PiD - Psychotherapie im Dialog 2003; 4(3): 276-281
DOI: 10.1055/s-2003-41839
Aus der Praxis
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Wiederholung und Ritualisierung

Entwicklungsphänomene in der KindertherapieKai  von Klitzing
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Publication Date:
03 September 2003 (online)

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Abstract

In der vorliegenden Arbeit werden Rituale und Wiederholungen, die in gängigen Klassifikationssystemen als Ausdruck nutzloser Zwangssymptome verstanden werden, in ihrer entwicklungspsychologischen Bedeutung beleuchtet. Anhand des Fallbeispiels einer kinderanalytischen Behandlung mit einem fünfjährigen Jungen mit aggressiv-oppositionellem Verhalten und Zwangssymptomen wird dargelegt, dass Rituale und Wiederholungen sowohl entwicklungshemmend als auch entwicklungsförderlich sein können. Entwicklungshemmend sind sie, wenn sie rigide sind und dem Individuum jegliche Freiheit nehmen, regressive Entwicklungspositionen zu verlassen und psychoemotionale Gleichgewichte auf einem neuen Entwicklungsniveau zu erreichen. Entwicklungsförderlich sind sie, wenn sie dem Individuum dabei behilflich sind, im dauernden Desintegrations- und Integrationsprozess der Entwicklung triebhafte Impulse und die mit ihnen verbundenen Ängste zu bewältigen. Die neuere Forschung zeigt, dass Rituale und Wiederholungen hierbei nicht nur eine stabilisierende Funktion für das Individuum, sondern auch eine Regulationsfunktion für soziale Beziehungsabläufe haben können.

Literatur

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Kai von Klitzing

Kinder- und Jugendpsychiatrische Universitätsklinik und -poliklinik

Schaffhauserrheinweg 55

CH-4058 Basel