intensiv 2002; 10(1): 12-16
DOI: 10.1055/s-2002-19565
Anästhesiepflege
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Ärztliche und pflegerische Aspekte der Spinalanästhesie bei ehemaligen Frühgeborenen

Alexander Reich, Michael Klatthaar
  • 1Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin, UKM, Münster
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Publication Date:
15 January 2002 (online)

Einleitung

Die Spinalanästhesie ist bei Erwachsenen für Eingriffe unterhalb des Nabels und an den unteren Extremitäten ein Routineverfahren. Da bei Kindern Regionalanästhesien in der Regel nur in Kombination mit einer Allgemeinanästhesie durchgeführt werden können, sind sie Bestandteil des perioperativen Schmerzmanagements und nicht ein alternatives Narkoseverfahren.

Eine Ausnahme stellen ehemalige Frühgeborene dar, die in ihren ersten Lebensmonaten sehr empfindlich auf eine Allgemeinanästhesie reagieren können. Etwa ein Drittel dieser Patienten entwickelt durch eine Allgemeinanästhesie postoperativ Atemstörungen und Herzrhythmusstörungen [1].

Nachdem schon Anfang des vergangenen Jahrhunderts über Spinalanästhesien bei ehemaligen Frühgeborenen berichtet wurde, wurden Regionalanästhesien bei Kindern in den folgenden Jahrzehnten nur sporadisch eingesetzt. Erst in den achtziger Jahren wurden Wege gesucht, die gefürchteten perioperativen Apnoen nach Allgemeinanästhesien zu vermeiden. Man konnte feststellen, dass mit der Verwendung einer Regionalanästhesie die Atemstörungen ausblieben und die meisten Kinder direkt im Anschluss an die OP wieder auf eine Allgemeinstation verlegt werden konnten. Heute stellt die Spinalanästhesie für ehemalige Frühgeborene unterhalb der 50. postkonzeptionellen Woche ein Routinenarkoseverfahren dar [2] [3].

Unabhängig von allen Fortschritten in der anästhesiologischen Betreuung sind die Kinder einem großen perioperativen Risiko ausgesetzt. In aller Regel handelt es sich um Patienten, die zwischen 1500 und 3000 g schwer sind. Sie sind bei Transporten durch Entwicklung einer Hypothermie gefährdet, neigen spontan zu Apnoen und Bradykardien und können durch Lagerungsmaßnahmen Abfälle der Sättigung erleiden.

Die Durchführung selbst kleiner und kurzer Operationen stellt daher höchste Ansprüche an alle beteiligten Disziplinen.

Literatur

  • 1 Steward D J. Preterm infants are more prone to complications following minor surgery than are term infants.  Anesthesiology. 1982;  56 304-306
  • 2 Coté C J, Zaslavsky A, Downes J J. et al . Postoperative apnea in former preterm infants after inguinal herniorrhaphy. A combined analysis.  Anesthesiology. 1995;  82 809-822
  • 3 Liu L M, Cote C J, Goudsouzian N G. et al . Life-threatening apnea in infants recovering from anesthesia.  Anesthesiology. 1983;  59 506-510
  • 4 Vane D W, Abajian J C, Hong A R. Spinal anesthesia for primary repair of gastroschisis: a new and safe technique for selected patients.  J Pediatr Surg. 1994;  29 1234-1235
  • 5 Viscomi C M, Abajian J C, Wald S L. et al . Spinal anesthesia for repair of meningomyelocele in neonates.  Anesth Analg. 1995;  81 492-495

Dr. med. Alexander Reich DEAA

Oberarzt
Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie
und operative Intensivmedizin
UKM

Albert-Schweitzer-Straße 33

48149 Münster

Email: reich@anit.uni-muenster.de

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