Aktuelle Neurologie 2002; 29(7): 361-362
DOI: 10.1055/s-2002-33664
Qualitätsmanagement in der Neurologie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Empfehlungen der Kommission 1.03 „Qualitätssicherung/Anhaltszahlen” zur Zertifizierung von Qualitätssicherungsmaßnahmen

Recommendations of the „Quality Management” Commission of the „Deutsche Gesellschaft für Neurologie” Concerning CertificationC.-W.  Wallesch1 , für die Kommission 1.03
  • 1Klinik und Poliklinik für Neurologie der Otto-von-Guericke-Universität, Magdeburg
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Publication Date:
26 September 2002 (online)

Das SGB V (§ 135 a) schreibt interne sowie die Beteiligung an externen Qualitätssicherungsmaßnahmen vor. Eine Reihe von neurologischen Kliniken hat Vorbereitungen auf eine Zertifizierung nach DIN ISO-9001: 2000 begonnen, bei einigen ist bereits eine Zertifizierung für die gesamte Abteilung oder für Teilbereiche erfolgt. Seitens der Kostenträger und der BÄK wurde das KTQ-System („Kooperation für Transparenz und Qualität im Krankenhaus” [1], www.ktq.de) entwickelt und zur Einführung empfohlen. Eine Zertifizierung nach KTQ war bislang nur im Rahmen von Pilotprojekten möglich (über proCumCert). Im Dezember 2001 wurde die KTQ GmbH gegründet. Sie wirbt zur Zeit Zertifizierungsstellen an.

KTQ weist gegenüber anderen Systemen keine spezifischen Vor- oder Nachteile auf. Inhaltlich weist das KTQ-System Parallelen zu den von der EFQM (European Foundation for Quality Management, www.efqm.com) auf. Bei breiter Unterstützung durch die Kostenträger ist davon auszugehen, dass sich KTQ in Deutschland durchsetzen wird.

Abgesehen von bereits fortgeschrittenen Initiativen wird daher das Anstreben einer Zertifizierung nach ISO-9001 derzeit nicht empfohlen. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass personelle Ressourcen in erheblichem Umfang für die Verbesserung der Kodierqualität und Kostenanalysen in Vorbereitung auf die DRG-Einführung eingesetzt werden müssen. Nach Erfahrungen einzelner Kommissionsmitglieder ist die Vorbereitung auf eine Zertifizierung erheblich personalaufwändig (mindestens ein Personaljahr).

Hinsichtlich der notwendigen Qualitätsarbeit in Vorbereitung auf die Zertifizierung unterscheiden sich die Systeme (ISO-9001, EFQM, KTQ) nur gering. Die Kommission empfiehlt, qualitätsverbessernde Maßnahmen auf allen Ebenen der Klinik/Abteilung zu initiieren und zu fördern. In verantwortlicher Federführung der beteiligten Mitarbeiter aus Pflege, Funktionstherapie, diagnostischen und Laborbereichen sowie ärztlicher Versorgung sollten vordringlich sein:

die Etablierung von Qualitätszirkeln und internen Audits, die Erarbeitung, schriftliche Fixierung und Verabschiedung von Prozessstandards (Pflegestandards, Funktionsabläufe, Sicherheitsvorkehrungen), Benennung von Prozessverantwortlichen, die Strukturierung und Beschreibung von Schnittstellen (Aufnahme, Entlassung, Verlegung, Notfallversorgung, Radiologie, Labor, Dokumentation), die Benennung von Schnittstellenverantwortlichen.

Nach den Erfahrungen der Kommissionsmitglieder sind die Initiierung der Qualitätsarbeit auf den unterschiedlichen Funktionsebenen, die Erarbeitung und Konsentierung von Prozessstandards und die Organisation von Schnittstellen besonders zeit- und arbeitsintensive Aspekte des Aufbaus eines Qualitätsmanagements in Kliniken. Ihre möglichst frühzeitige Etablierung gestattet es, bei der Erstellung eines abteilungsumfassenden Qualitätshandbuches auf vorhandene Komponenten zurückzugreifen.

Schließlich empfiehlt die Kommission den frühzeitigen und selbstinitiierten Beginn von Maßnahmen der externen Qualitätssicherung. Beispiele hierfür sind das Klinikpartnerschaftsprojekt Hamburg-München und das Auditprojekt der neurologischen Kliniken an bayerischen Bezirkskrankenhäusern. Hier werden „Paare” von Krankenhäusern gebildet, die sich in Delegationen aus ärztlichem und Funktionsdienst sowie Pflege gegenseitig besuchen und zu Themen des KTQ-Katalogs schriftlich über die Partnerklinik Bericht erstatten. Nach ersten Erfahrungen sind diese Begehungen sowohl für die Schwachstellenanalyse als auch für die Motivation der Mitarbeiter überaus wertvoll. Sie können gut in die im KTQ-System vorgesehenen „Selbstbewertungen” integriert werden und die Fremdbewertung durch Visitatoren im Rahmen der Zertifizierung vorbereiten.

Literatur

  • 1 Krumpaszky H G, Kolkmann F-W, Jonitz G. et al . Zertifizierung wird Routine.  Deutsches Ärzteblatt. 2002;  99 C 473-C 475/A 614 - 616

Prof. Dr. med. Claus-W. Wallesch

Klinik und Poliklinik für Neurologie der Otto-von-Guericke-Universität

Leipziger Straße 44

39120 Magdeburg

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