Aktuelle Ernährungsmedizin 2002; 27(6): 420-424
DOI: 10.1055/s-2002-35674
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Elektrolyt- und Wasserbilanz beim geriatrischen Patienten

Electrolyte and Water Balance in the ElderlyV.  Briner1 , B.  Truniger1
  • 1Medizinische Klinik, Kantonsspital, Luzern
Manuskript nach einem Vortrag bei der gemeinsamen Jahrestagung von AKE, DGEM und GESKES Nutrition 2002 in Luzern vom 18. - 20.4.2002
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Publication Date:
22 November 2002 (online)

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Zusammenfassung

Die Fähigkeit die Wasserbilanz und den normalen Natriumbestand im Körper aufrecht zu erhalten, nimmt im Alter als Folge einer Änderung des Durstempfindens, der Nierenfunktion und hormonaler Faktoren ab. Der physiologische Alterungsprozess und damit einhergehenden Einbuße der Adaptationsfähigkeit ist meist erst von Bedeutung bei einer Wasser- oder Salzbelastung. Eine Abnahme des Durstempfindens begünstigt eine Dehydration. Zusätzlich nimmt sowohl die renale Konzentrations- als auch Verdünnungsfähigkeit ab. Es besteht beim Betagten also „physiologischerweise” ein leichter Diabetes insipidus und somit die Gefahr bei zu geringer Flüssigkeitszufuhr oder -verlust, ungenügend Wasser retinieren zu können, was zur Dehydration führt und anderseits bei einer übermäßigen Zufuhr zur Hypoosmolalität mit zerebralen Nebenwirkungen. Vermehrte Salzzufuhr kann im Alter erst verzögert ausgeschieden werden und birgt deshalb die Gefahr der Volumenüberlastung mit Ödemen und Herzinsuffizienz. Bei funktioneller Hypovolämie z. B. bei Leberzirrhose, nephrotischem Syndrom oder Herzinsuffizienz mit low output wird sowohl das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System als auch die nichtosmotische ADH-Sekretion stimuliert, was die Wasser- und Salzretention begünstigt. Der Kaliumbestand hängt stark von der Nierenfunktion ab und ist deshalb bei Betagten sehr störanfällig z. B. unter der Medikation mit kaliumsparenden Diuretika. Die Grundzüge der Behandlung der Wasser- und Elektrolytstörungen richten sich nach denselben Regeln wie beim jungen Patienten. Die Hospitalisationsdauer und Mortalität ist erhöht bei geriatrischen Patienten mit Störungen des Wasser- und Salzhaushaltes.

Abstract

The aging kidney maintains its capability to regulate water and sodium homeostasis, however, its ability to respond to deprivation or overload becomes progressively limited. Anatomical changes leading to loss of renal function, decreased thirst and impaired responsiveness to hormonal mediators are major contributing mechanisms. In a state of great water loss (febrile illness, sweating in high temperature) or low intake (depression of sensorium, tremor) dehydration may occur easily. On the other hand urinary dilution capacity is impaired too and hyponatremia may result from absorbtion of water from enema or during prostatic surgery. The ability to excrete but also to conserve sodium in the kidney diminishes in older age, resulting in increased vulnerability of the elderly under conditions of great changes. Liver cirrhosis, nephrotic syndrome and low cardiac output may demonstrate functional hypovolemia and thus stimulate sodium retention leading to edema and pulmonary congestion. In addition, hypovolemia stimulates the renin-angiotensin-aldosterone axis and non-osmotic ADH secretion and subsequently leading to hypoosmolality. Potassium homeostasis is mainly depending on renal function and therefore is critical in old age especially when patients are treated with potassium sparing diuretics. The approach to management of impaired water and electrolyte homeostasis in the elderly is no different from that in younger ones. Hospital stay and mortality rate is enhanced in old patients with impaired balance of water and electrolytes.

Literatur

Prof. Dr. V. Briner

Medizinische Klinik · Kantonsspital

6000 Luzern 16 · Schweiz