Einführung
Wir möchten auf einen Aspekt der verzögerten Wundheilung
hinweisen, auf den wir bei der dichten Kooperation von Plastischer Chirurgie
und Psychosomatik in unserem Hause gestoßen sind und den wir seither nach
Kräften versuchen, in die Behandlung der Betroffenen zu integrieren.
In der „Deutschen Gesellschaft für
Wundbehandlung”, gegründet 1995, mit
„Wundsprechstunden” an verschiedenen Kliniken werden neuerlich
fachübergreifend (Chirurgie, Plastische Chirurgie, Dermatologie,
Immunologie, Innere Medizin u. a.) Leitlinien zur besseren Versorgung
der auf fast 2 Millionen geschätzten Patienten in der BRD mit schlecht
heilenden Wunden erarbeitet (Die jährliche Inzidenz ist also 5-mal so hoch
wie die maligner Erkrankungen (mit 340 000) und 7-mal so hoch wie die von
Myokardinfarkten mit 250 000 Neuerkrankungen). Patienten mit chronischen
Wunden sind, so der Chirurg Mohr aus dem Klinikum Wuppertal, „bislang
ohne relevante Lobby” geblieben, da sie ihr Leiden „geduldig und
leise ertragen” und „mit ihrem stillen Leiden...nicht die
spektakuläre Aura” besitzen wie z. B. onkologische Patienten
(S.122)[1]. Für die Pathophysiologie des
Wundheilungsproblems ist die neue dermatologische Grundlagenarbeit von Krieg u.
Mitarb. aus der Universitätsklinik Köln allerdings richtungsweisend
[2].
Die Literatur zu psychosomatischen Gesichtspunkten bei Patienten mit
chronischen Wunden ist aufschlussreich [3],[4]. Es wurde der Einfluss von Angst [5],[6], Schlafstörungen
[7],[8],[9] und emotional bedingten immunologischen
Veränderungen [10],[11],[12] untersucht und
jeweils bei hohen Werten eine schlechtere Wundheilung gefunden. Bemerkenswert
ist das Ergebnis, dass Personen, die Angehörige mit Morbus Alzheimer
pflegen, eine besonders schlechte Wundheilung aufweisen [13]. Es mangelt aber an basalen klinischen und
biographischen Daten, auf die wir uns in unserer Studie zunächst
konzentriert haben.
Angeregt durch die „zufällige” Beobachtung einer
überraschenden Wundheilung nach psychosomatischer Intervention bei einer
17-jährigen Patientin (Krankenbeispiel 1), wurden seit 1990 alle Patienten
(n = 30) mit chronischen Wunden in der
Plastisch-Chirurgischen Abteilung unseres Hauses psychosomatisch untersucht
und, abhängig von der Bereitschaft der Betroffenen, konsiliarisch
mitbetreut. Hier soll vordringlich von den Patienten mit idiopathischer
Wundheilungsstörung die Rede sein (die keine relevante Grunderkrankung,
z. B. Polyneuropathie, insbesondere bei Diabetes mellitus, sowie keine
arteriellen oder venösen Durchblutungsstörungen aufweisen), mit denen
wir uns 10 Jahre lang ausschließlich beschäftigt haben. Seit Anfang
2000 haben wir vereinzelt (n = 4) auch
„symptomatische” Wundpatienten einbezogen, die teilweise in der
Abteilung Innere Medizin behandelt wurden, und sind überraschend auf
ähnliche Ergebnisse gestoßen.
Das Ziel unserer Studie ist, anhand der gesammelten Beobachtungen
herauszufinden und zu prüfen, was die Psychosomatik zum Verständnis
schlecht heilender Wunden und zu den interdisziplinär zu entwickelnden
Behandlungsleitlinien beitragen kann.
Methode:
Wir haben bei allen Patienten mit chronischen Wunden (> 6 Monate)
der Plastisch-chirurgischen Abteilung unseres Hauses, ergänzend zu den
Anamnesen der Chirurgen, eine klinische Anamnese
durchgeführt: Wir haben den Wundheilungsverlauf selbst noch einmal genau
eruiert, die Art und die Umstände der Ursprungsverletzung erfragt, ebenso
die Art der Wundheilung bis zum Beginn der manifesten Wundheilungsstörung
-, die meist erst mit Latenz einsetzt! (s. u.) -, das
Verhalten der Wunde danach (z. B. wiederholte Öffnung und
Schließung), die äußeren und inneren (psychosozialen)
Umstände des Verlaufs der - persistierenden oder undulierenden
- Wundheilungsstörung. Wir haben auch frühere
Wundheilungsverläufe erfragt, einschließlich Narbenbildungen
(Keloide) - mit und ohne Schmerzen -, ebenso die Unfallneigung und
andere Selbstschädigungstendenzen. Nicht zuletzt haben wir eine
minutiöse Schmerzanamnese erhoben, d. h. alle erinnerlichen
Schmerzepisoden bis in die Kindheit erfragt, um die basale sogenannte
„Schmerzneigung” zu eruieren. Gerade dieser klinische Teil
unserer anamnestischen Arbeit hat sich für das Verstehen komplizierter
Wundheilung als besonders aufschlussreich erwiesen.
