Gesundheitswesen 2004; 66(8/09): 492-498
DOI: 10.1055/s-2004-813413
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das Angebot an gemeindenahen beruflichen Rehabilitationsmöglichkeiten für psychisch kranke Menschen in der Bundesrepublik

Facilities Offered by Community-Oriented Professional Rehabilitation Centres for Mentally Challenged Persons in the Federal Republic of GermanyD. Albrecht1 , A. Bramesfeld1
  • 1Abteilung für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover
Wir danken den Mitarbeitern des REHADAT-Informationssystems am Institut der deutschen Wirtschaft in Köln, Herrn Dr. Gerke von der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation und den Mitarbeitern der Bundesarbeitsgemeinschaften der Berufsbildungswerke, Berufsförderungswerke, Rehabilitation psychisch kranker Menscher und der Beruflichen Trainingszentren für ihre freundliche Unterstützung und Bereitstellung von Informationen.
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Publication Date:
16 September 2004 (online)

Zusammenfassung

Fragestellung: Berufliche Rehabilitation ist ein wichtiger Bestandteil der gemeindeorientierten Versorgung psychisch kranker Menschen. Wie ist das Angebot an Einrichtungen, die Hilfen zur Teilhabe am Arbeitsleben für psychisch kranke Menschen anbieten, in Deutschland hinsichtlich Flächendeckung, Wohnortnähe und Leistungsanspruch an die Rehabilitanden strukturiert? Methode: Recherche der REHADAT-Datenbank, ergänzt durch Informationen der in die berufliche Rehabilitation involvierten Bundesarbeitsgemeinschaften. Analyse der Ergebnisse auf der Basis einer kartografischen Einordnung der identifizierten Einrichtungen. Ergebnis: Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen verfügen über die meisten Einrichtungen zur beruflichen Rehabilitation für psychisch Kranke. In den neuen Bundesländern und einigen westlichen Flächenstaaten bestehen eher wenige, vereinzelte Einrichtungen. Rehabilitationseinrichtungen für psychisch kranke Menschen (RPK) und Berufliche Trainingszentren (BTZ) finden sich bundesweit vor allem in mittleren und größeren Städten, Berufsbildungswerke (BBW) und Berufsförderungswerke (BFW) hingegen überwiegend in ländlichen Gebieten. Ein flächendeckendes wohnortnahes Angebot für die berufliche Rehabilitation psychisch Kranker existiert vor allem in Nordrhein-Westfalen durch ein dichtes Netz an RPKs. Diskussion und Schlussfolgerung: Das Angebot zur beruflichen Rehabilitation in außerbetrieblichen Einrichtungen für psychisch Kranke hat sich in den letzten Jahren verbessert. Entwicklungsbedarf besteht dennoch in vielen Ländern, insbesondere für psychisch Kranke ohne Berufserfahrung. Auffällig ist, dass Flächenstaaten mit nur wenigen Einrichtungen und fehlender Wohnortnähe überwiegend Rehabilitation in Zentren anbieten. Hier sollte der Aufbau dezentraler Strukturen forciert werden.

Abstract

Objective: Vocational rehabilitation is an important component of community-oriented mental health care. How is the situation of supply with vocational rehabilitation facilities in Germany offering their services to mentally challenged persons? Method: Search of a Germany-wide rehabilitation database, supplemented by information from the Federal Working Groups on Vocational Rehabilitation. Cartographical classification of the identified facilities. Analysis of the results in a comparison of the situation in the 16 German States (Länder). Results: The Länder of North Rhine Westphalia, Bavaria, Baden-Wuerttemberg and Lower Saxony offer the greatest number of vocational rehabilitation facilities to mentally challenged persons. In all East German and in some of the West German Länder vocational rehabilitation facilities are restricted to some areas and to certain vocational preconditions. Many of the facilities in these areas are structured as centres and situated in rural areas. Hence, they lack community-orientation. Only North-Rhine Westphalia offers country-wide community-oriented vocational rehabilitation facilities to mentally challenged persons, which are not restricted to certain vocational preconditions. Discussion and conclusions: The supply with vocational rehabilitation facilities for mentally challenged persons has improved during recent years. Nevertheless, the situation in many of the German Länder needs to be improved, particularly in respect of the availability of rehabilitation facilities for younger mentally challenged persons without prior working experience. The implementation of decentralised community-oriented facilities should be favoured in centres, especially in larger sparsely populated areas.

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1 Bremen hat eine Satellitenstruktur aufgebaut, mit der auch das niedersächsische Umland mit den Außenstellen in Stade, Osnabrück, Oldenburg und Verden versorgt wird.

2 Nicht berücksichtigt, da keine offiziellen RPKs, wurden die in der Untersuchung der Aktion Psychisch Kranke ausgewiesenen Übergangsheime im Bereich des Landschaftsverbandes Rheinland, die auf der Basis einer Belegungsvereinbarung der LVA Rheinprovinz berufliche Rehabilitation betreiben (vgl. [11]).

Daniela Albrecht

Abteilung für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover, OE 5410

Carl-Neuberg-Str. 1

30625 Hannover

Phone: 05 11/5 32 44 51

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