Psychother Psychosom Med Psychol 2001; 51(11): 425-429
DOI: 10.1055/s-2001-18160
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Abschied vom Dodo-Vogel: Störungsspezifische versus allgemeine Therapie aus der Sicht der Psychotherapieforschung

Farewell to the Dodo-Bird: Specific versus General Psychotherapy from the Perspective of Psychotherapy ResearchBernhard  Strauß
  • Institut für Medizinische Psychologie, Klinikum der FSU Jena
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
31. Oktober 2001 (online)

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Zusammenfassung

Ausgehend von unterschiedlichen Spezifitätsfragen in der Psychotherapie wird in diesem Beitrag dargelegt, dass es in der Psychotherapieforschung bezüglich der Untersuchung von Wirkfaktoren offensichtlich zwei Welten gibt. Die eine fokussiert auf die Beschreibung störungsspezifischer Faktoren, während die andere traditionsgemäß eher unspezifische oder kommunale Faktoren im Blick hat. Bezugnehmend auf das Verdikt des Dodo-Vogels, mit dem das so genannte Äquivalenzparadoxon in der Psychotherapieforschung beschrieben wird, werden einige Auffassungen über die allgemeinen Wirkfaktoren von Psychotherapie zusammengefasst. Neuere Forschungen zeigen, dass es scheinbar auch ein Spezifitätsparadoxon in der Psychotherapieforschung gibt, das sich darüber auflösen lässt, dass viele psychische Störungen eine Eigendynamik entwickeln, daneben aber auch allgemeine Prinzipien gelten, die letztendlich eine Verbindung störungsspezifischer und allgemeiner Ansätze nahe legen würden. In manchen Settings bzw. im Zusammenhang mit manchen Störungsbildern ist diese Integration bereits erfolgreich vollzogen.

Abstract

Based upon different specifity problems in psychotherapy, it is shown that psychotherapy research consists of two different worlds, the one focussing on disorder specific factors, the other traditionally investigating unspecific or common therapeutic factors. Relating to the Dodobird verdict that has been used to describe the so-called equivalence paradox in psychotherapy, several views of common therapeutic factors are summarized. Recent research shows that psychotherapy research also indicates a specifity paradox that can be resolved by the observation that several psychological disorders develop their own dynamics and that - besides this - general principles are active. In several settings and in relation to specific disorders both aspects have already been integrated successfully.

Literatur

1 Der Dodo-Vogel (Didus ineptus), auch „Dronte” genannt, existierte tatsächlich. Lt. Meyers Koversationslexikon zählte der Vogel zur Ordnung der Taubenvögel und zur Gattung der Dronten. Er lebte auf der Insel Mauritius, konnte nicht fliegen und soll im 17. Jahrhundert ausgestorben sein.

2 Die Originalzitate aus „Alice im Wunderland” von Lewis Carroll entstammen der Ausgabe der Edition Holz im Kinderbuchverlag, Berlin (1989).

Prof. Dr. Bernhard Strauß

Institut für Medizinische Psychologie · Klinikum der FSU Jena

Stoystraße 3

07740 Jena

eMail: bernhard.strauss@med.uni-jena.de