Anschließend wurden biographische
Anamnesen erhoben mit besonderer Beachtung traumatischer Erfahrungen
(Deprivation, familiäre Gewalt, sexuelle Übergriffe, Kriegstraumen).
In der Hälfte der Fälle wurde ein Szeno-Test
durchgeführt, der meist Hinweise auf tieferliegende Traumatisierungen
lieferte.
Bei entsprechender Bereitschaft haben wir die Patienten während
ihres Aufenthaltes auf der Plastisch-Chirurgischen Abteilung weiter
psychosomatisch betreut, d. h. regelmäßige Gespräche
geführt (in denen die biographische Anamnese wichtige Ergänzungen
erfuhr). Wir haben uns, wenn möglich, an den klinischen Visiten der
Chirurgen beteiligt, beim Verbandswechsel zugeschaut, um den Zustand der
offenen Wunden und ihre Veränderungen zu studieren sowie die
Schmerzveränderungen und andere Beschwerden zu erfragen.
Entscheidend für die ungestörte Durchführung der
einzelnen Untersuchungsschritte war und ist die gemeinsam von
allen beteiligten Ärzten, einschließlich
Pflegepersonal, getragene Idee, die Hypothese, dass das Innenleben, die
seelische und geistige Verfassung der Betroffenen den Beginn und Verlauf der
chronischen Wunde wesentlich mitbestimmt. Entscheidend ist die Bereitschaft der
Chirurgen, ihre Patienten zur psychosomatisch-biographischen Arbeit zu
motivieren, in begründeten Fällen aktives chirurgisches Vorgehen
zugunsten einer rezeptiven, abwartenden Haltung zurückzustellen und die
Beobachtungen aus den verschiedenen Blickwinkeln kontinuierlich im
Gespräch auszutauschen.
Ergebnisse:
Die Ergebnisse der konsiliarischen Untersuchung und Mitbetreuung von
30 Patienten mit chronischen Wunden durch die Psychosomatische Abteilung
unseres Hauses werden im Folgenden auf 2 Ebenen dargestellt:
-
Die Biographien, das kommunikative Verhalten der Patienten
während/nach der Befragung, das Verhalten ihrer Wunden während und
nach der psychosomatischen Intervention.
-
Die klinischen Befunde auf dem Hintergrund der biographischen
Ergebnisse, d. h. der Versuch einer psychosomatischen Pathologie.
a) Biographien
Aus den Biographien hat sich ergeben, dass die Betroffenen alle
unter einer lange schwelenden „seelischen Wunde” leiden, meist
unter einem quälenden, lastenden Familienproblem, das geheim bleiben muss,
über das nicht gesprochen werden darf - wie ein Tabu, das nicht
berührt werden darf. Immer besteht eine enge Bindung an die primären
Bezugspersonen, Vater, Mutter, Geschwister, eine Art Loyalitätspakt, der
die Veröffentlichung schuldbesetzter tabuisierter Familiengeheimnisse und
das Benennen der „Täter” unmöglich macht, mit der Folge
inkorporierter Schuldgefühle und Strafbedürfnisse bei den
Wundpatienten.
Krankenbeispiel 1: Bei der erwähnten 17-jährigen
Patientin war nach einer operierten Unterschenkelfraktur die Wunde 2 Jahre lang
nicht zugeheilt. Sie schloss sich dauerhaft, als die Patientin unter
großen Schuldqualen ihr Schweigegebot brechen konnte: Sie war von ihrem
Vater über Jahre zur Komplizin gemacht worden, sowohl sexuell als auch
für seine Spielleidenschaft, für die sie ihm heimlich Geld besorgen
musste.
Es hat den Anschein, als müsste die hartnäckig offene
Wunde auf die verborgene „Familienwunde” aufmerksam machen, als
müsste, wenn der Mund sich nicht öffnen, nicht sprechen, schreien und
klagen darf, die Klage und Anklage durch die offene Wunde heraus.
Aufgrund der Schweigegebote (und der pathologischen Bindungen an
die Schädiger) sind die biographischen Traumen nur mühsam zu
eruieren, oft bleibt es bei Andeutungen und verschlüsselten Hinweisen,
begleitet von heftigen Aggressionen gerade gegen diejenigen Ärzte, die
sich für das innere Leiden interessieren, zuweilen gefolgt von abruptem
Abbruch der Arzt-Patient-Beziehung (in 6 Fällen). Trotzdem ließ sich
unsere Hypothese bestätigen, dass die Wundsituation sich bessert, sobald
bei den Betroffenen im Zuge der Veröffentlichung und Benennung des Traumas
(im Zuge der Enttabuisierung) eine innere Distanzierung, eine Separierung von
den Elternfiguren, von den schädlichen Introjekten in Gang kommt.
