ZFA (Stuttgart) 2003; 79(8): 377-379
DOI: 10.1055/s-2003-42266
Infektionen im Gastrointestinaltrakt

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Akute bakterielle Infektionen des Gastrointestinaltraktes - Teil 2: Diagnostik und Therapie

T. Jelinek, O. Wichmann, M. Günther
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Publication Date:
19 September 2003 (online)

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Diagnostische Maßnahmen

Eine gründliche Anamnese bildet den ersten, entscheidenden Schritt zum Management der Beschwerden. Zunächst sollte geklärt werden, welche exakten Beschwerden charakteristisch für die akute Diarrhöe des jeweiligen Patienten sind. Ist die Stuhlkonsistenz zu gering? Ist die Stuhlgangfrequenz erhöht? Treten Tenesmen auf? Ist Blut im Stuhl zu sehen? Voluminöse, wässrige Stühle sind häufig mit Beschwerden im Dünndarm assoziiert, während häufiger Stuhlgang von geringem Volumen und mit Blutbeimengungen auf das Colon weist. Das zusätzliche Auftreten von Fieber, abdominellen Schmerzen,

Tenesmen, Blut im Stuhl und Dehydrierung weisen genauso wie eine Krankheitsdauer über drei Tage auf eine ernstzunehmende Infektion hin.

Andere wichtige Aspekte der Anamnese sind Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahme, Nahrungsmittelzufuhr in der letzten Zeit, Reisen, Beruf, Kontakte zu Personen mit ähnlichen Beschwerden, Alkoholkonsum und Sexualpraktiken. Die hierbei gewonnenen Informationen können richtungsweisend für die Identifikation des Pathogens sein [Tabelle 2].

Beim Routinemanagement der unkomplizierten, akuten Diarrhöe kann der Umfang der Labordiagnostik gering gehalten werden. Untersuchungen sollten nur angefordert werden, wenn ihr Ergebnis wesentlich das klinische Management beeinflussen kann, wie z.B. bei immunsupprimierten Patienten.

Die Suche nach Leukozyten bzw. Laktoferrin im Stuhl ist eine nützliche Untersuchung, da ein Positivbefund auf eine entzündliche Diarrhöe hinweist. Bei Patienten mit positivem Leukozytennachweis im Stuhl sind die häufigsten Erreger Salmonella, Shigella, Camplylobacter, C. difficile, Yersinia, enterohämorrhagische und enteroinvasive E. coli (EHEC und EIEC). Ist der Test negativ, mag eine Stuhlkultur nicht unbedingt notwendig sein: in wenigstens zwei Studien wurde demonstriert, dass der Anteil der Positivbefunde aus Stuhlkulturen bei Patienten mit akuter, unkomplizierter Diarrhöe in der Routinediagnostik lediglich um 2 % liegt.

Standardkulturen sind zur Identifikation von Salmonella, Shigella und Aeromonas geeignet. Wird eine Infektion mit Campylobacter, Yersinia, Vibrio oder E. coli 0157 vermutet, so muss das Labor hierüber informiert werden. Die Kultivierung von C. difficile ist nur selten sinnvoll, da dieser Erreger häufig als Darmkommensal auftritt. In der Regel sollte ein ELISA zum Nachweis der Toxine A und B durchgeführt werden. Das Ergebnis liegt bei einer Spezifität nahe 100 % innerhalb weniger Stunden vor, die Sensitivität variiert zwischen 70 und 95 %. Somit schließt ein negatives Testergebnis ein Infektion nicht sicher aus. Bei klinischem Verdacht sollte die Untersuchung wiederholt bzw. eine probatorische Therapie initiiert werden. Bei Patienten mit akuter Reisediarrhöe, aber auch bei Immunsupprimierten, blutiger Diarrhöe oder Aufenthalt in Pflegeheimen sollte in jedem Fall auch eine parasitologische Diagnostik des Stuhles erfolgen.

Literatur

PD Dr. med. Tomas Jelinek

Institut für Tropenmedizin

Spandauer Damm 130, D-14050 Berlin

Email: jelinek@bbges.de

Zur Person

PD Dr. med. Tomas Jelinek

geb. 1966. Nach dem Studium der Humanmedizin in Frankfurt/Main tätig an der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin der Medizinischen Klinik des Klinikums Innenstadt, Universität München. Diplom für Tropenmedizin und Parasitologie am Bernhard Nocht Institut für Tropenmedizin, Hamburg, 1993. Facharzt für Innere Medizin 2000, Zusatzbezeichnung Tropenmedizin 2001. Seit Januar 2003 Leiter der Ambulanz des Tropeninstituts Berlin.