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DOI: 10.1055/s-2001-12720
Kurz referiert
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
31. Dezember 2001 (online)

Endoskopische Therapie des Zenker-Divertikels
Endoscopic staple-assisted esophagodiverticulostomy: An excellent treatment of choice for Zenker's diverticulum. Cook RD, Huang PC, Richtsmeier WJ, Scher RL. Laryngoscope 2000; 110: 2020 - 2025
Die konventionelle Behandlung des Zenkerschen Divertikels besteht in einer Divertikelresektion
und Myotomie des Musculus cricopharyngeus über einen relativ ausgedehnten zervikalen
Zugang. Aufgrund der exponierten Lage ist das kosmetische Ergebnis des zervikalen
Zuganges nicht immer glücklich und zudem werden in der Literatur Komplikationsraten
der Divertikelresektion bis 15 %, teilweise lebensbedrohlich, angegeben. Aus diesem
Grund erscheint es logisch, dass bereits in den 20er Jahren versucht wurde, Zenkersche
Divertikel durch eine transorale, endoluminale Durchtrennung der gemeinsamen Wand
von Speiseröhre und Divertikel zu behandeln. Mit Einführung von endoskopischen Klammernahtgeräten
hat sich nun eine sichere Behandlungsalternative ergeben, die in der vorliegenden
Arbeit der Duke Universität vorgestellt wird.
Hierbei wird unter Vollnarkose und orotrachealer Intubation das Speiseröhrenlumen
mit einem geeigneten Laryngoskop exponiert, so dass der Eingang zum Divertikel, die
Speiseröhrenwand und die dazwischenliegende gemeinsame Wandung sichtbar wird. Die
Manipulationen erfolgten unter video-endoskopischer Kontrolle, so dass nun, stellenweise
unter Anlage von Haltenähten, ein endoskopischer Linearstapler einerseits in die Speiseröhrenwand,
andererseits in das Lumen des Divertikels eingeführt werden kann. Durch Auslösen des
Staplers wird die gemeinsame Wandung durchtrennt. Dieses Manöver ist unter Umständen
zu wiederholen, wenn die Divertikel sehr groß sind.
In einem Zeitraum von 4 Jahren wird über 74 konsekutive Patienten berichtet, bei denen
mit Hilfe der endoskopischen, staplerassistierten Ösophago-Divertikulostomie das Zenker-Divertikel
behandelt wurde. Bei 68 Patienten konnte die Behandlung erfolgreich abgeschlossen
werden, bei 6 Patienten musste das Vorhaben wegen mangelnder Exposition aufgegeben
werden. Die Patienten verließen die Klinik am Folgetag, in der jüngeren Zeit des Erhebungszeitraumes
auch am Operationstag. Lediglich 2 Patienten mussten länger als einen Tag in der Klinik
verbleiben, dies wegen Allgemeininfekten. Am Operationstag wurde mit flüssiger Kost
begonnen, bei der ersten postoperativen Visite zwischen 2 und 8 Wochen gaben über
drei Viertel der Patienten komplette Beschwerdefreiheit an. Praktisch alle Patienten
berichteten, dass die Beschwerdesymptomatik deutlich zurückgegangen sei. Bemerkenswert
zudem, dass die mittlere Operationsdauer 30 Minuten nicht überschritten hat. Perioperative
Komplikationen waren selten, es trat lediglich eine Perforation zu Beginn des Erfahrungsberichtes
auf, eine einzelne Rekurrensparese kam im Verlauf vollständig zur Rückbildung. Bei
6 der 68 Patienten musste eine erneute endoskopische, stapler-assistierte Ösophago-Divertikulostomie
durchgeführt werden (8,7 %), da die ursprünglich geklagten Symptome erneut auftraten.
Ursächlich war hier eine partielle Stenose am distalen Ende der Divertikulostomie,
wobei die Symptome nach der Revision vollständig zur Rückbildung kamen.
Die Ergebnisse der vorliegenden Serie verdeutlichen eindrucksvoll, dass die endoskopische,
staplerassistierte Ösophago-Divertikulostomie ein minimalinvasives Verfahren ist,
welches Operationszeit und das perioperative Risiko signifikant mindern kann. Zudem
sind günstige Auswirkungen auf die Dauer der Hospitalisierung ebenso deutlich wie
die Effektivität dieser Behandlung. Es ist offensichtlich, dass sich Patienten in
Zukunft an diesem Verfahren orientieren werden. Soll die Behandlung des Zenkerschen
Divertikels weiterhin in den Händen des Viszeralchirurgen verbleiben, so ist hier
wahrscheinlich ein Umdenken zugunsten des minimalinvasiven Zuganges erforderlich.