Einleitung
In Europa beträgt die Prävalenz der chronischen Herzinsuffizienz etwa 0,4 - 2 % [1 ]. Die Prognose der Herzinsuffizienz ist weiterhin als schlecht anzusehen. So verstirbt
etwa die Hälfte der Patienten innerhalb von vier Jahren nach Diagnosestellung. Ein
häufig zu beobachtendes Symptom bei Patienten mit eingeschränkter linksventrikulärer
Pumpfunktion ist die Cheyne-Stokes-Atmung (CSA). Ältere Untersuchungsreihen beschreiben
eine Prävalenz der CSA von zirka 40 % [2 ]
[3 ]. Man muss jedoch davon ausgehen, dass mit den verbesserten Behandlungsmöglichkeiten
der Herzinsuffizienz (β-Blocker, ACE-Hemmer, Resynchronisationstherapie mittels biventrikulärer
Schrittmacher) die Häufigkeit der CSA in den letzten Jahren abgenommen hat. Die Mortalität
von Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz und CSA ist im Vergleich zu Patienten
mit vergleichbarer linksventrikulärer Funktionseinschränkung ohne CSA deutlich erhöht
[4 ]
[5 ].
Die adaptive Servoventilation (ASV) ist ein neues nicht-invasives Beatmungsverfahren
zur spezifischen Behandlung der CSA bei Patienten mit Herzinsuffizienz. Im Akutversuch
ist die ASV besser wirksam als die nasale Gabe von Sauerstoff, oder die nicht-invasive
Beatmung mit CPAP oder druckbegrenzten Bilevel-System [6 ]. Ziel der vorliegenden Studie war es, erstmals die längerfristigen Effekte der ASV
auf die CSA, die Mittagsschlafdauer, die Nykturie und die herzspezifische Lebensqualität
zu untersuchen.
Methodik
Elf Patienten mit kongestiver Herzinsuffizienz in den NYHA-Stadien II-IV mit eingeschränkter
linksventrikulärer Pumpfunktion (EF < 40 %) und mit Nachweis einer Cheyne-Stokes-Atmung
(AHI > 20/h) wurden über sechs Wochen mit ASV behandelt. Vor Aufnahme in die Studie
erfolgte bei allen Patienten eine Optimierung der kardiologischen Therapie. Alle Untersuchungen
zur Bestimmung der Erfolgsparameter wurden nach der Optimierungsphase am Tag vor Beginn
der Behandlung mit ASV durchgeführt und am Ende der Behandlungsphase wiederholt.
Es erfolgte eine komplette Polysomnographie. Die Methodik wurde an anderer Stelle
beschrieben [6 ]. Die Patienten führten ein Tagebuch, in dem sie die Dauer des Mittagsschlafes abschätzten
und die Häufigkeit von nächtlichem Wasserlassen bezifferten. Außerdem füllten die
Patienten einen Fragebogen zur Quantifizierung der herzspezifischen Lebensqualität
(Minnesota Living with Heart Failure Questionnaire) aus.