Krankenbeispiel 2: Ein 51-jähriger alleinstehender
Verwaltungsangestellter hat wegen eitriger Gangrän bei Diabetes mellitus
bereits sein linkes Bein verloren, wobei die
Wundheilung sich wochenlang hinzog. Auf den Tag genau ein Jahr nach der
Amputation entwickelt sich eine Gangrän am rechten Fuß, 4 Zehen müssen amputiert werden.
Die Amputationswunde heilt nicht, statt dessen schwillt das ganze rechte Bein
wiederholt enorm an, und die Gefahr einer Phlegmone besteht. Der Patient wird,
nach 8-monatigem Aufenthalt in einer anderen Klinik, auf die
Plastisch-Chirurgische Station unseres Hauses verlegt, wo die Schwellung
zurückgeht, die Wunde sich aber trotz Besserung des Wundgrundes und
Deckung mit Spalthaut - bei stabilen Blutzuckerwerten und guten
Gefäßbefunden - nicht schließt. Dies gelingt erst, ohne
erneute chirurgische Intervention, als der Patient seine dunkle
Familiengeschichte erzählen kann: Als ungewolltes Einzelkind habe er in
der von Streit und Nörgeln geprägten Beziehung der Eltern immer
wieder „Mord und Totschlag verhindern”, die Mutter schützen
und betreuen müssen. Die Mutter hatte - ihr Verlobter war gefallen
-, einen ungeliebten, 1914 geborenen Kriegsheimkehrer geheiratet, der,
wie sie nachträglich feststellte, seinen Namen geändert und seine
gesamte Vergangenheit vor 1945 annulliert hatte. Diese ließ sich trotz
angestrengter Nachforschungen der Mutter und des Sohnes nie aufklären.
Durch den Tod des bereits lange von der Mutter getrennt lebenden Vaters wenige
Wochen vor der Verlegung in unser Haus war die Hoffnung auf Klärung seiner
Vergangenheit endgültig begraben, der Patient wie im luftleeren Raum
zurückgelassen, ohne Möglichkeit, gleichsam ohne Recht, die eigene
Herkunft zu erfahren.
In 11 Fällen schloss sich die körperliche Wunde
erstmalig und anhaltend, ohne erneute chirurgische Intervention, nachdem sich
die Betroffenen verbal und affektiv öffnen und ihre traumatischen
Erfahrungen mitteilen konnten. In weiteren 3 Fällen war nach der
Veröffentlichung der biographischen Traumen die erneute Deckung mit
Spalthaut - nach Abstoßung bei vorherigen Versuchen -
erfolgreich (Gruppe 1). In 8 Fällen (Gruppe 2) löste das Rühren
an traumatische Erfahrungen, wie erwähnt, heftige Emotionen und Agieren
aus (Angst, Wutausbrüche, Ablehnen weiterer Gespräche, Weglaufen),
mit relativer Besserung der Wundsituation (d. h. verminderter
Wundsekretion, beginnender Granulation der Wundflächen und -ränder,
Verkleinerung der Wundöffnung , aber ohne Schließung der Wunde). In
den restlichen 8 Fällen (Gruppe 3) kam es ansatzweise zur
Veröffentlichung biographischer Traumen ohne spürbare affektive
Beteiligung und ohne Veränderung der Wundsituation.
Der Preis unserer aufdeckenden Arbeit ist allerdings hoch; die
Patienten, die vorher endlose Wundversorgungen „geduldig und leise
ertragen” haben, werden, wie bereits angedeutet,
„schwierig”, renitent, versuchen, die verschiedenen Betreuer in
„gute” Chirurgen und „böse” Therapeuten
- oder umgekehrt - zu spalten und gegeneinander auszuspielen. In
dieser Phase bedarf es größter Wachsamkeit und psychodynamischer
Kompetenz bei der Liaison-Arbeit, um Misstrauen und kriegerische Differenzen,
auch unter den Betreuern, abzufangen. Die Wunde, die sich am Bein/an der Brust
schließen kann, inszeniert sich gleichsam im zwischenmenschlichen
Bereich, und zwar potentiell so destruktiv, dass sich uns zuweilen die Frage
aufdrängte, ob das „stille Leiden” mit chronischer Wunde
nicht die bessere Lösung wäre.
Als besondere Komplikation ließ sich in einer bestimmten
Phase unserer Interventionen bei 3 Patienten eine Tendenz zur
Selbstschädigung beobachten. Während im Stadium der chronisch offenen
- oder rezidivierend geöffneten - Wunde, trotz unseres
Verdachts, keine Hinweise auf manifeste Selbstschädigung zu finden waren,
beobachteten wir verschiedenartige Selbstschädigungen im Stadium der
beginnenden oder abgeschlossenen Wundheilung.
