manuelletherapie 2004; 8(1): 1-2
DOI: 10.1055/s-2004-812804
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

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Publication Date:
25 February 2004 (online)

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

gerade halten Sie die Manuelle Therapie mit neuem „Outfit” in den Händen. Gefällt Sie Ihnen?

Abb. 1 Claus Beyerlein

Die Zeitschrift befindet sich jetzt im 8. Jahrgang und hat nach nunmehr 7 Jahren ein neues Gesicht bekommen. Und noch etwas hat sich - wie in Heft 3/2003 bereits angekündigt - verändert: Ab diesem Jahr versorgen wir Sie mit 5 statt 4 Ausgaben pro Jahr. In diesem Zusammenhang freue ich mich sehr, Corinna Udvardi im Herausgeberteam willkommen zu heißen. Corinna ist diplomierte Physiotherapeutin (OMT) aus Österreich und ergänzt unser internationales Team seit Dezember 2003.

Seit Mai 2003 bin ich selbst als Mitherausgeber der Manuellen Therapie tätig, und die Arbeit mit einem hoch motivierten und qualifizierten Team macht von Tag zu Tag mehr Spaß. Die Basis meiner manualtherapeutischen Ausbildung bildete das Kaltenborn-Evjenth-Konzept, bevor ich im Jahr 2001 ein 1-jähriges Studium an der Curtin University of Technology in Perth/Australien mit dem Master of Manipulative Therapy abschloss. Neben dem Studium der Diplomsportwissenschaft an der Universität Tübingen habe ich vor allem in „Down Under” die Materie des wissenschaftlichen Arbeitens kennen und schätzen gelernt. Gerade in Zeiten von „Reformen” und Veränderungen in der physiotherapeutischen Ausbildung und im Zeichen von Evidence Based Medicine und Qualitätssicherung, können Sie mir eines glauben: Wir kommen an einer wissenschaftlicheren Denk- und Handlungsweise nicht mehr vorbei! An dieser Stelle zitiere ich aus dem 1. Editorial der Manuellen Therapie im März 1997:

„Die Entwicklung im Gesundheitswesen geht immer mehr dahin, die Notwendigkeit einer medizinischen Leistung über die wissenschaftlich erwiesene Wirksamkeit und auch über den wirtschaftlichen Nutzen darzustellen. Das bedeutet für uns, die wir in der Physiotherapie tätig sind, dass es nicht mehr ausreicht, einen Patienten gut zu behandeln. Wir müssen auch dem Kostenträger zeigen können, wie effektiv unsere Therapiemöglichkeiten sind und wo die Vorteile für das Gesundheitswesen liegen, wenn die Manuelle Therapie zum Einsatz kommt.”

In Zukunft werden sich allerdings nicht nur die Kostenträger, sondern auch unser Kapital - die Patienten - verstärkt für unsere Arbeit interessieren. Sie werden eher denjenigen Manualthera­peuten die € 10 Praxisgebühr bezahlen wollen, die sie von der Effektivität ihrer Arbeit überzeugen können. Demzufolge besteht die Hauptaufgabe dieser Zeitschrift darin, Sie, liebe Leser, mit interessanten und hochwertigen Studien und Informationen für die tägliche Praxis am Patienten zu versorgen.

Wie kann man sich also mit wissenschaftlichen Themen praktisch auseinander setzen, auch wenn man keine akademische Ausbildung durchlaufen hat? Ist so etwas überhaupt erlernbar? Ja, das ist es, und ich möchte Ihnen gerne ein Beispiel nennen:

Wissenschaft für den Praxisalltag ist die Devise der Projektgruppe Wissenschaftliches Arbeiten im Landesverband Baden-Württemberg (ZVK). Zum Gründungsteam der Projektgruppe, die seit April 2003 existiert, gehören neben meiner Wenigkeit noch Fritz Koller (Thieme Verlag) und Anke Zillessen (Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit LV Ba-Wü). In so genannten Journal Clubs trafen sich im September und Oktober 2003 ungefähr 15 Physiotherapeuten und diskutierten über 2 wissenschaftliche Studien zum Thema Zervikogener Kopfschmerz. Die Veranstaltungen werden durch Schwerpunktreferate zum Thema Literaturrecherche und Checkliste: wissenschaftlicher Artikel ergänzt.

Da das Angebot bestens angenommen wird, sind auch in 2004 weitere Journal Clubs geplant. Des Weiteren bietet die Projektgruppe in diesem Jahr eine Posterwerkstatt an. Dort soll gezeigt und bei einem 2. Termin praktisch umgesetzt werden, wie ein Poster als eine Form der wissenschaftlichen Veröffentlichung entsteht. Weitere Informationen finden alle Interessenten unter: www.physio-verband.de.

Zu guter Letzt stellen auch internationale Konferenzen eine Möglichkeit des Wissensaustauschs zwischen Manualtherapeuten dar. Die Plattform für Manualtherapeuten wirft ihren Schatten voraus: die bevorstehende IFOMT-Konferenz in Kapstadt/Südafrika im März dieses Jahres. Natürlich schmeichelt uns Ann Moore (Herausgeberin der Zeitschrift Manual Therapy), wenn Sie sagt:

„Auf jeder internationalen Konferenz über Muskuloskelettale Therapie wird deutlich, was der Welt möglicherweise an deutscher Forschungsarbeit entgeht [...].”

Zwar ist der Austausch zwischen deutschen und anglophonen Forschern noch immer sehr gering, aber wir müssen uns dennoch nicht verstecken. Ich stimme Ann Moore zu, dass wir Wege finden müssen, um neues Wissen und neue Forschungsergebnisse über Sprachgrenzen hinweg zu sichern. Deshalb sind Sie alle aufgefordert, auch internationale Konferenzen zu besuchen. Sie werden sehen, es lohnt sich.

In diesem Sinne: Auf nach Südafrika - und bleiben Sie uns gut gewogen!

Ein spannendes und erfolgreiches Jahr 2004 wünscht Ihnen

Claus Beyerlein

C. Beyerlein, PT MT, Herausgeber Manuelle Therapie

MManipTh, (CurtinUniversity/Australien), Mulligan Instruktor (MCTA) Diplomsportwissenschaftler

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