Klin Monbl Augenheilkd 2003; 220(7): 486-491
DOI: 10.1055/s-2003-40938
Klinische Studie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Ressourcenverbrauch und Kosten der Amblyopiebehandlung

Resource Utilisation and Cost of Amblyopia TreatmentHans-Helmut  König1 , Hans-Sebastian  Walter2 , Jean-Cyriaque  Barry2
  • 1Abteilung Gesundheitsökonomie, Universität Ulm (Leiter: Prof. Dr. oec. publ. Reiner Leidl) und Stiftungsprofessur für Gesundheitsökonomie, Universität Leipzig
  • 2Universitäts-Augenklinik Tübingen, Abteilung II (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. med. Eberhart Zrenner)
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Publication History

Eingegangen: 2. Mai 2003

Angenommen: 16. Juni 2003

Publication Date:
29 July 2003 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Die Kosteneffektivität der Früherkennung und Behandlung visueller Entwicklungsstörungen ist Gegenstand einer internationalen Diskussion. Ziel dieser Studie war die Abschätzung der Kosten der Amblyopiebehandlung in Deutschland als Baustein für Modellrechnungen zur Kosteneffektivität entsprechender Präventionsprogramme. Die Kosten wurden aus der Perspektive der gesetzlichen Krankenversicherung für das Jahr 2002 berechnet. Material und Methoden: Es wurde eine standardisierte, detaillierte schriftliche Befragung von 13 in der Behandlung der Amblyopie in Deutschland erfahrenen Experten aus verschiedenen Schwerpunktpraxen und Kliniken durchgeführt. Die von den Experten für einen Behandlungszeitraum von maximal 9 Jahren angegebenen Leistungsmengen wurden mit administrativen Preisen (Gebühren auf der Grundlage des EBM und GKV-Festbeträge für Hilfsmittel) sowie Marktpreisen bewertet. Ergebnisse: Der Fragebogen wurde von 12 der 13 Befragten vollständig auswertbar ausgefüllt. Die geschätzten mittleren Gesamtkosten der Behandlung lagen für die Schielamblyopie bei 2472 € (95 %-KI: 1171 - 3774) und für die Refraktionsamblyopie bei 2051€ (95 %-KI: 426 - 3675). Etwa 70 % der Kosten entfielen auf die eingesetzten Hilfsmittel; insbesondere der Preis der Okklusionspflaster zeigte erhebliche Auswirkungen auf die Behandlungskosten. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse können in Modellrechnungen zur ökonomischen Evaluation entsprechender Präventionsprogramme zur Früherkennung visueller Entwicklungsstörungen eingesetzt werden.

Abstract

Background: The cost-effectiveness of screening for amblyopia is a controversial issue of international debate. The purpose of this study was to estimate the cost of amblyopia treatment to be used as a component for modelling the cost-effectiveness of prevention programmes. Cost was calculated from the perspective of the German social health insurance in the year 2002. Materials and methods: A standardised detailed survey was conducted in writing among 13 experienced experts in amblyopia treatment from various offices and strabismological units in Germany. Average volumes of treatment items were estimated for a maximum treatment period of nine years. Cost was calculated using administrative prices (based on the social health insurance's uniform fee schedule for physician services and reference prices for therapeutic aids) and market prices. Results: The questionnaires were fully completed by 12 of the 13 experts. The mean total cost of treatment was estimated at 2.472 Euro (95 %-CI: 1.171 - 3.774) for strabismic amblyopia and 2.051 Euro (95 %-CI: 426 - 3.675) for amblyopia of refractive origin. About 70 % of the total cost was caused by the therapeutic aids (e. g. glasses, patches). The price of the patches had a marked impact on the total treatment cost. Conclusions: The results may be used for modelling the cost-effectiveness of screening programmes for the prevention of amblyopia.

1 Der Punktwert für augenärztliche Leistungen variiert u. a. nach KV-Bezirk, Abrechnungsquartal und Kassenart (Primär-/Ersatzkasse). Die KBV gab für das Jahr 1999 (aktuellste verfügbare Daten) einen durchschnittlichen Punktwert für augenärztliche Leistungen von 0,0753 DM (0,0385 €) an. Aufgrund des Alters der Daten und der genannten Schwankungsgründe wurde der Punktwert für die vorliegenden Berechnungen auf 0,04 € aufgerundet. Die berücksichtigte Variation des Punktwertes von 0,03 - 0,05 € dürfte alle möglichen Schwankungen erfassen.

Dr. med. Hans-Helmut König,MPH 

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