Zusammenfassung
Hintergrund Nach konventioneller eindellender Operation bei Pseudophakieablatio werden primäre
Wiederanlageraten zwischen 60 und 90 % angegeben. Die primäre Vitrektomie scheint
nach neueren Untersuchungen in diesen Fällen von Vorteil zu sein. Ziel dieser Studie
war es, das Komplikationsspektrum nach Buckelchirurgie zu analysieren, um Argumente
für oder gegen die primäre Vitrektomie herauszuarbeiten. Daneben wurden die Risikofaktoren
für eine Pseudophakieablatio in unserer Patientengruppe untersucht, da sich dieses
in Zeiten der Phakoemulsifikation von den früheren Studien unterscheiden könnte.
Patienten und Methoden Es wurden die Krankengeschichten von 115 Patienten (120 Augen) mit Pseudophakieablatio,
die im Zeitraum von 1991 bis 1996 buckelchirurgisch versorgt wurden, retrospektiv
ausgewertet. Bestimmt wurden die Wiederanlagerate der Netzhaut, bestkorrigierter Visus
postoperativ, die Refraktionsänderung, Häufigkeit des Auftretens von Doppelbildern,
Anisometropien und Metamorphopsien. Im Beobachtungszeitraum zu erhebende Daten wurden
zum Teil durch standardisierte Fragebogen, die an die niedergelassenen Augenärzte
verschickt wurden, erfasst. Der Beobachtungszeitraum betrug im Median 26,5 Monate.
Ergebnisse In 83,3 % konnte die Netzhaut bei Pseudophakieablatio primär dauerhaft wiederangelegt
werden. 20 Augen (16,7 %) zeigten eine Reablatio. Die primäre PVR-Rate betrug 4,2
%. Neben 3 Amotiones insanatae (2,5 %) nach Ersteingriff (weiterer Eingriff abgelehnt)
konnten die übrigen 17 Augen mit Reablatio durch insgesamt 11 zusätzliche buckelchirurgische
Eingriffe sowie 11 Vitrektomien revidiert werden. Die Wiederanlagerate betrug nach
dem 2. Eingriff 91,6 %, nach dem 3. Eingriff 95 %. Eine postoperative Aderhautamotio
trat in 35 Patienten (29,2 %) auf. Im weiteren Beobachtungszeitraum kam es nach Analyse
der Umfrage bei 26,5 % der Patienten zur Ausbildung eines Zellophanreflexes mit Metamorphopsien
in 12,1 %. 13 Patienten (15,9 %) gaben im Verlauf Doppelbilder an, welche aber nur
6 mal einer Korrektur bedurften (Schieloperation (n = 2), Prismenbrille (n = 4)).
Nach externer Netzhautchirurgie kam es im Durchschnitt zu refraktiven Änderungen von
- 1,05 dpt (nach Cerclage - 1,80 dpt, nach Plombe + 0,38 dpt). 20 % der Patienten
nach Cerclage-Operation und 8,3 % nach Plomben-Operation gaben subjektiv Anisometropieprobleme
an. Postoperativ stieg der Visus im Beobachtungszeitraum an (von 0,3 auf 0,6). Der
größte Visusanstieg wurde bei Patienten mit nur einer Operation verzeichnet.
Schlussfolgerungen Die primäre Wiederanlagerate der Netzhaut durch eindellende Operation bei Pseudophakieablatio
unterscheidet sich in unserer Gruppe nicht erheblich von den in der Literatur angegebenen
Zahlen. Die Risikofaktoren haben sich trotz Phakoemulsifikation nicht wesentlich verändert.
Es zeigten sich in einem längerfristigen postoperativen Beobachtungszeitraum bei einem
großen Anteil der Patienten erhebliche Komplikationen wie Anisometropie, Diplopie
und Aderhautamotiones, die im Rahmen der Vitrektomie nicht zu erwarten sind. Es besteht
deshalb ein dringender Bedarf für eine randomisierte prospektive Studie, um funktionelle
und anatomische Ergebnisse beider Operationstechniken zu vergleichen.
Background After conventional buckling procedures for pseudophacic retinal detachment the primary
reattachment rate is 60 to 90 % according to literature. Primary vitrectomy may be
advantageous in these cases. The purpose of this study was to investigate the spectrum
and role of potential side effects like anisometropia and diplopia, to find arguments
for or against primary vitrectomy. Also risk factors for pseudphacic retinal detachment
were analyzed in our study group, because they may be different from former studies,
which were mostly undertake at the time of ec cataractextraction.
Patients and methods The data from 115 patients (120 eyes) with pseudophacic retinal detachment, who undergone
buckling procedure between 1991 and 1996 were retrospectively reviewed. We analyzed
the retinal reattachment rate, choroidal detachment, postoperative visual acuity,
refraction, occurence of diplopia, anisometropia and metamorphopsia.
Results The primary retinal reattachment rate was 83.3 %. There was a retinal redetachment
rate of 16.7 %. The primary PVR-rate was 4.2 %. After the first reoperation an reattachment
rate of 91.6 % could be achieved, after the second one an overall rate of 95 %. A
choroidal detachment occured in 29.2 %. Postoperatively (26.5 months ± 17.2) we found
a cellophan maculopathy in 26.5 % with consecutive metamorphopsia in 12.1 %. 13 patients
(15.9 %) complained about diplopia, which had to be corrected by operation in 2 cases
and prismatic glasses in 4 cases. Anisometropia could be deserved in 16.4 %. The buckling
procedures caused refractive changes of - 1.80 dpt ± 1.78 after an encircling band
and + 0.38 dpt ±1.01 after a plombage (average - 1.05 ± 1.86). 20 % of patients treated
with an encircling band developed anisometropia and only 8.3 % of patients with a
plombage. Postoperatively the visual acuity raised significantly from 0.3 to 0.6 (median).
Best visual recovery could be observed in patients, who underwent only one operation.
Conclusions The primary retinal reattachment rate in pseudophacic retinal redetachment after
conventional buckling procedures in our patients are comparable to those in the literature.
In spite of phacoemusification the risk-factors for pseudophacic retinal detachment
has not changed. A considerable number of patients complained about postoperative
complications like anisometropia and diplopia, which could be avoided by primary vitrectomy.
To compare anatomic and functional results of both procedures a randomized prospective
study should be undertaken.
Schlüsselwörter
Pseudophakieablatio - konventionelle Netzhautchirurgie - Anisometropie - Doppelbilder
Key words
pseudophacic retinal detachment - anisometropia - diplopia - buckling procedures