PiD - Psychotherapie im Dialog 2001; 2(3): 327-332
DOI: 10.1055/s-2001-17163
Aus der Praxis
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Umgang mit Sexualität und sexuellen Störungen
in der Psychiatrie

Wolfgang  Schneider
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Publication Date:
14 September 2001 (online)

Abstract

In der Arbeit werden ausgewählte Aspekte des Umgangs mit der Sexualität und sexuellen Störungen kritisch diskutiert. Dazu gehören u. a. die diagnostischen Klassifikationsprinzipien, die als oberflächenzentriert und mögliche zugrundeliegende psychosoziale Bedingungen vernachlässigend charakterisiert werden. Für den Umgang mit der Sexualität in der Psychiatrie wird ebenfalls betont, dass die relevanten psychosozialen Hintergrundvariablen im therapeutischen Handeln nur ungenügend repräsentiert werden würden. Als mögliche Gründe dafür werden die psychiatrischen Konzeptbildungen und die mangelnde Ausbildung im therapeutischen Umgang mit sexuellen Problemstellungen angeführt. Es wird weiter betont, dass auch die relevanten psychotherapeutischen Ansätze oftmals nur eine ungenügende Sensibilität für diese Fragestellungen aufweisen würden. In einem nächsten Schritt werden die möglichen Einflüsse der Medikamenteneinnahme auf die Sexualität erörtert und eine kritische Berücksichtigung dieses Gesichtspunktes bei der Behandlungsplanung gefordert. Abschließend werden Möglichkeiten einer veränderten Praxis zu dieser Themenstellung diskutiert.

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Adresse des Autors:

Professor Dr. Dr. Wolfgang Schneider

Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und
Psychotherapeutische Medizin
Universität Rostock

Gehlsheimerstr. 20

Postfach 100888

18 055 Rostock

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