Zeitschrift für Palliativmedizin 2001; 2(2): 47-51
DOI: 10.1055/s-2001-15213
ORIGINALARBEIT
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Aufklärung und Hoffnung - Ein Widerspruch?[1]

Breaking Bad News: A Contradiction to Hope?H.  W. Kappauf
  • Nürnberg
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Publication Date:
31 December 2001 (online)

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Zusammenfassung

Aufklärung im Sinne eines ehrlichen ärztlichen Gespräches mit Patienten über eine bei ihnen diagnostizierte unheilbare Krankheit fand bis vor wenigen Jahrzehnten in der Regel nicht statt. Diese Tabuisierung von Unheilbarkeit in der Patient-Arzt-Beziehung wurde meist ethisch begründet und mit „barmherzigen Lügen” verfestigt, um Kranken „in ihrer hoffnungslosen Lage Hoffnung zu geben”. Diese Haltung, die auch heute im medizinischen Behandlungsalltag nicht selten ist, basiert auf tradiertem magischen Denken und einem auf positives Denken reduzierten Verständnis von Hoffnung. Empirisch belegt stellt für Patienten mit einer lebensbedrohlichen Krankheit die offene und empathische ärztliche Kommunikation eine der wichtigsten Hilfen in ihrer Krankheitsauseinandersetzung dar - und die unabdingbare Basis einer kompetenten palliativmedizinischen Begleitung. Durch Sicherheit der Gesprächssituation, Empathie und Interesse, aktives Zuhören, verständliche und gewichtete Information, Aufgreifen von nonverbalen Botschaften und die Zusicherung von verlässlicher Kompetenz und Unterstützung kann der Arzt bei Schwerkranken auch im Gespräch über Unheilbarkeit und Sterben Hoffnung erhalten und fördern.

Breaking Bad News: A Contradiction to Hope?

Open communication with patients about the diagnosis of an incurable disease generally has been avoided in medicine untill a few decades ago. Incurability as a taboo in the patient-doctor relationship was ethically justified and generally reinforced by „compassionate” or „ethical lies”, in order to „instill hope in patients with a hopeless illness”. In today's clinical practice this attitude still can be found quite often. It is mainly based on traditioned magical thinking and on an understanding of hope which is reduced to positive thinking. Empirical findings underline the eminent importance of an empathetic and open communication for the patients' coping with and adaptation to a life-threatening disease. Thus, good communication becomes the essential basis for palliative care. Characterized by a safe setting, empathy and interest for the patient, active listening, adequate information, response to emotional cues, assurance of medical competence, support, and non-abandonment, good communication may maintain and enhance hope in severely ill patients even if the topic is a dire diagnosis, incurability, and dying.

1 Der Beitrag ist die erweiterte Fassung eines gleichnamigen Vortrags, gehalten auf dem 3. Kongress der deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, 28. - 30. September 2000, Göttingen.

Literatur

1 Der Beitrag ist die erweiterte Fassung eines gleichnamigen Vortrags, gehalten auf dem 3. Kongress der deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, 28. - 30. September 2000, Göttingen.

2 Schmerz ist eine unangenehmes  Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit aktueller oder potenzieller Gewebsschädigung verknüpft ist oder mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird (Definition der Internationalen Vereinigung zum Studium des Schmerzes [IASP]).

3 „Patient” leitet sich von lat. patiens ab: (er)duldend, (er)leidend, „Klient” von lat. cliens: der Hörige. Die Bezeichnung Klient ist somit wenig dienlich, um mehr Symmetrie und Achtung der Autonomie des Gegenübers in der therapeutischen Beziehung zu signalisieren.

Dr. med. Herbert W. Kappauf

Medizinische Klinik 5
Institut für Medizinische Onkologie und Hämatologie
Klinikum Nürnberg

Prof.-Ernst-Nathan-Straße 1

90419 Nürnberg

Email: herbert.kappauf@t-online.de