Aktuelle Neurologie 2002; 29: 44
DOI: 10.1055/s-2002-27807
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Aufruf zur Teilnahme an einer Studie zum teratogenen Risiko von Antiepileptika

EURAP: European Registry of Antiepileptic Drugs and PregnancyBettina  Schmitz1
  • 1Neurologische Klinik und Poliklinik, Charité, Humboldt-Universität Berlin
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Publication Date:
03 May 2002 (online)

Eine epidemiologische Studie zur Erfassung der teratogenen Effekte von Antiepileptika ist schon lange überfällig. Nach längeren Vorbereitungen ist jetzt auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit EURAP begonnen worden.

EURAP ist ein Projekt europäischer Forschergruppen, die ein gemeinsames Protokoll für die prospektive Erfassung von Schwangerschaften unter Antiepileptikaexposition entwickelt haben. Mit Hilfe von EURAP soll ein europäisches Schwangerschaftsregister erstellt werden.

Es ist bekannt, dass die Einnahme von Antiepileptika während der Schwangerschaft mit einem erhöhten Fehlbildungsrisiko für das Kind einhergeht. In der großen Mehrzahl verlaufen Schwangerschaften unter dem Einfluss von Antiepileptika unkompliziert. Deshalb ist es in der Regel ratsam, die antiepileptische Medikation während der Schwangerschaft fortzuführen, da auch unkontrollierte Anfälle ein Risiko für das Kind darstellen. Eine differenzierte Einschätzung des teratogenen Risikos, insbesondere für die neu entwickelten Antiepileptika, ist bisher noch nicht möglich.

Das Ziel von EURAP ist ein Vergleich der Sicherheit der verschiedenen Antiepileptika für das ungeborene Kind bezüglich der Häufigkeit von kongenitalen Fehlbildungen und von pränatalen Wachstumsverzögerungen.

EURAP ist eine reine Beobachtungsstudie und interferiert nicht mit der Therapie, die der behandelnde Arzt verordnet. Das Register erfasst Daten hinsichtlich der Risikofaktoren für kindliche Fehlbildungen, der Antiepileptikaexposition während der Schwangerschaft sowie der Häufigkeit und der Art kindlicher Fehlbildungen.

Der Erhebungsbogen von EURAP ist einfach handhabbar. Die für das Register benötigten Informationen gehen nicht wesentlich über das hinaus, was routinemäßig während einer Schwangerschaft unter Antiepileptika erfasst wird. Es sind keine zusätzlichen Untersuchungen oder Vorstellungstermine notwendig.

Alle Frauen, die zum Zeitpunkt der Konzeption Antiepileptika einnehmen, sollen erfasst werden, unabhängig davon, ob die Behandlungsindikation eine Epilepsie oder eine andere Erkrankung ist. Um eine ungefilterte Aufnahme der schwangeren Frauen zu erreichen, soll deren Einschluss möglichst früh, spätestens jedoch bis zur 16. Schwangerschaftswoche erfolgen. Die Daten werden in anonymer Form registriert, um den Datenschutz zu gewährleisten.

Jedes Land hat einen eigenen regionalen Koordinator und ein eigenes Register. Die teilnehmenden Ärzte senden die Anmeldungen und Fallberichte ihrer Patientinnen an die regionalen Koordinatoren, welche die Berichte an das EURAP-Zentralregister in Mailand (Italien) weiterleiten. Die Erhebungsbogen von EURAP sind über die regionalen Projektleiter erhältlich.

Der Erfolg von EURAP ist von einer möglichst großen Zahl erfasster Schwangerschaften abhängig. Nur so wird eine statistisch fundierte Aussage zu substanzspezifischen teratogenen Risiken möglich. Deshalb ist EURAP auf die Kooperation aller Neurologen angewiesen.

Alle interessierten Ärzte, die Frauen betreuen, die während der Schwangerschaft Antiepileptika einnehmen, sind herzlich eingeladen, sich aktiv an EURAP zu beteiligen.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an die Verfasserin oder europ.germany@charite.de.

Dr. med. Bettina Schmitz

Neurologische Klinik und Poliklinik · Charité · Humboldt-Universität Berlin

Augustenburger Platz 1

13353 Berlin

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