Krankenbeispiel 3: Bei einem 35-jährigen Feuerwehrmann wurde
in der 4. Woche auf der Station, als sich ein günstiger Verlauf
abzeichnete, in der granulierenden, fast geschlossenen Wunde am Steiß ein
Fremdkörper entdeckt. Auf die Frage, wie der kleine Plastikring in die
Wunde gekommen sei, verließ der Patient abrupt das Krankenhaus. (Bei ihm
kam es zu Aggressivität auch poststationär, indem er als
Privatpatient seine Rechnung nicht bezahlte, schließlich gegen den
Chefarzt der Plastischen Chirurgie Klage erhob - trotz anhaltend
geschlossener Wunde! -, er sei auf der Station falsch behandelt
worden).
Der beschriebenene 51-jährige Patient (Krankenbeispiel 2)
inszenierte, nachdem die Wunde erstmalig - im 10. Monat nach der
Amputation der Zehen! - geschlossen war, mehrere
Selbstschädigungen: durch Stoß kam es seitlich am Ballen zu einer
neuen Wunde, die glücklicherweise rasch heilte. Er setzte den Fuß
der prallen Sonne aus, so dass dieser erneut livide anschwoll. Er zog den
rauhen Stützstrumpf ohne Verband über die noch dünne Haut der
frischverheilten Wunde. Er behielt den Stützstrumpf Tag und Nacht an,
bemerkte selbst nicht, dass schließlich eine verschorfte Blutspur am
Unterschenkel nach außen durchdrang.
Die seelische Wunde, die durch die biographischen Mitteilungen
berührt wurde, deren Veröffentlichung ja gerade erst im Gange -
und die noch lange nicht verheilt - ist, hat, so scheint es, sobald die
körperliche Wunde sich schließt, bei einigen Patienten kein
ausreichendes Ventil mehr, was vermutlich vorübergehend eine
unerträgliche innere Spannung erzeugt, die sich auf anderem Wege, durch
Selbstmutilation (durch künstliches Offenhalten der Wunde), Ausdruck
verschaffen muss.
Die begonnenen Katamnesen durchnittlich 2
Jahre nach Entlassung bei inzwischen 8 der 30 Patienten zeigen: Bei allen 5
befragten Patienten der Gruppe 1 blieb die Wunde in der Zwischenzeit anhaltend
geschlossen. In der Gruppe 2 war bei einem Patienten (Feuerwehrmann
s. o. Krankenbeispiel 3) die begonnene Wundheilung bald nach seinem
abrupten Abbruch der stationären Behandlung fortgeschritten, die Wunde
anhaltend geschlossen (Katamnese 4 J.).
Sogar in der Gruppe 3 ist es bei 2 Patienten - ohne weitere
chirurgische Intervention - nachträglich doch zu einer Besserung und
Heilung der Wunde gekommen. Die überraschenden katamnestischen Ergebnisse
aus der Gruppe 2 und 3 könnten so gedeutet werden, dass die konservativ
abwartende Haltung der Chirurgen, unsere Bemühung um Aufdeckung, das
gemeinsame Interesse der interdisziplinären Ärztegruppe an der Person
der Patienten und an ihrer Biographie, affektiv offenbar mehr in Bewegung
gebracht hat, als von uns zunächst wahrgenommen wurde.
b) Psychosomatische Pathologie:
Einige klinische Befunde werfen durch ihre Paradoxie Fragen auf
und sind vielleicht besonders geeignet, die Wundheilung und das Problem der
Nichtwundheilung besser zu verstehen.
-
Die Ursprungsverletzung ist
häufig unspektakulär. Anamnestisch bestand sie in 12 Fällen in
einer chirurgischen Intervention, davon 5 Mal Nagelung nach Knochenbruch, 6
Mal
eine Mamma-OP - davon 4 Mal beide Brüste kosmetisch -, 1 Mal
Operation einer Bursitis am Ellenbogen (Krankenbeispiel 4). In 4 Fällen
entwickelte sich die chronische Wunde aus einer Bagatellverletzung
[2], z. B. Stoßen am Stuhlbein mit
oberflächlicher Schürfwunde (die sich zu einer 10x20 cm
großen, bis heute persistierenden Wunde am Unterschenkel entwickelte),
einmal aus einer paravertebralen Injektion (mit der Folge einer kratertiefen,
bis zum Wirbel reichenden chronischen Wunde). Besonders in diesen Fällen
entstand der Eindruck, dass die harmlose Verletzung als Gelegenheitsursache
benutzt wurde, um der seelischen Wunde sichtbaren Raum zu verschaffen.