Die ASV (AutoSetCS®, ResMed, Mönchengladbach) stellt ein neues Beatmungsverfahren
dar, das speziell zur Behandlung der Cheyne-Stokes-Atmung entwickelt wurde [6 ]. Dabei erhält der Patient antizyklisch zur eigenen Atmung eine variable Druckunterstützung,
die der Servoventilator für jeden Atemzug neu festlegt. Über einen integrierten Pneumotachographen
analysiert das Gerät die Spontanatmung des Patienten. In Phasen mit normaler Atemaktivität
erhält der Patient lediglich eine minimale Druckunterstützung, wobei werksseitig ein
Wert von 5 cm H2 O eingestellt ist. Bei nachlassender Spontanatmung reguliert der Mikroprozessor von
AutoSetCS die Gebläsedrehzahl solange nach oben, bis der maximal mögliche inspiratorische
Druck erreicht ist oder die aktuelle Druckunterstützung eine Steigerung der Ventilation
bewirkt, die 90 % des durchschnittlichen Atemminutenvolumens der letzten 10 Minuten
entspricht. Nimmt die spontane Atemaktivität des Patienten dagegen zu, wird die Druckunterstützung
pro Atemzug reduziert. Der endexspiratorische Druck wird vom Anwender vorgegeben und
wurde in dieser Studie auf 5 cm H2 O eingestellt. Endinspiratorischer Druck, minimale und maximale Druckamplitude und
Atemfrequenz werden von AutoSetCS in dem für diese Studie gewählten Standardmodus
automatisch eingestellt. Zwar ist eine manuelle Festsetzung dieser Regelgrößen möglich,
doch wurde darauf ausdrücklich verzichtet. Im Falle von Apnoen wählt das Gerät eine
feste Frequenz von 15 pro Minute. Ansonsten entspricht die Atemfrequenz weitgehend
der Spontanfrequenz des Patienten. Die Nutzungsdauer am aktuellen Tag kann mit Hilfe
der Software ausgelesen werden.
Ergebnisse
Alle Patienten wurden einheitlich mit einer Nasen-/Mundmaske und mit der Standardeinstellung
des AutoSetCS-Gerätes (EEP 5 cm H2 O, Amplitude 3 - 10 cm H2 O) behandelt.
Die Patientencharakteristika sind in Tab. [1 ] zusammengefasst. Die Beatmung mit AutoSetCS wurde gut toleriert. Bei 3 der 11 Patienten
waren allerdings mehrfache Maskenkorrekturen notwendig.
Tab. 1 Patientencharakteristika
Patientendaten
Geschlecht
21♂
Alter (Jahre)
70 ± 5
BMI (kg/m2 )
29,1 ± 4,3
EF Ausgangswert (%)
37,6 ± 2,2
EF med. Optimierung (%)
38,0 ± 2,2
RR systolisch (mmHg)
147 ± 15
RR diastolisch (mmHg)
75 ± 9
Abb. [1 ] zeigt die Verbesserung der nächtlichen Atmungsstörung. Mit AutoSetCS konnte eine
Reduktion des AHI von unbehandelt 48,2 ± 11,6 auf 6,4 ± 8,3/h (p < 0,001) erreicht
werden. Der Arousalindexnahm von 33,9 ± 12,5 auf 18,4 ± 9,3/h ab (p < 0,05). Bei zwei
Patienten stieg der AI infolge einer ausgeprägten Leckageströmung wegen Mundatmung
unter Beatmung an (Abb. [2 ]). Vor Therapie fand sich bei Verwendung der Epworth-Skala eine nur mäßig ausgeprägte
Tagesschläfrigkeit, die sich unter Therapie nicht signifikant änderte (Tab. [2 ]). Unter Anwendung von AutoSetCS kam es zu einer Abnahme der Nykturie und der täglichen
Mittagsschlafdauer (Tab. [2 ]). Die Einschätzung der herzspezifischen Lebensqualität anhand des Minnesota-Fragebogens
zeigt eine Abnahme des Fragebogen-Scores von 43,5±21,1 auf 27,6±15,7 (p = 0,02) (Abb.
[3 ]). Die Abnahme der Lebensqualität bei einem unserer Patienten ist wahrscheinlich
auf Klaustrophobie unter der Beatmungsmaske und die Geräuschentwicklung am Schlitz
für den Luftaustritt zurückzuführen.
Abb. 1 Apnoe-Hypopnoe-Index vor und nach 6 Wochen Therapie mit AutoSetCS (p < 0,001).
Abb. 2 Arousalindex vor und nach 6 Wochen Therapie mit AutoSetCS (p < 0,05).
Abb. 3 Minnesota-Fragebogen-Scores vor und nach 6 Wochen Therapie mit AutoSetCS (p = 0,02).
