Geburtshilfe Frauenheilkd 2000; 60(11): 564-568
DOI: 10.1055/s-2000-8067
Originalarbeit

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die laparoskopisch assistierte vaginale Radikaloperation LAVRO des Zervixkarzinoms. Mitteilung erster Behandlungsergebnisse

Disease-Free Survival and Recurrence After Laparoscopically-Assisted Radical Vaginal Hysterectomy for Cervical CancerD. Raatz, P. Börner
  • Abteilung für Gynäkologie, Frauenklinik des Krankenhauses Berlin-Neukölln
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Publication History

Publication Date:
31 December 2000 (online)

Zusammenfassung

Fragestellung

Zur laparoskopisch assistierten vaginalen Radikaloperation des Zervixkarzinoms liegt eine Vielzahl von Publikationen vor, die sich mit der Standardisierung der Methode, den peri- und postoperativen Parametern sowie den Komplikationen des Verfahrens beschäftigen. Heilungsergebnisse sind bisher nicht mitgeteilt worden. Die Bekanntgabe solcher Heilungsergebnisse ist jedoch dringend erwünscht, weil die Einführung eines laparoskopischen Therapieschrittes in eine klassische Karzinomoperation stets so lange mit dem Verdacht der Prognoseverschlechterung behaftet ist, bis die Mitteilung von Heilungsergebnissen nachweist, dass auch diese laparoskopische Therapie die Ergebnisse der klassischen Karzinomoperationen erreicht.

Patientinnen und Methodik

Zwischen dem 1. 8. 1993 und dem 31. 12. 1997 sind 64 Patientinnen mit Zervixkarzinomen im Stadium I A2 - II B für eine operative Behandlung mit einer laparoskopisch assistierten vaginalen Radikaloperation ausgewählt worden. Bei 55 Patientinnen konnte dieser Operationsplan durchgeführt werden. Bei 9 Patientinnen musste der Operationsplan verlassen und auf eine abdominale Radikaloperation nach Wertheim übergegangen werden. Die ausführlichen Aufzeichnungen zum Operationsverlauf, zum postoperativen Verlauf sowie zu den Ergebnissen mehrjähriger Nachuntersuchungen wurden retrospektiv ausgewertet.

Ergebnisse

Zur Mitteilung von Heilungsergebnissen kommen vor allem jene 55 Patientinnen in Betracht, bei denen in der Zeit vom 1. 8. 1993 bis zum 31. 12. 1997 eine laparoskopisch assistierte vaginale Radikaloperation in standardisierter Form durchgeführt werden konnte. Bei 15 Patientinnen mit einem Zervixkarzinom im Stadium I A 2 fand sich kein Karzinomrezidiv. Bei 27 Patientinnen mit einem Zervixkarzinom im Stadium I B fanden sich 4 Karzinomrezidive. Bei 3 Patientinnen mit einem Zervixkarzinom im Stadium II A fand sich kein Karzinomrezidiv. Bei 10 Patientinnen mit einem Zervixkarzinom im Stadium II B fanden sich 4 Karzinomrezidive. Alle Rezidive zeigten das von den klassischen Radikaloperationen bekannte Bild. In keinem Fall sahen wir frühe, im Bauchraum und den Trokarkanälen dissiminierte Karzinomrezidive, wie sie aus einem unsachgemäßen laparoskopischen Umgang mit dem Primärtumor entstehen können.

Schlussfolgerung

Die vorgelegten Heilungsergebnisse nach laparoskopisch assistierter vaginaler Radikaloperation von Zervixkarzinomen gestatten wegen der kleinen Zahl keinen Vergleich mit den Ergebnissen der klassischen Operationsverfahren. Es wird aber erstmals deutlich, dass mit der laparoskopisch assistierten vaginalen Radikaloperation Heilungsergebnisse erzielt werden können, die nun den Übergang zu klinischen Studien mit Vergleich dieser Heilungsergebnisse rechtfertigen.

Summary

Objective

We report on disease-free survival and patterns of recurrence after laparoscopically-assisted radical vaginal hysterectomy for treatment of cervical cancer.

Methods

A total of 55 patients with FIGO stage I A2 - II B cervical cancer underwent laparoscopically-assisted radical vaginal hysterectomy with pelvic lymphadenectomy between August 1993 and December 1997. We reviewed the perioperative course and long-term results.

Results

Fifty-five patients were available for follow-up. None of the 15 patients with stage I A2 disease developed recurrence. Of the 27 patients with stage I B disease, 23 had no evidence of disease and 4 developed a recurrence.

Conclusions

These preliminary results suggest that prospective trials of laparoscopically-assisted radical vaginal hysterectomy versus conventional radical abdominal hysterectomy are warranted.

Literatur

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Prof. Dr. Peter Börner

Spanische Allee 94

14129 Berlin

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