-
Um aus der Bagatellverletzung oder der Operationswunde ein
seelisches „Ausdrucksgeschehen” zu machen, bedarf es einer
Latenz, einer Art Inkubationszeit, einer „Zeit der psychischen
Ausarbeitung” (Charcot 1886). Bei 25 der 30 chirurgischen Patienten kam
es nach der Verletzung/der Operation initial zu einer Primärheilung und
erst mit Latenz - von einigen Tagen
(n = 22) oder sogar Wochen (n = 3)
- zur persistierenden Öffnung der Wunde, differentialdiagnostisch
ein wichtiger klinischer Hinweis, dass es sich nicht um die übliche
Sekundärheilung wegen Infektion oder anderer somatischer Ursache handelt,
sondern dass eine ganz neue, andersartige (psychosomatische) Dynamik und
Symptomdynamik in Gang kommt. Zu dieser Symptomdynamik gehört, dass die
Wunde, wie anamnestisch zu erfahren, sich initial geschlossen, nach kurzer oder
längerer Zeit aber, aus scheinbar unerfindlichen Gründen, wieder
geöffnet hat. Die Auslösesituation der Wundöffnung ließ
sich in einigen Fällen genau eruieren:
Krankenbeispiel 4: Eine 70-jährige Patientin wird an
einer Bursitis am rechten Ellenbogen operiert und mit verheilter Wunde (trotz
fragiler Epidermis aufgrund jahrelanger Kortisoneinnahme) aus der Klinik
entlassen. Eine Woche später besucht sie eine alte vornehme Freundin. 24
Stunden vor dem geplanten Besuch bemerkt sie eine Schwellung im Wundbereich.
Als sie bei der Freundin auf dem edlen Plüschsofa sitzt und die Teetasse
zum Munde führt, entleert sich plötzlich eine Menge Eiter aus der
frischen Operationsnarbe. Sofa, Tischdecke, Teppich, alles ist beschmutzt. Die
Patientin kommt auf die plastisch-chirurgische Station. Die biographische
Anamnese ergibt: In Ostpreußen, wo sie aufwuchs, besaß ihre Familie
ein vornehmes Anwesen mit auch solchen edlen Möbeln. Dieses Anwesen musste
sie mit 17 Jahren innerhalb von 2 Stunden mit Mutter und Bruder für immer
verlassen, durch die Vertreibung war alles verloren. Auf der Flucht gen Westen
wurde sie von der Mutter - die Geld brauchte, um den Vater zu
suchen! - an der Grenze als Pfand zurückgelassen, musste sich
mehrere Jahre alleine durchschlagen, gebar in dieser Zeit ein
unerwünschtes Kind (Vergewaltigung?), bis die Familie sich wieder meldete.
„Warum hat die Freundin alles behalten dürfen?”, diese Frage
stand, mit einer Mischung aus Trauer und Groll, im Raum, als die Patienten vom
Aufplatzen ihrer Wunde und dem eitergeschändeten Mobiliar
erzählte.
Die erwähnte 17-jährige Patientin (Krankenbeispiel
1) konnte in den beiden Jahren bis zur ersten psychosomatischen Intervention
mehrmals mit geschlossener Wunde entlassen werden. Wenige Tage der
Berührung mit der traumatischen Situation zu Hause genügten -
Selbstverletzung ließ sich ausschließen -, dass sie mit
erneut offener Wunde wieder aufgenommen werden musste.
-
Zwei Drittel unserer Patienten klagten zusätzlich
über heftige analgetika-, sogar morphinresistente Schmerzen im Wundbereich, mit paradoxen Schwankungen der
Intensität. Der erwähnte 39-jährige Feuerwehrmann
(Krankenbeispiel 3), seit 2 Jahren an einer Wunde am Steiß leidend
- die ohne eruierbare Verletzung entstanden war -, erlebte mehrmals
über Wochen eine Schließung der Wunde, wobei ein quälender
Schmerz im Steiß gerade in diesen Phasen jeweils zunahm, sich wieder
milderte, wenn die Wunde sich erneut öffnete, schließlich aber auch
bei geöffneter Wunde exazerbierte, so dass er auswärtig Dolantin und
Tramal, schließlich per infusionem, benötigte. Der Schmerz war nach
Absetzen der Analgetika binnen weniger Tage rückläufig, ebenso die
Wundsekretion, mit der Möglichkeit frischer Granulation
(s. o.).
