Einleitung
Benzoylperoxid (BPO) ist ein häufig eingesetztes Lokaltherapeutikum zur Behandlung der Akne vulgaris. Auch im industriellen Gewerbe wird es für die Herstellung von Zahnmaterialien und elektronischen Produkten eingesetzt. BPO ist ein stark wirkendes Irritans [1]
[2], während die Ausbildung einer allergischen Kontaktdermatitis, z. B. bei Akne-Patienten, nur selten berichtet wurde [3]. Häufiger spielt BPO dagegen eine Rolle im berufsdermatologischen Kontext, hier z. B. bei Zahntechnikern [4]
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Fallbericht
Wir berichten über einen 32-jährigen männlichen Orthopädiemechaniker, bei dem es zum rezidivierenden Auftreten von Ekzemen im Gesichts- und Halsbereich sowie der Arme kam, die seit ca. 2 Jahren bestanden (Abb. [1]). Das Auftreten der Symptome war eindeutig mit der Arbeit assoziiert, während Urlaubszeiten kam es zu einem deutlichen Rückgang des Befundes. Der Patient berichtet über einen staubigen Arbeitsplatz als Folge von Tätigkeiten wie Heizen und Schneiden von Kunststoffmaterialien. Bei dem Patienten besteht eine allergische Rhinitis in den Monaten März und April, Beschwerden im Sinne eines allergischen Asthma bronchiale werden verneint. Die allergologische Diagnostik ergab ein normales Gesamt-IgE (43,9 kU/L), geringe spezifische IgE-Antikörper gegenüber Birkenpollen (0,7 kU/L) und keinen Nachweis von IgE gegenüber Gräser- oder Beifußpollen (Pharmacia CAP, Uppsala, Schweden). In der Hautpricktestung fanden sich positive Reaktionen gegenüber Birken- und Beifußpollen (Quaddelgröße: 6 bzw. 4 mm), bei positiver Reaktion gegenüber Histamin (10 mg/ml) mit 6 mm und negativem Befund gegenüber NaCl (0,9 %). Die Epikutantestung der Standard-Desinfektions- und Klebstoffreihe gemäß der DKG-Reihen sowie eigens mitgebrachter Materialien vom Arbeitsplatz wurde durchgeführt. Es fand sich im Epikutantest eine stark positive Reaktion (++) gegenüber einer Härterpaste, die am Arbeitsplatz verwendet wurde (Lucidol-Gel®), und eine fraglich positive Reaktion gegenüber BPO (1 %). Nach Anforderung der Einzelsubstanzen beim Hersteller des Härtergels und anschließender Nachtestung fanden sich deutlich positive Reaktionen gegenüber BPO in verschiedenen Konzentrationen (Abb. [2]), jedoch keine positiven Reaktionen, wenn die Härterpaste ohne BPO getestet wurde. Somit konnte BPO als Ursache für die geklagten Beschwerden und das Auftreten der Airborne-Kontaktdermatitis identifiziert werden. In Absprache mit dem Arbeitgeber konnte die BPO-haltige Härterpaste aus den Werkstoffen der Orthopädie-Werkstatt herausgenommen werden. Etwa 8 Wochen später kam es zu einem vollständigen Abheilen der ekzematösen Hauterscheinungen des Patienten.
Abb.1 Ekzematöse Hautveränderungen im Kopf-Hals-Bereich.
Abb. 2 ECT-Ergebnis nach 72 h bei Verwendung verschiedener BPO-Konzentrationen.
Kommentar
BPO ist eine stark wirksame oxidative Substanz und ist einerseits als Lokaltherapeutikum, andererseits als Konservierungsstoff weit verbreitet. Da eine durch BPO induzierte allergische Kontaktdermatitis sehr selten, z. B. bei langzeitbehandelten Patienten mit Akne, beobachtet wurde [3], muss von einer geringen sensibilisierenden Wirkung dieser Substanz ausgegangen werden. Dennoch kann sich eine allergische Kontaktdermatitis als Konsequenz einer beruflichen Exposition entwickeln. Hierzu gehören insbesondere Industriebereiche der Elektronik und Kunststoffherstellung, wo Kunstharze verarbeitet werden. Im vorliegenden Fall konnten wir BPO als Ursache einer Airborne-Kontaktdermatitis bei einem Orthopädiemechaniker identifizieren. Dieser Fall demonstriert, dass es nicht nur notwendig ist, patientenbezogene Substanzen in die Epikutantestung einzubeziehen, sondern dass es auch möglich ist, Alternativprodukte zu finden, so dass der Patient wie im vorgestellten Fall in seinem Beruf verbleiben kann.