intensiv 2003; 11(5): 213
DOI: 10.1055/s-2003-43521
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Liebe Leserinnen und Leser,

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Publication Date:
07 November 2003 (online)

mit dieser Ausgabe unserer intensiv halten Sie ein Heft in der Hand, in dem verschiedene, durchaus kontrovers diskutierte Themen beleuchtet werden.

So sehen zum Beispiel viele die Angehörigenintegration in der Intensivpflege als unverzichtbaren Schritt hin zur umfassenden Versorgung unserer Patienten, während andere darin die Gefahr sehen, dass die Angehörigen damit überfordert werden könnten.

Das Thema „Bereitschaftsdienst als Arbeitszeit” schlägt im Augenblick die größten Wellen im Gesundheitswesen. Vor allem die finanziellen Auswirkungen werden kontrovers diskutiert. So bedeutet der Wegfall von bezahlten Überstunden für manche schmerzliche finanzielle Einbußen. Zu weiteren Diskussionen führen die Mehrkosten, die durch die immer wieder erwähnten 15 000 benötigten neuen Ärztestellen auf das Gesundheitssystem zukommen. Diese werden sicher nur zu einem geringen Teil durch den Wegfall der Überstunden aufgefangen werden können.

Die Mehrkosten werden zwar den Finanzrahmen des Gesundheitssystems noch mehr belasten, aber dieses Geld wird gut investiert sein. Mit dem (von Ärztevertretern positiv bewerteten) Urteil des Europäischen Gerichtshofs wird letztendlich der krankmachenden Überbelastung vieler Diensthabender entgegengewirkt. Dieser Effekt wird von den Betroffenen aber wahrscheinlich erst nach der Umsetzung erkannt werden, denn erstaunlicherweise wird eine Belastung als solche erst wahrgenommen, wenn sie nicht mehr vorhanden ist.

Ideal wäre es, wenn dieses Urteil den, zumindest in Ansätzen, beginnenden Paradigmenwechsel im Gesundheitswesen unterstützen würde. Damit ist gemeint, dass nicht nur der Schwerpunkt allen Strebens auf die Kuration, also die Behandlung von Krankheit, oder die Prävention von Krankheiten gelegt wird, sondern der Erhalt der Gesundheit zum Anliegen wird. Das Streben nach dem Erhalt der Gesundheit wird in dem Modell der Salutogenese beschrieben. Dieses Konzept wurde von dem Medizinsoziologen Aaron Antonowsky entwickelt und folgt nicht der an Diagnose, Symptomen und Beschwerden orientierten Betrachtungsweise, sondern setzt auf Gesundheitsförderung. Um die Gesundheit wirkungsvoll fördern zu können, müssen strukturelle Veränderungen vorgenommen werden. Schließlich haben die Verhältnisse, unter denen wir arbeiten, und das Umfeld, in dem wir arbeiten, einen großen Einfluss auf unsere Gesundheit. Mit der Umsetzung des Urteils erhalten wir Beschäftigten im Krankenhaus die Chance, unsere Gesundheit zu fördern. Wir sollten diese Chance nicht verspielen - meinen Sie nicht auch?

Aber auch darüber wird in Zukunft diskutiert werden!

Lassen Sie uns doch Ihre Meinung in Form eines Leserbriefs zukommen, so dass auch Ihre Mitleserinnen und Mitleser daran teilhaben können.

Wir freuen uns auf Ihre Ansicht zu unseren Themen.

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