Krankenbeispiel 5: Bei einer 74-jährigen Patientin mit
schmerzhaften Ulcera cruris am Innen- und Außenknöchel bei Diabetes
mellitus - diese waren nach dem Tod ihres Hundes über eine Phase
zunehmender Schwellung des Unterschenkels entstanden, die Blutzuckerwerte waren
kompensiert - exazerbierten die Schmerzen besonders beim Verbandwechsel,
wenn sie ihre offenen Wunden selbst ansah, und milderten sich rasch, sobald
die
Schwester die Wunde mit dem neuen Verband bedeckte. Auch dieser Schmerz war
wie
weggeblasen nach Absetzen der Schmerzmittel und den ersten Gesprächen, in
denen sich die Patientin zuerst über ihren verstorbenen Hund, dann
über den Jahre zurückliegenden Tod ihres Mannes, schließlich
über ihre sadistische Adoptivmutter hatte ausklagen können
(„Ich musste ihr immer dankbar sein und durfte mich nicht beklagen und
wehren”). Aufgrund inzwischen gebesserter Wundsituation konnte auf die
zuvor geplante plastisch-operative Behandlung verzichtet werden.
Das Exzessive der Schmerzen, die Analgetikaresistenz sowie die
situationsabhängigen Schwankungen der Intensität brachten uns auf den
Gedanken, dass die Schmerzen der Wundpatienten die Kriterien eines psychogenen
Schmerzes erfüllen [14]. Als diese Schmerzen
nach Absetzen aller Schmerzmittel (und Beginn unserer Gespräche) sich
regelmäßig milderten und verschwanden, war dies für uns ein
weiterer Beweis für ihre Psychogenie (oder eine erhebliche psychogene
Ausgestaltung). Von solchen psychogenen/somatoformen Schmerzen wissen wir, dass
sie ebenfalls durch - lange zurückliegende und aktuelle -
anhaltende seelische Traumen zustande kommen und nur durch Erinnern und
Veröffentlichung dieser Traumen verschwinden können.[15],[16]
Frühere, auch anhaltende Schmerzepisoden (Kopf-, Bauch-,
Rücken-, Gelenkschmerzen, Dysmenorrhoen) ließen sich bei 21
Patienten anamnestisch eruieren, als Zeichen lebenslanger
„Pain-proneness”[16].
-
Auch die bereits bei einigen Patienten (Krankenbeispiel 2,4,5)
beschriebenen Schwellungen verdienen psychosomatische
Aufmerksamkeit. Sie zeigen auffällige, situativ anmutende Schwankungen und
könnten besondere pathognomonische Bedeutung haben. Nicht selten
lässt sich eine ätiologisch schwer erklärbare Schwellung einer
Extremität als Prodromalsymptom, als erstes klinisches Zeichen beginnender
Wundheilungsstörung beobachten oder anamnestisch eruieren. Die Patienten
berichten, nach der Verletzung oder der Operation und scheinbar abgeschlossener
Wundheilung sei der Fuß/Unterschenkel/Arm erneut (schmerzhaft)
angeschwollen - in einigen Fällen ein von von der Wunde entfernter
Extremitätenbereich -, und zwar tage- oder wochenlang, bis sich dann
- plötzlich - die bereits vernarbte Wunde wieder geöffnet
habe (s. Krankenbeispiel 4). Auch das Ulcus cruris der 74-jährigen
Patientin (Krankenbeispiel 5) hat sich nach einer Phase zunehmender Schwellung
am Fußgelenk ohne erinnerliche äußere Verletzung gebildet
- in einer Situation zunehmenden affektiven Innendrucks von
anschwellender Trauer und Enttäuschungswut. Ob es sich hier um affektiv
bedingte Schwellungen handelt, wie sie uns aus der Behandlung psychogener
Schmerzen bekannt sind [17], muss offenbleiben.
-
Wir haben, wie erwähnt, mit den Patienten nicht nur
gesprochen, sondern uns, so weit möglich, mehrmals beim Verbandwechsel die
Wunden selbst angesehen und ihre Veränderungen verfolgt. Bei den meisten
Patienten fiel eine enorme, exzessive Wundsekretion
auf, die bei der Versorgung ein eigenständiges Problem darstellte
[18]: Das schmutzig-gelbliche, blutvermischte Sekret
kann von den Chirurgen nicht häufig genug abgetragen, es muss aus tiefen
Wundtaschen gleichsam abgeschöpft werden; durch den frischen Verband ist
das Sekret minutenschnell wieder durchgedrungen. Sobald sich die Patienten mit
ihrem seelischen Trauma im Gespräch anvertrauen können, ist eine
Veränderung der Wundsituation zu beobachten: Die Sekretproduktion
versiegt, die Wunde wird „trocken”, die Tiefe der Wunde wird
flacher, die Wundtaschen glätten sich, an den Wundflächen und
-rändern bildet sich gefäßreiches Granulationsgewebe, so dass
die Wunde sich schließen kann, und zwar verblüffenderweise oft
rasch, in einigen Fällen binnen weniger Tage!
Pathophysiologisch liegt es nahe
anzunehmen, dass sich in dieser Phase des Umschwungs, der drastischen
Veränderung der Wundsituation, Nekrose-Vorgänge in Prozesse der
Apoptose verwandeln [2]; d. h. , statt der
zuvor foudroyanten Zerstörung/Zersetzung und Ausstoßung
lädierten Gewebes würde im Zuge der Veröffentlichung
traumatischer Erfahrungen der ganz andere Verdauungs-/Reinigungsvorgang
möglich, der Weg gleichsam frei, dass körpereigene Zellen
(Makrophagen) das kranke, überflüssige Gewebe zerkleinern,
inkorporieren und innerhalb des Körpers abtransportieren.
