Zusammenfassung
Mann-zu-Frau-Transsexuelle leiden nach erfolgter geschlechtsangleichender Operation
sehr häufig unter der unverändert männlichen Stimme, die in Diskrepanz zum weiblichen
äußeren Erscheinungsbild steht und somit die soziale Integration als Frau erheblich
stört. Als grundlegende geschlechtsspezifische stimmliche Merkmale gelten die Grundfrequenz
und das von den Formantfrequenzen beeinflusste Timbre. Da durch die Hormonbehandlung
bzw. eine alleinige logopädische Therapie keine dauerhafte Stimmerhöhung zu erreichen
ist, sind hierfür phonochirurgische Maßnahmen in Erwägung zu ziehen.
Eine Möglichkeit zur dauerhaften Erhöhung der mittleren Sprechstimmlage bei gleichzeitig
geringerem Kraftaufwand stellt die Cricothyroidopexie in einer von uns modifizierten
Technik nach Isshiki dar. Die dadurch erreichte höhere Stimmlippenspannung bewirkt
eine beständige Anhebung der mittleren Sprechstimmlage um durchschnittlich 5 - 6 Halbtöne.
Von Oktober 1993 bis Dezember 2000 unterzogen sich 59 Patientinnen dieser Operation.
Die Stimmbeurteilung erfolgte präoperativ, 1 Woche postoperativ und nach ca. œ Jahr
auditiv sowie computergestützt einschließlich Aufzeichnung des Sprech- und Singstimmfeldes
und Auswertung der Formantfrequenzen. Während präoperativ keine Patientin eine weibliche
Sprechstimme (≥ f [175 Hz]) aufwies, bewegten sich postoperativ ca. 30 % im weiblichen
Bereich und 32 % erreichten zumindest eine indifferente Stimmlage. In der Langzeitbeobachtung
erwiesen sich die Ergebnisse als dauerhaft und in 45 % der Fälle konnte sogar noch
eine weitere Erhöhung verzeichnet werden. Patientinnen, die sich postoperativ einer
logopädischen Therapie unterzogen, zeigten über einen längeren Zeitraum im Vergleich
zu Patientinnen ohne eine postoperative Stimmübungsbehandlung stabilere Ergebnisse
bzw. eine stärkere Tendenz zu einer weiteren Erhöhung der Sprechstimme.
Im Hinblick auf Stimmumfang und Dynamikbreite waren postoperativ mehrheitlich Einschränkungen
feststellbar, welche sich nach œ Jahr rückläufig zeigten. Die präoperativen Ausgangswerte
wurden jedoch insgesamt nicht wieder erreicht.
Hinsichtlich der Formantfrequenzen, speziell des für die Geschlechtserkennung als
Schlüsselfrequenz geltenden Formanten F3, konnten prä- und postoperativ keine signifikanten
Unterschiede festgestellt werden. Die modifizierte Cricothyroidopexie hat demzufolge,
da sie das für die Formanten ausschlaggebende Ansatzrohr nicht verändert, prinzipiell
keinen Einfluss auf das Timbre der Stimme.
Die Therapie kann zur Erreichung eines femininen Stimmklanges nach operativer Erhöhung
der Grundfrequenz durch logopädisch vermittelte Erlernung einer weiblichen Prosodie,
Artikulation, Mimik und Gestik optimiert werden.
Der Grad der Zufriedenheit mit den erreichten Ergebnissen, die insgesamt zu einer
besseren sozialen Akzeptanz als Frau führen, liegt bei über 80 %.
Abstract
Male-to-female transsexuals often suffer from their masculine voice after a sex reversal
operation, since their social integration as a woman is significantly disturbed. Basic
sex-specific characteristics of the vocal pitch are the fundamental frequency and
the timbre, which depend on formant frequencies. Treatment with hormonal drugs or
mere speech therapy cannot raise the voice permanently, therefore an operative procedure
needs to be considered. One way to raise the voice is the modified cricothyroidopexy
based on the method of Isshiki, which we prefer. The higher tension of the vocal folds
achieved through this method allow a permanent rising of the vocal pitch by 5 - 6
semitones. From October 1993 till December 2000, 59 patients underwent this operation.
The patients were examined with regard to the fundamental and formant frequencies,
voice range profile and voice dynamics. The examination was auditively conducted and
computerized prior to operation, one week after surgical intervention, and half a
year postoperatively. While preoperatively none of the patients had a feminine voice
(≥ f [175 Hz]), postoperative results showed 30 % of the patients in this range. Long-term
assessment found a stabilization of the results and an additional increase was found
in 45 % of those studied. It is believed that speech therapy had a beneficial effect
on the results.
Postoperative voice range profiles and dynamic profiles were mainly restricted. After
half a year a downward tendency was observed, without reaching the preoperative starting
values. No significant differences in the pre- and postoperative phases were found
in formant frequencies, especially formant F3, which is the cue for sexual determination
in the voice. Since the vocal tract was not affected, this method does not show an
influence of the voice timbre.
This therapy can be optimized through acquisition of feminine prosody, articulation,
and facial and gestural expression.
80 % of patients were satisfied with the acchieved results as well as with their social
acceptance.
Schlüsselwörter
Mann-zu-Frau-Transsexualismus - modifizierte Cricothyroidopexie - dauerhafte Stimmerhöhung
- Formantfrequenzen - logopädische Therapie
Key words
Man-to-woman-transsexualism - modified cricothyroidopexy - permanent rise of the voice
- formant frequencies - speech therapy