Geburtshilfe Frauenheilkd 2001; 61(11): 880-887
DOI: 10.1055/s-2001-19172
Originalarbeit

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Neue Perspektiven in der intrauterinen Überwachung mittels fetalem Magnetenzephalogramm

Fetal Magnetic Encephalography: A New Tool for Intrauterine Fetal Monitoring?B. Schauf1 , C. Lowery2 , J. D. Wilson3 , H. Eswaran3 , N. Birbaumer4 , B. Aydeniz1 , D. Wallwiener1 , H. Preissl2,4
  • 1 Universitäts-Frauenklinik Tübingen
  • 2 University of Arkansas, Department for Obstetrics and Gynecology, Little Rock, USA
  • 3 Graduate Institute of Technology, University of Arkansas, Little Rock, USA
  • 4 Inst. für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie, Universität Tübingen
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Publication Date:
19 December 2001 (online)

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Zusammenfassung

Fragestellung

Bis heute ist es trotz intensiver Forschung und Überwachung nicht gelungen, die Rate an hirngeschädigten Neugeborenen entscheidend zu senken. Nach heutigem Kenntnisstand sind ca. 90 % der fetalen Hirnschäden Folge antepartaler Ereignisse. Demzufolge können auch nur 10 % durch eine intensivierte Überwachung unter der Geburt vermieden werden.

Die Detektion einer antepartalen zerebralen Schädigung ist ein seltenes Ereignis, wobei über das Schädigungsausmaß nur Vermutungen angestellt werden können. Eine Überwachung der neuronalen Integrität des heranwachsenden Feten ist bis heute nicht möglich. Es ist unklar, wann und bei welchen Feten es zu einer intrauterinen Hirnschädigung kommt und welche Bedeutung diese für die spätere kindliche Entwicklung haben wird. In dieser Publikation wird ein neu entwickeltes Gerät vorgestellt, mit dem intrauterin die fetale neuronale Funktion erfasst werden kann.

Methodik und Ergebnisse

Mit einem neuen diagnostischen Ansatz, der Aufzeichnung des fetalen Magnetenzephalogrammes (fMEG), kann erstmals mit einem speziell für die Erfordernisse der Geburtshilfe entwickelten System eine Aussage zur fetalen Hirnfunktion getroffen werden. Mittels 151 Messsensoren ist es möglich, die biomagnetischen Signale, die von Mutter und Fetus erzeugt werden, aufzunehmen und aus diesen das fMEG zu extrahieren. Die Geräteentwicklung und -evaluation erfolgt zur Zeit in Little Rock, Arkansas, USA in Kooperation mit dem Institut für medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie und der Frauenklinik der Universität Tübingen. Das mit diesem Gerät registrierte Signal besteht neben dem fetalen neuronalen Signal aus mehreren Komponenten (z. B. maternales Kardiogramm, fetales Kardiogramm), die aus dem Rohdatenmaterial extrahiert werden müssen. Es werden erste Ergebnisse und sich daraus ergebende Fragestellungen präsentiert.

Schlussfolgerung/Ausblick

Mit dem fMEG könnte ein Einblick in die Entwicklung der zerebralen Funktion während der fetalen intrauterinen Entwicklung gewonnen werden. Neue zukunftweisende Überwachungskriterien könnten erstmals die Sicherung der normalen zerebralen Entwicklung gewährleisten und gleichzeitig einen neuen Parameter für die Überwachung von zerebral bedrohten Feten darstellen.

Abstract

Purpose

Intensive research and subpartal surveillance have failed to reduce the rate of newborns with cerebral handicaps. The evidence indicates that about 90 % of cerebral handicaps are due to antepartal events and thus that only 10 % could potentially be avoided by better surveillance during labor. Cerebral injury is rarely detected prenatally and its impact difficult to predict because we do not have a way to assess neuronal function in the developing fetus. We describe a new diagnostic approach which may provide more information on the cerebral well-being of the fetus.

Methods and Results

A system was developed to record fetal magnetencephalographic signals and thus detect fetal brain function. An array of 151 sensors was designed to fit to the pregnant body and record the fetal magnetic encephalogram. We present initial results and discuss arising questions.

Conclusion

The early data suggest that fetal magnetencephalography can provide insights into the fetal neuronal development and well-being during pregnancy.

Literatur

Dr. Burkhard Schauf

Frauenklinik Tübingen

Schleichstr. 4

72076 Tübingen

Email: burkhard.schauf@med.uni-tuebingen.de