Tab. 2 Mittagsschlafdauer, Nykturie und Schläfrigkeitsscore vor und nach 6 Wochen Behandlung
mit AutoSetCS
AutoSetCS
vor Therapie
6 Wochen
p
Nykturie (n/Nacht)
2,9 ± 0,7
1,1 ± 0,3
0,007
Mittagsschlaf (Stunden)
1,4 ± 0,6
0,7 ± 0,4
0,004
Epworth-Schläfrigkeitsskala
9,9 ± 4,4
8,1 ± 4,6
n. s.
Diskussion
Diese Studie untersuchte bei Patienten mit Herzinsuffizienz und Cheyne-Stokes-Atmung
den Einfluss einer sechswöchigen Behandlung mit adaptiver Servoventilation (AutoSetCS)
auf die schlafbezogene Atmungsstörung, die Mittagsschlafdauer, die Nykturiefrequenz
und die herzspezifische Lebensqualität. Es fand sich eine exzellente durchschnittliche
Anwendungsdauer, eine deutliche Besserung der schlafbezogenen Atmungsstörung gemessen
am Apnoe-Hypopnoe-Index, eine relevante Abnahme des Bedarfs an Mittagsschlaf, eine
Verminderung der Nykturiefrequenz und eine deutliche Zunahme der herzspezifischen
Lebensqualität.
Das Ausmaß der Besserung der schlafbezogenen Atmungsstörung mit Reduktion des Apnoe-Hypopnoe-Index
um durchschnittlich 90 % entsprach der Größenordnung, die bereits in einer früheren
Studie, die den Effekt der adaptiven Servoventilation in der ersten Behandlungsnacht
getestet hatte, gefunden wurde [6 ]. Ebenfalls in Übereinstimmung mit dieser Studie ist die Beobachtung, dass der Arousalindex
zwar signifikant abgesenkt wird, aber nur um zirka 60 % gegenüber dem unbehandelten
Zustand. Wir konnten zeigen, dass den Arousals gehäuft Phasen mit erheblicher Leckageströmung
infolge einer schlecht abdichtenden Maske zugrunde liegen. Deshalb sollte auf die
Maskenanpassung größte Sorgfalt verwendet werden. Leider stehen nur wenige Masken
zur Verfügung, da nur die vom Hersteller gelieferten Typen verwendet werden dürfen.
Als zweite Ursache für das Auftreten von Arousals finden sich in der Polysomnographie
Hinweise darauf, dass diese durch eine rasche Drucksteigerung infolge einer plötzlich
auftretenden Apnoe entstehen könnten.
Die Besserung der schlafbezogenen Atmungsstörung mit Hilfe der adaptiven Servoventilation
ist deutlich ausgeprägter, als der Effekt von Sauerstoff, der von verschiedenen Autoren
getestet wurde [6 ]
[7 ]
[8 ]
[9 ]
[10 ]. Zwar konnte nachgewiesen werden, dass eine nächtliche Sauerstofftherapie zu einer
partiellen Besserung der CSA führt, doch war das Ausmaß der Beeinflussung uneinheitlich.
Beispielsweise fanden Andreas u. Mitarb. eine Reduktion der respiratorischen Ereignisse
um durchschnittlich 50 %, doch kam es zu keiner Besserung des Schlafprofils und außerdem
nahmen sympathische Aktivierung und Katecholaminfreisetzung paradoxerweise zu [7 ]
[11 ]. Effektiver als Sauerstoff allein ist die kombinierte Einatmung einer mit Kohlendioxid
und Sauerstoff angereicherten Luft. Die mit der Einatmung von Kohlendioxid verbundenen
Risiken und Nebenwirkungen schließen die klinische Anwendung jedoch aus [12 ].
