Laryngorhinootologie 2000; 79(11): 627-628
DOI: 10.1055/s-2000-8272
HAUPTVORTRAG
Georg Thieme Verlag Stuttgart ·New York

Schwindelanamnese und vestibulo-spinale Untersuchungen

W. Stoll
  • Münster
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Publication Date:
31 December 2000 (online)

Anamneseerhebung

Die Bedeutung der Anamnese bei der Diagnostik von Schwindelbeschwerden ist hinlänglich bekannt. Der erfahrene Untersucher räumt ihr sicherlich höchste Priorität ein, da die meisten nachgeschalteten Untersuchungsmethoden sicherlich nur der Dokumentation subjektiver Beschwerden dienen. Dies gilt insbesondere für die zahlreichen Fälle, bei denen ein pathomorphologisches Substrat für die angegebenen Beschwerden nicht zu finden ist.

Des Weiteren dient die Anamnese der diagnostischen Kanalisierung, weil verständlicherweise nicht bei jedem Patienten die gesamte aufwendige Diagnostik mit bildgebenden Verfahren etc. eingesetzt werden kann.

Es hat sich bewährt, zunächst einmal eine allgemeine Anamnese mit Auskünften zur Vorgeschichte, zu Vorerkrankungen und zur Medikamenteneinnahme durchzuführen. Danach soll der Patient seine subjektiven Empfindungen genau schildern. In diesem Zusammenhang kann der Untersucher bereits eine Unterscheidung zwischen peripherer, zentraler und nichtvestibulärer Schwindelerkrankung treffen. Als Paradebeispiel der Einstufung sei der Menièresche Symptomkomplex genannt. Der Betroffene schildert das Erlebnis mit Schwindel, Hörstörungen und Tinnitus in der Regel so eindrucksvoll, dass jeder Untersucher die Diagnose stellen kann, auch wenn das Schwindelereignis selbst schon einige Zeit zurückliegt und der Betreffende in einem beschwerdefreien, symptomarmen Intervall zur Sprechstunde kommt.

Sehr hilfreich ist es auch, wenn man dem Personal aufträgt, während der Untersuchungen zu notieren, was der Betroffene hinsichtlich seiner Beschwerden und hinsichtlich seines Schwindels angibt, so dass auch die Aussagen verglichen werden können.

Um die Untersuchungszeit nicht endlos zu strecken, empfiehlt es sich des Weiteren, die Schwindelbeschwerden nach Intensität und Dauer zu unterteilen. Diesbezüglich wurde schon vor Jahren eine Tabelle vorgestellt, die eine Unterteilung in spontane Schwindelbeschwerden und provozierbare enthält.

Prof. Dr. W. Stoll

Universitäts-HNO-Klinik

Kardinal-von-Galen-Ring 10 48149 Münster

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