichung wurde als gegeben
angenommen, wenn die Skalenwerte um 2 oder mehr Punkte abwichen.
Sandra Dunkelberg
Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52
20246 Hamburg
Email: dunkelbe@uke.uni-hamburg.de