Sommer, Sonne, Freizeit und draußen sein - wer möchte das nicht? Aber diesen positiven
Begriffen stehen Hitze, Sonnenbrand, Unfälle und Mücken entgegen. Mancher wird erst
durch böse Erfahrung schmerzlich daran erinnert, dass auch der Mensch nur gleichberechtigter
Teil der Natur ist, vor allem dann, wenn er noch im Zuge des Massentourismus seine
ihm bekannte Umwelt verlässt und auch noch unvorbereitet („last minute”) in tropische
Regionen reist. Zu selten richtet sich das öffentliche Interesse auf solche Krankheiten.
Fehleinschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit und Leichtsinn führen zu Unfällen
und Krankheiten, die von der Caisson-Krankheit bis zur Dermatitis solaris reichen.
Reiseberatung und Impfprophylaxe, Reiseapotheke und Malariamittel sind keine Kassenleistung
mehr, weswegen mancher zusätzliche Kosten scheut und seine Risikounterschätzung (Tauchen
mit schwerem Gerät) sich in der Unfallstatistik widerspiegelt. Der Hausarzt muss sich
der schwierigen Aufgabe stellen, vorher zu beraten (darf ein Typ I Diabetiker in die
Tropen?) und nachher Symptome richtig differentialdiagnostisch einzuordnen (Safari
in Afrika und Zeichen eines grippalen Infektes). Aber auch wer zu Hause bleibt und
nur im Garten sitzt, hat mit typischen Erkrankungen des Sommers zu kämpfen. In der
Hitze verdorbene Nahrungsmittel führen zu Durchfall, und die Unkenntnis der „Verkehrsregeln”
von Bienen und Wespen rächt sich durch Stiche. Allergiker sind im Sommer ohnehin schlechter
gestellt als im Winter. Und für die vielen chronisch Kranken gelten erschwerte Bedingungen
(phototoxische Nebenwirkungen). Schließlich müssen Herz und Kreislauf den Temperaturausgleich
bei großer Hitze leisten, dabei kann bei älteren Menschen die Dauerbehandlung mit
Diuretika hinderlich sein. Physiologische Abläufe des Menschen und in die Physiologie
eingreifende Medikamente einerseits und die veränderten Umweltbedingungen andererseits
machen eine subtile Beurteilung dieser Wechselbeziehungen nötig. Das kann nicht nur
bedeuten, dass im Sommer andere Therapiekonzepte erwogen werden müssen, sondern auch,
dass mit veränderten Nebenwirkungen und anderen Symptomen zu rechnen ist als in der
kalten Jahreszeit. (Haus-) Arzt und Patient müssen im Sommer den veränderten Bedingungen
Rechnung tragen.