Psychodynamisch lässt sich zu der
übermäßigen Sekretproduktion (auch zu den Schmerzen und den
Schwellungen) sowie zur Umkehrung von Nekrose in Apoptose folgendes sagen: Das
Verhalten der Patienten - die „ihr langes Leiden geduldig
ertragen”, die täglichen Säuberungen ihrer Wunden fast mit
Zufriedenheit über sich ergehen lassen - erweckt den Eindruck, dass
mit der Sekretproduktion und den ärztlichen Prozeduren ein geheimer
„Gewinn” verbunden ist.
Die Biographien zeigen, differenzierter gesehen, dass die
Betroffenen an einer unbewussten tragischen Schuldproblematik leiden, unter
einem Strafbedürfnis - nicht für begangenes, sondern für
erlittenes Unrecht, empfangene Kränkungen, Gewalt, Verstoßung
(nicht der Täter, das Opfer trägt die Schuld und muss sie abtragen).
Es scheint bei den Wundpatienten eine Art verzweifelter Hoffnung zu bestehen,
dass das implantierte „Böse”, die drückende Schuld
durch die offene Wunde, in Form der foudroyanten Wundsekretion befreiend
herauskommen und durch die ärztlichen Säuberungen abgeräumt
werden könnte. In dem von Hontschik und v. Uexküll
[19] herausgegebenen Lehrbuch „Psychosomatik
in der Chirurgie” findet sich im Kapitel über Chronische
Osteomyelitis [20] unter dem Stichwort
Eiter als Währung eine ähnliche
Psychodynamik dargestellt: Die persistierende Eiterproduktion wird als Versuch
der inneren Reinigung auf der Körperebene verstanden, einer
Bußhandlung vergleichbar, mit der ein schwer belastetes (Schuld-)Konto
gleichsam abbezahlt wird. In diesem Zusammenhang werden auch unbewusste
Amputationswünsche der Osteomyelitis-Kranken beschrieben und gedeutet: da
der (unbewusst) erhoffte Gewinn der Schuldbefreiung durch Eiterproduktion und
Schmerz nicht eintritt, muss der ganze Körperteil, das ganze Bein durch
Amputation verschwinden. Die für das innere Drama wesentliche Komponente,
dass es sich um erlittene
Kränkung/Verwünschung/Verstoßung, um fremde,
implantierte Schuld handelt, taucht als Gedanke in
diesem Kapitel allerdings nicht auf. Latente Amputationswünsche sind uns
auch bei einigen unserer Wundpatienten begegnet (s. Krankenbeispiel 2).
Die 70-jährige Patientin (Krankenbeispiel 4) zerbricht nach
der ausführlichen Darstellung ihrer schmerzreichen Biographie ihre Brille,
kann deshalb den ergänzenden Anamnesebogen nicht ausfüllen. Wir
vermuten unüberwindliche Scham- und Schuldgefühle (wegen der
Verstoßung durch die Mutter, wegen einer geheimgehaltenen
Vergewaltigung?). Sie lehnt schließlich weitere Gespräche ab -
die implantierte Spalthaut wächst nicht an -, sie
überfällt mich aber später bei einer
„zufälligen” Begegnung in der Chirurgischen Ambulanz mit der
Bemerkung: „übrigens, ich habe heute Nacht
geträumt...”; als ich mich, bereits im Gehen, daraufhin noch einmal
umdrehe, fährt sie fort: „mein rechter Arm sollte amputiert werden,
es wurde überlegt, wie ich dann gepflegt werden kann”. Inhalt und
Herkunft der bislang nur inszenierten Schuldgefühle haben wir nicht
erfahren. Die Patientin kommt seit Monaten mehrmals pro Woche in die
chirurgische Ambulanz, die Wunde hat sich gebessert, ist aber noch nicht
geschlossen.
Überraschenderweise haben wir in mehreren der untersuchten
Wundabstriche keine Bakterien gefunden. Die Wundabstriche wurden allerdings
nicht systematisch, mehrmals in zeitgleichen Abständen, vorgenommen.
Trotzdem ließe sich hypothetisch sagen: Es bedarf bei einigen der
Patienten keiner Bakterien, es sind die seelischen Schädlinge, die
bösen Erinnerungen, die implantierten Schuldgefühle, die mit dem
Sekret drängend heraus wollen. So lässt sich das Versiegen der
Sekretproduktion - der Umschwung von Nekrose in Apoptose -
verstehen (ebenso das Verschwinden der Schwellungen und Schmerzen), sobald die
schmerzhaften Erinnerungen verbal, durch den Mund, herauskommen
können.
