Klin Monbl Augenheilkd 2004; 221(10): 854-861
DOI: 10.1055/s-2004-813712
Klinische Studie

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Dynamik der Vergenz und Variabilität der Fixationsdisparität bei Schulkindern mit Lese-Rechtschreib-Schwächen[*]

Vergence Dynamics and Variability of Fixation Disparity in Dyslexic ChildrenW. Jaschinski1 , M. König1 , R. Schmidt2 , D. Methling3
  • 1Institut für Arbeitsphysiologie an der Universität Dortmund (IfADo)
  • 2Lernförderzentrum Gladbeck
  • 3Bereich Augenoptik, Fachhochschule Jena
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Publication History

Eingegangen: 26.3.2004

Angenommen: 16.9.2004

Publication Date:
21 October 2004 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Mit neuen computergesteuerten psychophysischen Testverfahren ist es möglich, zeitliche Eigenschaften der beidäugigen Koordination quantitativ zu erfassen. In dieser Studie wird geprüft, ob diese Verfahren auch bei Kindern anwendbar sind und ob sich damit Beeinträchtigungen in der Vergenzdynamik und -stabilität nachweisen lassen, die in der Literatur bei Kindern mit Lese-Rechtschreib-Schwächen beschrieben sind. Methoden: Zur Erfassung der Variabilität der Vergenzstellung (Fixationsdisparität) wurden auf einem Computermonitor ein stationärer Fusionsreiz und zwei senkrechte, haploskopische Noniuslinien wiederholt kurzzeitig mit unterschiedlichem horizontalen Versatz dargeboten. Aus der Variabilität der Testantworten ließ sich ein Maß für die Variabilität der Vergenz ermitteln. Eine Abschätzung der Vergenzgeschwindigkeit erfolgte durch Noniuslinien, die 400 ms nach einer sprungartigen Disparitätsänderung von 30 Winkelminuten gezeigt wurden. Die Gesamtstichprobe umfasste 66 Kinder im Alter von 7 - 16 Jahren, von denen 16 in Kontrolltests die Noniuslinien nicht hinreichend gut lokalisieren konnten. Sie wurden daher aus der folgenden Analyse ausgeschlossen. Ergebnisse: Von den verbleibenden 50 Kindern zeigte eine Gruppe von 30 Schülern mit verschiedenen Formen von Lese-Rechtschreib-Schwächen sowohl in der abgeschätzten Konvergenzgeschwindigkeit als auch in der Variabilität der Fixationsdisparität eine nahezu signifikant schlechtere Vergenzleistung als eine Kontrollgruppe (n = 20), wobei diese beiden Messparameter miteinander korrelierten. Schlussfolgerungen: Dieses Ergebnismuster bestätigt frühere Befunde und spricht für die weitere Erforschung zeitlicher Aspekte der Vergenz bei Lese-Rechtschreib-Schwäche. Dazu sind die vorgestellten Verfahren ab etwa einem Alter von 10 Jahren anwendbar.

Abstract

Background: New computer-controlled psychophysical procedures allow one to measure some temporal aspects of binocular coordination. The present study investigates whether these procedures can be operated by children and whether the tests are useful to detect previously reported impairments in dynamics and stability of vergence in children with disability in reading and writing. Methods: To assess the variability in vergence accuracy (fixation disparity), a stationary fusion stimulus appeared on a computer monitor superimposed by short-term presentations of two dichoptic vertical nonius lines with varying horizontal offset. From the variability of the responses, a measure of vergence variability was deduced. Vergence velocity was estimated with nonius lines that appeared at a fixed delay of 400 ms after a sudden change in disparity of 30 minutes of arc. The full sample comprised 66 children, aged 7 - 16 years. 16 of these were not able to localize the nonius lines accurately in a control condition; therefore, these children were excluded from the following analysis. Results: In the remaining 50 children, a group of 30 pupils with different aspects of disability in reading and writing had a nearly significant worse vergence performance both with respect to convergence velocity and to variability of fixation disparity (as compared to a control group of n = 20). These two findings corresponded to each other since convergence velocity and variability of fixation disparity were correlated. Conclusions: The results confirm previous reports and suggest further research on temporal aspects of vergence with respect to dyslexia. The computer-controlled test procedures are applicable in children of about 10 years or older.

1 Anmerkung

1 Diese Studie entstand im Rahmen einer Diplomarbeit am „Institut für Arbeitsphysiologie an der Universität Dortmund” und in Zusammenarbeit mit dem „eLZet! Lernförderzentrum” und „Augenoptik Volmering” in Gladbeck.

Literatur

1 Anmerkung

1 Diese Studie entstand im Rahmen einer Diplomarbeit am „Institut für Arbeitsphysiologie an der Universität Dortmund” und in Zusammenarbeit mit dem „eLZet! Lernförderzentrum” und „Augenoptik Volmering” in Gladbeck.

Dr. Wolfgang Jaschinski

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