Neben der nasalen Sauerstofftherapie gilt nasales CPAP als Standard in der Behandlung
der CSA. Verschiedene Arbeitsgruppen beschrieben eine Reduktion des Apnoe-Hypopnoe-Index
und eine Verbesserung der linksventrikulären Funktion bei Patienten mit Herzinsuffizienz
und Cheyne-Stokes-Atmung [4 ]
[13 ]
[14 ]
[15 ]
[16 ]
[17 ]. Der Effekt ist jedoch äußerst variabel, die Compliance schlecht und bei zahlreichen
Patienten findet sich trotz Akzeptanz keine klinisch relevante Besserung der Cheyne-Stokes-Atmung
[18 ]. Es scheinen insbesondere Patienten mit Herzinsuffizienz und einer Kombination aus
obstruktiver und zentraler Schlafapnoe von CPAP zu profitieren. Außerdem ist weitgehend
unklar, wie der CPAP-Druck bei diesen Patienten eingestellt werden soll. Eine neuere
Studie spricht dafür, dass bereits niedrige Druckwerte zu einem guten Behandlungsergebnis
führen - und das sowohl mit CPAP wie mit druckbegrenzter Bilevel-Beatmung [19 ]. Die Erfahrungen mit der ASV sprechen dafür, dass bis zur Stabilisierung der Atmung
höhere Druckwerte benötigt werden und dass der Druckbedarf danach reduziert werden
kann. Doch ist diese kontinuierliche Druckanpassung mit herkömmlichen CPAP- und BiPAP-Geräten
nicht möglich, da die Druckwerte für die Langzeitanwendung fest eingestellt sind.
Die Besserung der nächtlichen Atmungsstörung ging mit einer Reduktion der Mittagsschlafdauer
einher. Der regelmäßige Mittagsschlaf der Patienten in dieser Studie von durchschnittlich
eineinhalb Stunden Dauer könnte auch erklären, warum sich mit Hilfe der Epworth-Schläfrigkeitsskala
vor Therapiebeginn keine signifikant vermehrte Tagesschläfrigkeit und unter Therapie
keine richtungweisende Änderung des Punktwertes fand. In Übereinstimmung mit unseren
Ergebnissen konnten Pepperell u. Mitarb. in einer randomisierten Studie, die AutoSetCS
mit therapeutischem und subtherapeutischem Druck verglich, ebenfalls keine relevante
Veränderung des Punktwertes der Epworthskala mit dem Schweregrad der zentralen Schlafapnoe
und dem Ansprechen auf die Therapie feststellen. Wohl aber fand sich in der Gruppe
mit therapeutischer Druckeinstellung eine objektive Abnahme der Tagesmüdigkeit, die
mit Hilfe des Osler-Tests gemessen wurde [20 ].
Die in unserer Studie nachgewiesene Abnahme der Nykturie dürfte in erster Linie auf
eine Reduktion der sympathischen Aktivierung und Verminderung der ANP-Spiegel im Schlaf
infolge der Verminderung der Zahl der Weckreaktionen und der Entlastung des Myokards
durch Reduktion der intrathorakalen Druckschwankungen und damit der Wandspannung des
Herzens zurückzuführen sein [11 ]
[13 ]
[19 ].
Die nachgewiesene Besserung der herzspezifischen Lebensqualität ist am ehesten durch
die positiven Auswirkungen der Behandlung mit AutoSetCS mit Zunahme der Schlafqualität,
Abnahme der Nykturie, des Bedarfs an Mittagsschlaf und anderer Faktoren zu erklären,
die in dieser Studie nicht näher untersucht wurden. Dazu könnte die Verbesserung der
Myokardfunktion und von Herzrhythmusstörungen gehören, die sich in einer Zunahme der
Belastungskapazität äußern [7 ]
[12 ]
[14 ].
Zusammenfassend zeigt diese Studie, dass die Cheyne-Stokes-Atmung von Patienten mit
Herzinsuffizienz effektiv behandelt werden kann. Neben der Verbesserung der Schlafqualität
konnte nach sechswöchiger Therapie eine Abnahme der Nykturie und der Mittagsschlafdauer
erzielt werden. Ferner fand sich eine deutliche Verbesserung der herzspezifischen
Lebensqualität. Ob sich ähnlich ausgeprägte Effekte mit Sauerstoff oder CPAP erreichen
lassen, muss in prospektiven Studien geprüft werden.