Geburtshilfe Frauenheilkd 2003; 63(11): 1131-1136
DOI: 10.1055/s-2003-43457
Originalarbeit

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Detektion kleinster Mammakarzinome - Gefahr der operativen Übertherapie

Detection of Minute Breast Cancers - a Potential Danger of OvertreatmentU. Güth 1 , H. Moch 2 , S. Dellas 3 , E. Wight 1 , W. Holzgreve 1
  • 1Universitäts-Frauenklinik, Basel
  • 2Institut für Pathologie, Universität Basel
  • 3Universitätsinstitut für Radiologie, Kantonsspital Basel
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Publikationsverlauf

Eingang Manuskript: 27. März 2002 Eingang revidiertes Manuskript: 11. September 2003

Akzeptiert: 13. September 2003

Publikationsdatum:
06. November 2003 (online)

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Zusammenfassung

Fragestellung

Durch den differenzierten Einsatz der heute zur Verfügung stehenden diagnostischen Möglichkeiten werden auch vermehrt sehr kleine Mammakarzinomherde gefunden. Die häufig unklare klinische Bedeutung dieser Befunde kann in Einzelfällen zu einer operativen Übertherapie führen.

Material und Methodik

Bei zwei Patientinnen wurden nach bildgebender Diagnostik kleinste Mammakarzinomherde histologisch und immunhistochemisch gesichert. Im ersten Fall konnte ein stanzbioptisch gesichertes Karzinom im Lumpektomiepräparat nicht aufgefunden werden. Im zweiten Fall fand sich in einem Lumpektomiepräparat in der Nähe eines duktal invasiven Karzinoms am Resektionsrand ein weiterer kleiner invasiv lobulärer Herd. Besondere individuelle Risikokonstellationen führten zu weiteren operativen Eingriffen (Mastektomie). Vermutete Resttumoranteile konnten in diesen OP-Präparaten jedoch nicht gefunden werden.

Ergebnisse

Eine kritische retrospektive Aufarbeitung dieser Fälle führt zu der Einschätzung einer operativen Übertherapie.

Schlussfolgerung

Der Wert exakter Diagnostik im Rahmen des Mammakarzinomstagings mit dem Ziel, Therapie und Outcome zu optimieren, ist unbestritten. In einigen Fällen mit kleinsten Tumoren wird dieses Ziel jedoch verfehlt. Hier droht die Gefahr der operativen Übertherapie ohne den Gewinn zusätzlicher therapeutischer Effizienz. Diese Fälle könnten in Zukunft forensische Bedeutung erlangen. Im Hinblick auf mögliche juristische Auseinandersetzungen muss jedoch betont werden, dass unter Rücksichtnahme auf die geforderte Sicherheit in Diagnostik und Therapie maligner Erkrankungen operative Eingriffe durchgeführt werden, die sich retrospektiv als unnötig erweisen.

Abstract

Objective

Through sophisticated use of diagnostic procedures increasing numbers of very small breast carcinomas are detected. Unclear clinical significance of some of these findings may lead to surgical overtreatment.

Methods

In two patients minute foci of breast carcinomas were detected by breast imaging techniques and investigated by advanced histopathological processing. In one case a core biopsy-proven carcinoma could not be verified in excisional specimens. In the other case in the vicinity of a primary ductal breast cancer a further small lobular carcinomatous focus was detected at the margins of resection. Hardly predictable individual risk constellations led to further surgical treatment. No residual cancers were found in the reexcision specimens.

Results

A critical retrospective assessment of these cases raises the issue of surgical overtreatment.

Conclusions

The value of accurate breast cancer staging with the intention of improving the outcome is undisputed, but in certain cases of minimal tumors this goal cannot be attained. There is, on the contrary, an inherent danger of overtreatment with no effect on therapeutical safety and overall prognosis. These cases can potentially have medico-legal consequences, however, in the light of possible malpractice cases it must be stated that ensuring accuracy in the diagnosis of malignant diseases will lead to some procedures being performed unnecessarily.

Literatur

Dr. Uwe Güth

Universitäts-Frauenklinik Basel
Abteilung Gynäkologie und gynäkologische Onkologie

Spitalstraße 21

4031 Basel

Schweiz

eMail: ugueth@uhbs.ch