Osteosynthese International 2001; 9(Suppl. 2): S67
DOI: 10.1055/s-2001-17073
Grenzindikationen von Osteosyntheseverfahren: Schrauben - Marknagel - Platte

J.A.Barth Verlag in Medizinverlage Heidelberg GmbH & Co.KG

Erste Erfahrungen mit einem aufgebohrt und unaufgebohrt zu verwendenden kanülierten Tibiamarknagel

M. Stoll, P. Verheyden, Ch. Josten
  • Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie (Direktor: Prof. Dr. Ch. Josten), Universität Leipzig
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Publication Date:
12 September 2001 (online)

Wir haben experimentelle Voruntersuchungen an 50 Leichentibiae unter folgenden Fragestellungen durchgeführt:

Optimierung der anatomiegerechten Paßform, um eine minimale Biegebelastung bei Insertion des Nagels zu erzielen, Variabilitätsteigerung in der proximalen und distalen Verriegelung.

Es wurden 5 Nageltypen getestet, die sich in Lokalisation, Art und Radius der Krümmung unterschieden. Es zeigte sich, daß neben der proximalen eine zweite distale Krümmung zu einer optimaleren anatomischen Paßform führt. Es bestehen je 4 proximale und distale gleichzeitig zu besetzende Verriegelungsmöglichkeiten in verschiedenen Ebenen, wobei sich die distalste 10 mm oberhalb des Nagelendes befindet. Die Kanülierung der Nägel von 9 und 10 mm Durchmesser ermöglicht eine Implantation über einen Führungsdraht. Das exakte Plazieren des Nagels in 2 Ebenen bei sehr distalen Frakturen wird vereinfacht.

Im Rahmen einer prospektiven Studie wurden seit 06/99 38 Patienten mit 6 offenen und 32 geschlossenen Frakturen mit diesem Tibiamarknagel versorgt. 19 dieser Patienten konnten bisher über einen Zeitraum von 6 Monaten nachuntersucht werden, bei den restlichen dauern die Nachuntersuchungen noch an.

Nach der AO-Klassifikation handelten es sich um 70,2 % A-, 21,6 % B- und 8,1 C-Frakturen, 57,1 % waren im mittleren Schaftbereich lokalisiert. In 68 % der Fälle war die Fibula mitfrakturiert. Für 52 % der Patienten wurde innerhalb der 1. postoperativen Woche die Vollbelastung freigegeben. Die intraoperative Analyse zeigte, daß bei einer mittleren OP-Dauer von 74 min der Nagel zu 92 % unaufgebohrt eingebracht wurde, wobei der Führungsdraht bei 76 % der Fälle genutzt wurde.

Bezogen auf die 19, über 6 Monate nachuntersuchten Patienten traten folgende Komplikationen auf: 2 asymptomatische Bolzenbrüche, 1 verzögerte Knochenbruchheilung mit Beinverkürzung. Bei einer Patientin mit vorbestehender schwerer Osteoporose und Diabetes mellitus kam es zur oberflächlichen Wunddehiszenz sowie Dislokation des distalen Fragmentes.

Dr. med. Matthias Stoll

Klinik für Unfall- und
Wiederherstellungschirurgie
Universität Leipzig

Liebigstraße 20 a

D-04103 Leipzig

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