Aktuelle Neurologie 2002; 29: 24-27
DOI: 10.1055/s-2002-27806
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Gesichtsfelddefekte unter Vigabatrin: Update

Visual Field Defects and Vigabatrin: An UpdateBettina  Schmitz1
  • 1Neurologische Klinik und Poliklinik, Charité, Humboldt-Universität Berlin
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Publication Date:
03 May 2002 (online)

Unter Vigabatrin (VGB) können bei einem hohen Anteil der exponierten Patienten (etwa 40 - 50 %) irreversible Gesichtsfeldeinschränkungen auftreten. Diese unerwartete Nebenwirkung, die erst sechs Jahre nach der deutschen Zulassung erstmals kasuistisch publiziert wurde [1], hat international Diskussionen um die Notwendigkeit einer verbesserten Arzneimittelsicherheit in der Epileptologie angestoßen.

VGB ist ein GABAerges Antiepileptikum, das in Deutschland 1991 zugelassen wurde. VGB ist bei fokalen Epilepsien und im Kindesalter zusätzlich beim West-Syndrom wirksam. Bekannte unerwünschte Effekte sind psychiatrische Komplikationen, Gewichtszunahme sowie Toleranzentwicklung.

1998 ist von der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft im „Deutschen Ärzteblatt” erstmals auf die Entwicklung von Gesichtsfelddefekten (GFD) unter VGB hingewiesen worden [2]. Der „Rote-Hand-Brief”, der 1999 über die GFD aufklärte, ist allerdings nur an eine Auswahl epileptologischer und ophthalmologischer Fachärzte verschickt worden. Es ist aber anzunehmen, dass VGB auch von zahlreichen Hausärzten verordnet bzw. „weiter verschrieben” wird. Daraus ergibt sich die Besorgnis, dass die Information über die unerwünschte Nebenwirkung der GFD nicht alle Verschreiber erreicht hat.

Da VGB ohne Verschreibungsrestriktionen auch nach Bekanntwerden des Risikos für die Entwicklung von GFD nach wie vor auf dem Markt ist, müssen wir uns auch weiterhin mit dieser Nebenwirkung, die eines spezifischen Monitorings bedarf, beschäftigen. Im Folgenden sollen klinisch und theoretisch relevante Fragen im Zusammenhang mit dieser Behandlungskomplikation beantwortet bzw. kommentiert werden.

Literatur

  • 1 Eke T, Talbot J F, Lawden M C. Severe persistent visual field constriction associated with vigabatrin.  BMJ. 1997;  314 180-181
  • 2 Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft . Persistierende Gesichtsfeldeinschränkungen unter Vigabatrin.  Deutsches Ärzteblatt. 1998;  95 2338
  • 3 Aventis, Data on file. 
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  • 5 Schmitz B, Schmidt T, Jokiel B. et al .Visual field constriction in epilepsy patients treated with vigabatrin and other antiepileptic drugs: a prospective study. Eur J Neurol in press
  • 6 Wohlrab G, Boltshauser E, Schmitt B. et al . Visual field constriction is not limited to children treated with vigabatrin.  Neuropediatrics. 1999;  30 130-132
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  • 9 Krämer G. Antiepileptikainduzierte Sehstörungen.  Akt Neurologie. 2000;  27 459-469
  • 10 Kälviäinen R, Nousiainen I, Mäntyjärvi M. et al . Absence of concentric visual field defects in patients with initial tiagabine monotherapy.  Epilepsia. 1999;  40, Suppl 2 259
  • 11 Schmitz B, Jokiel B, Schmidt T. et al . Visual field defects under treatment with Vigabatrin, Carbamazepine and Valproate: a prospective study.  Epilepsia. 1999;  40, Suppl 2 257
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  • 13 Krakow K, Polizzi G, Riordan E P. et al . Recovery of visual field constriction following discontinuation of vigabatrin.  Seizure. 2000;  9 287-290
  • 14 Versino M, Veggiotti P. Reversibility of vigabratin-induced visual-field defect (letter).  Lancet. 1999;  354 486
  • 15 Krämer G, Ried S, Landau H, Harding G FA. Vigabatrin: Reversibility of severe concentric visual field defects after early detection and drug withdrawal: A case report.  Lancet. 2000;  354 486
  • 16 Schmidt T, Jokiel B, Tiel-Wilck K. et al . Sind Vigabatrin-assoziierte Gesichtsfeldeinschränkungen asymptomatisch?.  Epilepsieblätter. 2001;  14 30-31
  • 17 Schmidt D, Brandl E lger. et al . Der derzeitige Stellenwert von Vigabatrtin (Sabril) in der Epilepsiebehandlung - Ergebnisse einer Konsensuskonferenz.  Akt Neurol. 2000;  27 470-474

Dr. med. Bettina Schmitz

Neurologische Klinik und Poliklinik · Charité · Humboldt-Universität Berlin

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13353 Berlin