Gesundheitsökonomie & Qualitätsmanagement 2004; 9(5): 315-321
DOI: 10.1055/s-2004-813331
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zur Nutzenbewertung der Therapie der Tumor- oder Tumortherapie assoziierten Anämie mit Erythropoetin beta

Benefit Evaluation of Erythropoetin beta in the Treatment of Tumor- and Tumor Therapy-induced AnemiaR. Rychlik1
  • 1Institut für Empirische Gesundheitsökonomie, Burscheid
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
27. September 2004 (online)

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Zusammenfassung

Mit der Einführung des GKV-Modernisierungsgesetzes ist auch die Bewertung des Nutzens von Arzneimitteln in das SGB V eingeführt worden. Dabei wird in erster Linie der Nachweis des Kollektivnutzens zumindest aber eines Zusatznutzens gefordert. Zwar hat der Gesetzgeber auf die Ausweisung von Kosten ausdrücklich verzichtet, demnach lässt sich auch ein „ökonomischer Nutzen” als Zusatznutzen darstellen. Dies betrifft insbesondere Arzneimittel, die für sog. „geringfügige” Gesundheitsstörungen häufig und bei hohem Preis im Vergleich zu kostengünstigeren Therapiealternativen eingesetzt werden und damit von Bedeutung sind. Ein Beispiel hierfür ist die Therapie der Tumor- oder Tumortherapie assoziierten Anämie mit Erythropoetin beta. Zur Bewertung des Nutzens wurde eine systematische Literaturanalyse durchgeführt, die den Stellenwert des Krankheitsbildes, der Therapie und Therapiealternativen aufgrund des internationalen Schrifttums abbildet. Danach ist als Ergebnis festzuhalten, dass die Tumor- oder Tumortherapie assoziierte Anämie eine behandlungsbedürftige Erkrankung ist, die sowohl Überlebenszeit und Prognose als auch den Therapieerfolg beeinflusst. Sie kann auch unter Einbeziehung ihres Kardinalsymptoms nicht als geringfügige Gesundheitsstörung eingestuft werden. Hauptzielparameter sind neben Compliance und Verbesserung der Symptomatik Letalität und Lebensqualität. Daten zur Versorgungsqualität in Deutschland wurden nicht gefunden. Für Erythropoetin beta lässt sich ein klinischer Nutzen bezüglich Symptomatik, Lebensqualität und Versorgungsadministration (ambulante Therapie, Selbstapplikation) nachweisen. Dieser Kollektivnutzen wird ergänzt durch einen Zusatznutzen für Lebensqualität, Einsparung von Transfusionen und Selbstapplikation im Vergleich zur Therapiealternative Bluttransfusion. Der Nachweis eines Einflusses auf Versorgungsqualität, Letalität und Ökonomie steht dagegen noch aus.

Abstract

By launching the recent “GKV-Modernisierungsgesetz” in Germany the evaluation of drug benefits was introduced into the German social law. Both overall benefit and add on benefit comparing therapeutical alternatives are acknowledged. Costs are not mandatory but may be included as “economical benefit”. This addresses particularly drugs for minor diseases, which are prescribed frequently including a high price. The therapy of tumor- and tumor therapy-induced anemia with erythropoetin beta may be an example for the screening procedure. To evaluate the benefit a systematic literature review was conducted, to assess the importance of the disease, therapy and therapeutical alternatives by applying international literature. As a result tumor- and tumor therapie-induced anemia has to be treated, as the disease is relevant for both, survival and prognosis of the cancer patient. There is no reasonable background to rank anemia as a minor disease. Primary endpoints are compliance, improvement of symptoms, survival and quality of life. Health services research data are not available for Germany at this time. Erythropoetin beta reveals a clinical benefit in terms of improving symptomatology, quality of life and health services administration (ambulatory therapy, self-application). This overall benefit is assisted by an add on benefit for quality of life, transfusion savings and self application if compared to blood transfusion. There is not yet evidence for any influence on health services quality improvement, survival and costs.

Literatur

Prof. Dr. Dr. med. Reinhard Rychlik

Institut für Empirische Gesundheitsökonomie

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