Aktuelle Ernährungsmedizin 2002; 27(1): 53-55
DOI: 10.1055/s-2002-20008
Verlautbarung
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Hepatitis C und Stillen

Empfehlung der Nationalen Stillkommission vom 19. März 2001, in Abstimmung mit der Gesellschaft für pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung und der Deutschen Gesellschaft für pädiatrische InfektiologieHepatitis C and BreastfeedingRecommendations of the German National Breastfeeding Committee from March 19, 2001 in Cooperation with the Society of Pediatric Gastroenterology and Nutrition and the German Society for Pediatric Infectious DiseasesHildegard  Przyrembel1
  • 1Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin, Nationale Stillkommission, Geschäftsstelle
Further Information

Publication History

Publication Date:
11 February 2002 (online)

Preview

Allgemeines

Das Hepatitis-C-Virus (HCV) gehört zu den Flaviviren und wird wie das Hepatitis-B-Virus (HBV) und das humane Immundefizienz-Virus (HIV) vorwiegend durch Blut übertragen. Man schätzt, dass in Deutschland die Indizenz der Infektion derzeit bei ca. 0,6 % liegt. Vor allem i. v. Drogenabhängige (ca. 90 % HCV-positiv) und Dialysepatienten (ca. 10 % HCV-positiv) haben das größte Infektionsrisiko [1]. Die HCV-Infektion bleibt lange unbemerkt. Bei 60 - 80 % der Patienten wird die Erkrankung chronisch, bei der Hälfte entwickelt sich eine Leberzirrhose und bei ca. 10 % nach 15 - 30 Jahren ein Leberkarzinom.

Seit der Untersuchung aller Blutspenden auf HCV (seit 1990) spielt die Bluttransfusion eine untergeordnete Rolle bei der Infektionsübertragung. Überlegungen zur Prävention sind schon im Kindesalter angebracht, da das Hepatitis-C-Virus auch peripartal von der Mutter auf das Kind übertragen werden kann. Die Übertragung erfolgt vorwiegend während der Geburt, seltener in der Spätschwangerschaft. Der Einfluss von Wehen bei der Transmission ist kürzlich in die Diskussion geraten; Gibb et al. [2] stellten eine niedrigere Transmission nach primär durchgeführtem Kaiserschnitt als nach Wehenbeginn fest. Ob die Hepatitis C durch Stillen übertragen wird, ist weitgehend unklar. Es wird zunehmend HCV-infizierte Mütter geben, die wegen der nutritiven, antiinfektiösen, immunologischen und psychosozialen Vorteile und wegen der positiven gesundheitlichen Langzeiteffekte des Stillens gegenüber der Flaschennahrung ihr Kind stillen möchten und nach entsprechender Beratung fragen.

Zur Beratung einer stillwilligen Mutter mit Hepatitis C sollte der Arzt das Folgende wissen:

Die Inzidenz der Infektion von Neugeborenen von HCV-RNA-positiven Müttern beträgt 3 - 7 % (0 - 18 %) und ist mit ca. 14 % (5 - 36 %) jedoch deutlich höher, wenn die Mutter gleichzeitig HIV-infiziert ist 3 4. Ein erhöhtes Übertragungsrisiko eines bestimmten HCV-Genotyps konnte nicht gefunden werden 5 6. Die Übertragung erfolgt selten intrauterin, meist während der Geburt (Nabelschnurblut HCV-RNA neg.), auch eine postpartale Transmission ist möglich 7. Das Übertragungsrisiko steigt proportional zur Viruslast. Ein sicherer Grenzwert ist jedoch aufgrund wechselnder Virämie nicht anzugeben 3 7 8 9 10 11. Wenn die Mutter HCV-Antikörper-positiv (anti-HCV), aber HCV-RNA-negativ war, wurde keine Transmission beobachtet 3 7 9. Ein Neugeborenes, das HCV-RNA-positiv ist, kann auch wieder negativ werden 9 10 12. Die nichtinfizierten Kinder verlieren die mütterlichen Antikörper erst nach dem ersten Lebensjahr 13.

Literatur

Prof. Dr. Hildegard Przyrembel

Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin · Nationale Stillkommission · Geschäftsstelle

Thielallee 88 - 92

14195 Berlin

Email: stillkommission@bgvv.de