Osteosynthese International 2001; 9(Suppl. 2): S123-S125
DOI: 10.1055/s-2001-17005
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J.A.Barth Verlag in Medizinverlage Heidelberg GmbH & Co.KG

Der Zuggurtungskompressionsnagel (ZKN = XS-Nagel) am Beispiel der Patella- und Olecranonfraktur

W. Friedl, J. Gehr
  • Chirurgische Klinik II, Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie (Direktor: Prof. Dr. W. Friedl), Klinikum Aschaffenburg
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Publication Date:
12 September 2001 (online)

Patella- und Olecranonfrakturen werden in der großen Mehrzahl der Kliniken durch eine konventionelle Zuggurtung der AO mit gekreuzten und/oder ungekreuzten ventralen Zuggurtungsschlingen versorgt. Nach der klassischen Vorstellung der AO treten dabei im Bereich der Knochenoberfläche Druckkräfte und auf der Dorsalfläche des Gelenkes Zugkräfte auf, die bei zunehmender Flexion des Gelenkes neutralisiert respektive in Druckkräfte umgewandelt werden. Dennoch kennen wir leider immer wieder Frakturdehiszenzen, Frakturstufenbildungen und Pseudarthrosenbildungen sowie Implantatwanderungen.

Diese Probleme sind zum einen auf die immer vorhandenen Weichteilinterponate im Bereich der Kniescheibe aber auch im Bereich des Trizepssehnenansatzes bei Olecranonfrakturen bedingt. Hierdurch ist es nicht möglich, eine Zuggurtungsschlinge direkt auf gesamter Länge auf der Knochenoberfläche zu führen. Dadurch kommt es immer wieder zu sekundären Lockerungserscheinungen. Auch das postulierte Konzept der AO mit unter Belastung auftretenden dorsalen Druckkräften bei Flexion des Kniegelenkes kann so nicht stimmen, da es bedeuten würde, dass bei jeder Flexion des Gelenkes eine Durchschwingbelastung des Implantates auftreten würde. Wäre dies der Fall, müsste ein Ermüdungsbruch der Implantate regelmäßig zu beobachten sein. Experimentelle Untersuchungen von Brill und Hopf von 1987 [1] haben gezeigt, dass nach wenigen Sekunden Zugbelastung im Bereich einer Zuggurtungsosteosynthese keinerlei Druckkräfte vorhanden sind.

Wir haben deshalb nach einer neuen Versorgungsmöglichkeit für diese Problemverletzungen gesucht. Durch Verwendung eines zentralen Kraftträgers ist es möglich, eine gleichmäßige Druckbelastung der ventralen wie dorsalen Frakturflächenanteile zu erreichen. Durch Verwendung von Verriegelungselementen, die die gesamte Knochenbreite fassen, besteht eine sichere Frakturretention und Unabhängigkeit von allen Weichteilinsertionen. Dadurch wird eine sekundäre Lockerung ausgeschlossen. Dieser Zuggurtungskompressionsnagel wurde wegen seiner Kleinheit XS-Nagel-System genannt. Die Kompression des Systemes wird durch eine intramedulläre Madenschraube oder zusätzliche Drahtschlingen an den beiden Enden der Verriegelungsdrähte erreicht (Abb. [1]).

Literatur

  • 1 Brill W, Hopf T. Biomechanische Untersuchungen verschiedener Osteosyntheseverfahren bei Patella-Querfrakturen.  Unfallchirurg. 1987;  90 162-172
  • 2 Friedl W, Clausen J. Experimentelle Untersuchungen zur Wirksamkeit des Zuggurtungskompressionsnagels am Beispiel der Patellafraktur.  Osteosynthese International. 2000;  8 252-260

Prof. Dr. med. Wilhelm Friedl

Chirurgische Klinik II
Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie
Klinikum Aschaffenburg

Am Hasenkopf 1

D-63739 Aschaffenburg







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