Zentralbl Chir 2003; 128(8): 680-684
DOI: 10.1055/s-2003-41373
Originalarbeiten und Übersichten

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Über die Bedeutung des radikalen chirurgischen Debridements mit nachfolgender Spalthauttransplantation bei der Behandlung des venösen Ulkusleidens

The role of a radical surgical debridement and mesh graft tissue transfer for treatment of venous ulcersS. Beckert1 , S. Coerper1 , H. D. Becker1
  • 1Klinik für Allgemeine Chirurgie und Poliklinik, Universitätsklinikum Tübingen
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Publication Date:
21 August 2003 (online)

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Zusammenfassung

In dieser Übersichtsarbeit soll der Stellenwert der plastischen Deckung des Ulcus cruris venosum diskutiert werden. Zahlreiche klinische Untersuchungen und Fallberichte postulieren einen günstigen Einfluss von Spalthauttransplantationsverfahren auf die Therapie des Ulcus cruris venosum und geben Abheilungsraten von bis zu 88 % innerhalb von 2 Wochen an. Derzeit sind jedoch nur zwei kontrollierte randomisierte Studien veröffentlicht. Eine hieraus vorgenommene Metanalyse konnte keinen signifikanten Vorteil im Vergleich zur Standardtherapie bestehend aus einer feuchten Lokalbehandlung und Kompressionstherapie aufzeigen. Hierbei ist aber zu beachten, dass in allen ausgewerteten Untersuchungen initial weder ein adäquates chirurgisches Debridement noch eine Fasziektomie vorgenommen wurden. In unserem eigenen Krankengut konnten wir in einer Studie mit 57 Patienten eine signifikant verminderte Rezidivrate durch chirurgisches Debridement mit nachfolgender Spalthauttransplantation nachweisen. Die Spalthauttransplantation stellt in der klinischen Praxis einen wesentlichen Bestandteil der chirurgischen Behandlung des venösen Ulkusleidens dar, wobei die Ergebnisse bei vorausgegangenem radikalen chirurgischen Debridement durchaus viel versprechend scheinen. Aufgrund der derzeitigen Datenlage, die bisher keine wissenschaftliche Absicherung erbracht hat, kann sie jedoch nicht als Therapie der ersten Wahl empfohlen werden und sollte auf große oder rezidivierende Ulzera beschränkt bleiben. Weitere kontrollierte randomisierte Studien mit größeren Patientenzahlen sind erforderlich, um obige These statistisch zu belegen und vergleichbare Kosten-Nutzen Analysen zu erhalten.

Abstract

Many studies are published demonstrating remarkable results of skin grafting in venous ulcers, but only a few controlled randomised trials including a low number of patients are available. A review based on two controlled randomised trials concludes that there is no significant benefit for mesh graft tissue transfer compared to standard treatment. However, in all studies no adequate initial radical surgical debridement including fasciectomy for wound bed preparation has been performed. In a prospective study on 57 patients with venous ulceration we found significant lower recurrence rates after mesh graft tissue transfer and radical surgical debridement. In clinical practice the results of mesh graft tissue transfer following surgical debridement in the management of larger chronic venous ulcers have been encouraging, although the evidence-based recommendation is lacking. It may not be the treatment of first choice and should be preserved for large ulcers of long duration or history of recurrence. There is need for more randomised controlled studies comparing also cost effectivness while ensuring baseline comparability.

Literatur

Dr. med. S. Beckert

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