Viszeralchirurgie 2001; 36(1): 1-5
DOI: 10.1055/s-2001-11144
AKTUELLE CHIRURGIE
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Zweitmeinung - „Second Opinion” Fiktiver Nutzen oder Beitrag zur Qualitätsverbesserung?

H.-D. RöherK.-M. Schulte
  • Klinik für Allgemein- und Unfallchirurgie (Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. H.-D. Röher)Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf)
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Publication Date:
31 December 2001 (online)

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Einleitung

Der kollegiale Diskurs über den besten Weg wirksamer Patientenbehandlung ist ein Wesensmerkmal der Ausübung des ärztlichen Berufes. Er wurzelt in der hohen Verantwortung gegenüber dem Patienten und der selbstkritischen Erkenntnis, sich als Arzt andauernd neuen Problemen gegenüber zu sehen, zu deren erfolgreicher Bewältigung die Erfahrung des oder der anderen Kollegen von ausschlaggebendem Wert sein kann. - Seit rund 30 Jahren wird von verschiedenen Seiten der Versuch unternommen, das Einholen einer „Zweitmeinung” (Second Opinion) über Behandlungsindikation oder Behandlungsverfahren zu formalisieren und rechtlich festzuschreiben. Dazu werden Argumente angeführt, die nicht primär einer ärztlichen Ethik zugeordnet, sondern ausschlaggebender mit ökonomischen Aspekten vergesellschaftet sind. In den Vereinigten Staaten stand der Druck der Versicherungsgesellschaften hinter dem Versuch, die Durchführung „unnötiger” Operationen und Verordnungen durch erzwungene Gegenkontrolle der Indikation im Rahmen sogenannter „Second Opinion-Programme” zu reduzieren. Auch nach 3 Jahrzehnten liegen trotz intensiver Bemühung schlüssige Belege zur Wirksamkeit dieser Maßnahme nicht vor.

Konzeptionell ist die Einholung einer Zweitmeinung im Sinne des nützlichen Konsils vor maßgeblichen Behandlungen eher selbstverständlich, auf jeden Fall zu begrüßen und zu fördern. Die onkologische Chirurgie hat an einigen Tumorzentren mustergültige Lösungsvorschläge entwickelt. Anstelle neuer Gesetze und Zwangsmaßnahmen sind vermehrte Bemühungen und Mittel erforderlich, geeignete und praktikable Instrumente zur Nutzung speziellen Wissens und spezieller Erfahrungen zur Verfügung zu stellen. Obwohl die operative Medizin im Vordergrund solcher Betrachtungen und Bemühungen steht, wäre ein mehr an multidisziplinärer Meinungsbildung der Erwägung anderer Fachdisziplinen nachdrücklich zu empfehlen.

Literatur

Prof. Dr. H.-D. Röher

Klinik für Allgemein- und Unfallchirurgie

Moorenstraße 5

40225 Düsseldorf