Laryngorhinootologie 2002; 81(8): 591-593
DOI: 10.1055/s-2002-33369
Der interessante Fall
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Der interessante Fall Nr. 54

The Monthly Interesting Case - Case No. 54B.  Schwab 1 , J.  Hammersen 1 , P.  Flemming 2 , R.  Heermann 1
  • 1 HNO-Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover (Direktor: Prof. Dr. med. Th. Lenarz)
  • 2 Pathologisches Institut der Medizinischen Hochschule Hannover (Direktor: Prof. Dr. med. H. H. Kreipe)
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Publication Date:
21 August 2002 (online)

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Ein 68-jähriger Patient stellte sich in unserer Klinik mit einer seit 5œ Jahren bestehenden Heiserkeit vor. Eine konservative Vorbehandlung durch den auswärtigen HNO-Arzt war bislang erfolglos geblieben. Zwei Mikrolaryngoskopien - durchgeführt vor 2 Jahren und vor 3 Monaten - ergaben jeweils die Diagnose einer chronischen Laryngitis mit inkompletten Stimmbandschluss sowie einer Taschenbandhyperplasie beidseits. Hinweise auf einen malignen Prozess ergaben sich nicht. Außer der bereits erwähnten Dysphonie bestanden keine weiteren Symptome.

In der phoniatrischen Zusatzuntersuchung sah man überstehende Taschenfalten und Petioluswülste, so dass die Stimmlippenebene nicht sicher beurteilbar war. Zudem bestand bei der Untersuchungssituation Luftnot durch Aufregung des Patienten. Dies führte zur Diagnose einer laryngealen Dystonie mit der Empfehlung einer neurologischen und psychosomatischen Untersuchung. Hier ergaben sich keine pathologischen Korrelate der Stimmstörung, so dass die abschließende phoniatrische Diagnose lautete: fokale laryngeale Dystonie mit intrinsischer und extrinsischer spasmodischer Dysphonie und Verdacht auf Laryngospasmus mit Ateminsuffizienz. Als therapeutische Empfehlung wurde eine stationäre Stimmheilintensivtherapie ausgesprochen.

Unter laufender Stimmtherapie verbesserte sich zunächst der Stimmbefund, allerdings bemerkte man nach 9 Monaten eine Zunahme der Dysphonie mit dem laryngoskopischen Korrelat einer eingeschränkten Stimmlippenbeweglichkeit der linken Seite.

Eine erneute Diagnostik (CT-Thorax, MRT-Hals, Mikrolaryngoskopie) ergab keine pathologischen Befunde.

Nach weiteren 4 Monaten wurde der Patient notfallmäßig in einem peripheren Krankenhaus mit einer infektexazerbierten COLD bei entsprechender Dyspnoe aufgenommen. In einer MRT des Halses (s. Abb. [1]) kam eine gelapptförmige, 3 × 3 × 4 cm große, sehr signalintense Raumforderung unmittelbar subglottisch zur Darstellung. Bildmorphologisch ergab sich der Verdacht einer Infiltration der dorsalen Anteile der Stimmlippen und der laryngealen Epiglottisfläche. Zervikale Lymphome konnten nicht dargestellt werden.

Abb. 1 In der MRT deutlich erkennbare gelapptförmige raumfordernde Formation subglottisch. a im axialen und b im sagittalen Strahlengang.

Bei einer erneuten Vorstellung in unserer Klinik sah man spiegelbefundlich eine den Larynx von dorsal komprimierende Raumforderung bei deutlich eingeschränkter Stimmlippenbeweglichkeit beidseits.

Welche Diagnose stellen Sie, welche differenzialdiagnostischen Untersuchungen sind erforderlich?

Literatur

OA Dr. med. Burkard Schwab

Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde ·

Carl-Neuberg-Straße 1 · 30625 Hannover

Email: schwab.burkard@mh-hannover.de