NOTARZT 2000; 16(1): 2-6
DOI: 10.1055/s-2000-6
ORIGINALIA
Originalia
Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Notarzteinsätze im rheinischen Braunkohletagebau: Auswertung von 78 Fällen aus dem Jahr 1998

S. Schulz-Stübner1 , J. Kuntz2
  • 1Klinik für Anästhesiologie am Universitätsklinikum der RWTH Aachen
  • 2Werksmedizinisches Zentrum der Rheinbraun AG, Köln
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Publication Date:
31 December 2000 (online)

 

Zusammenfassung

Der Braunkohletagebau stellt eine besondere Umgebungssituation dar und lässt auch vermeintlich alltägliche Einsatzsituationen wie akute Angina-pectoris-Beschwerden oder Asthmaanfälle zu einer Herausforderung für den Rettungsdienst werden. Grund dafür ist die große flächenmäßige Ausdehnung der Tagebaue, die Bodenverhältnisse mit Sand, Matsch und Lockergestein sowie die Abbautiefen bis zu 360 Meter unter dem Meeresspiegel. Besondere Gefahrenlagen für Patienten und Rettungsdienstpersonal entstehen darüber hinaus durch die eingesetzten Großgeräte, in der Nähe von Bandanlagen, Hochspannungskabeln und Chemikaliendepots oder auf den Strecken der Werkseisenbahn. Bei der Analyse von 78 Notarzteinsätzen in den rheinischen Tagebauen der Rheinbraun AG ergaben sich kaum Probleme bei der technischen Rettung und die eingesetzten Rettungsmittel erreichen die meisten Patienten in angemessener Frist. Weitere Verbesserungen können durch Optimierung der Alarmierungsstruktur und Anpassung der Kommunikationsmittel von Werksrettungsdienst und öffentlichem Rettungsdienst erreicht werden. Besonders wichtig erscheint den Autoren jedoch der Schluss, dass vor allem die Aufklärung der Mitarbeiter über Symptome eines Herzinfarkts und die notwendige rasche ärztliche Hilfe den wahrscheinlich wirkungsvollsten Beitrag zur Steigerung der Effektivität der notfallmedizinischen Versorgung im Tagebau sein dürfte, wie die hohe Zahl der Patienten, die zu Fuß in die Sanitätsstation kommen und die Zahl von zwei Infarkttoten eindrucksvoll belegt.

Review of 78 Cases Requiring Emergency Medical Care in the Lignite Opencast Mines in the Rhineland in 1998

The anonymized records of all 78 medical emergencies in the rhinish opencast mines in 1998 were retrospectively reviewed by the authors to find out which factors might influence the effectiveness of the emergency medical system based on the cooperation between ambulances of the mining company and the emergency physicians of the public rescue service. The data show that this cooperation works successfully in most of the cases in an adequate time frame. As the weakest part of the rescue chain the initial alarm report and the way of dispatching by a non medically educated mine radio operator was identified. Most striking for the authors was the fact that the time between symptoms of a heart attack and medical treatment was prolonged by the patients themselves by not using the resources of the emergency medical system. More education about warning signs and symptoms of coronary artery disease by the mining medical staff might be the best way to enhance outcome in these group of patients, who represent a large group in the working population in the opencast mines.

Literatur

  • 1  ACC/AHA. Guidelines with acute myocardial infarction.  Circulation. 1990;  82 664
  • 2 Häring R, Zilch H. Chirurgie mit Repetitorium. 3. Auflage. Berlin; Walter de Gruyter 1992

Dr. med. Sebastian Schulz-Stübner

Klinik für Anästhesiologie am Universitätsklinikum
der RWTH Aachen

Pauwelsstraße 30

52074 Aachen

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