Zusammenfassung:
Unsere Befunde legen den Schluss nahe: Die chronische Wunde ist ein
chirurgisch-psychosomatisches Problem, das nur mit
Kenntnis der inneren Verfassung der Patienten zu
verstehen und zu behandeln ist. Chronische Wunden können ein Hinweis auf
seelische Traumatisierung sein. Deren Aufdeckung und affektive Bearbeitung
- eingebettet und geschützt in einer therapeutischen Beziehung
- kann die Wundsituation drastisch bessern. Je nach Konstellation
können die psychosomatischen Interventionen die chirurgischen
Maßnahmen hilfreich begleiten (d. h. die
günstigen Bedingungen zum Greifen operativer Eingriffe fördern) oder
operatives Handeln (vorübergehend oder dauerhaft) sogar
ersetzen, wobei auch im letzteren Falle die
chirurgische Behandlung die Basis bleibt. In jedem Falle und in jedem Stadium
der psychosomatischen Interventionen ist die chirurgische Gegenwart -
motivierend, schützend, rezeptiv abwartend - unerlässlich.
Die psychosomatische Pathologie, zu der die genaue Beachtung der
klinischen Befunde gehört, liefert neue, aufregende Aspekte:
Strenggenommen ist die Wunde keineswegs „chronisch”, sie befindet
sich im Gegenteil ständig in Bewegung, zeigt überraschende
Änderungen, unscheinbare und dramatische, langsame und rasche,
plötzliche, sogar urplötzliche Veränderungen, unerwartete
Öffnungen und Schließungen (wie ein Mund). Die Wunde kann spucken
und geifern, dann wieder austrocknen; sie kann kratertief einsinken und
abflachen, sich verhärten, vernarben, sich keloidartig aufbäumen, sie
kann blau, rot, gelb und grün anlaufen und auch leichenblass werden. Die
Wunde kann sich mit Schwellungen und Schmerz verbünden. Schwellung,
Schmerz und offene Wunde, scheinen, als Ausdrucksmöglichkeit eines inneren
Affektdrucks, zuweilen einander abzulösen, als Ventil eines
unerträglich gewordenen Schulddrucks einander vertreten zu
können.
Die Wunde kann als Fistel unterirdische
Gänge bilden, als Phlegmone das Bindegewebe einer
ganzen Extremität unterwandern (s. Krankenbeispiel 3) oder tief im Innern
des Knochens ihr Unwesen treiben (Osteomyelitis), als
Abszess (oder Akne) von innen nach außen
drängen, als Dekubitus sich flächig
ausbreiten, als Pseudarthrose nach Knochenläsion
sich verewigen. (Hier ist bereits ein Programm benannt, die verschiedenen
Manifestationen schwer heilender Wunden im selben Sinne psychosomatisch
interdisziplinär zu untersuchen, - ein Programm, an dem wir bereits
zu arbeiten begonnen haben).
Eine der Bedingungen dieser vielfältigen Veränderungen
scheint die jeweilige Verschlossenheit oder Offenheit des Mundes zu sein, seine
Fähigkeit oder Unmöglichkeit, Gefühle, Phantasien, Erinnerungen
auszusprechen. Der Mund ist die Körperöffnung, durch die sich der
Mensch von allen Tieren, allen Lebewesen am meisten unterscheidet: Durch die
Fähigkeit der Sprache.
Der Befund, dass Personen eine besonders schlechte Wundheilung
aufweisen, die Angehörige mit Morbus Alzheimer pflegen
[13], wird jetzt verständlich: Menschen mit
Morbus Alzheimer sind unfähig, sich im Gespräch auszutauschen,
unfähig natürlich auch, ein anstehendes Familienproblem mit den
betreuenden Angehörigen zu klären. Diese sind aber gezwungen, in
körperlicher, sogar intimer Nähe pflegerisch mit den
Alzheimer-Kranken umzugehen - einer Nähe, die fast zwangsläufig
traumatische Erinnerungen, z. B. an sexuelle Übergriffe, weckt
- ohne die Möglichkeit, die aufkommenden heftigen Gefühle zu
äußern, zu entsorgen, die drängenden Fragen anzusprechen.
Das Aussprechen belastender Geheimnisse als innere Reinigung,
Beichte als Katharsis, ist vielen Kulturen geläufig. Die offenen Wunden
zeigen, wie vital und lebenswichtig das Bedürfnis nach seelischer
Reinigung und Entsorgung ist, wie unerbittlich - man möchte sagen
unbestechlich - die Wunde, aller chirurgischen Kunst zum Trotz, offen
bleibt, wenn dieses Bedürfnis nicht Raum bekommt, sich aber
schließen kann, sobald es gelingt, dass der Mund sich öffnet und die
seelische Reinigung übernimmt.