Zusammenfassung
Hintergrund Seit Mitte der 80er Jahre ist in
der Bundesrepublik Deutschland eine deutliche Zunahme von
Mehrlingsschwangerschaften zu verzeichnen, wobei Therapieverfahren der
assistierten Reproduktion die Hauptursache für diese Zunahme bilden.
Während die Optimierung des geburtshilflichen Managements Hauptschwerpunkt
in der Betreuung der Mehrlingsschwangeren ist, wird die schwierige
sozioökonomische und psychosoziale Situation von Mehrlingseltern erheblich
unterschätzt.
Methodik Die vorliegende Arbeit untersucht in
einer qualitativen Studie anhand von Focus Groups (Gruppeninterviews) Aspekte
der Lebenssituation von Zwillings- und Drillingseltern. 19 Mütter und
Väter von Zwillingen und Drillingen wurden in vier Focus Groups
interviewt. Thematische Schwerpunkte waren der Zeitpunkt der Diagnose
„Mehrlingsschwangerschaft” und die Reaktion darauf, die erste
Zeit mit den Mehrlingen zu Hause, besondere Situationen sowie Wünsche an
eine optimale Betreuung während der Mehrlingsschwangerschaft.
Ergebnisse Die Diagnose
„Mehrlingsschwangerschaft” wurde jeweils im ersten oder zu Beginn
des zweiten Trimenon gestellt. Mit dieser Diagnose, denen Reaktionen von
„Glücksgefühlen” bis „Schock” folgten,
fühlten sich die werdenden Eltern dann jedoch allein gelassen. Die
Versorgung der Kinder im Säuglingsalter geht an die Grenzen der
Belastbarkeit der Mütter. Das Auftreten von Partnerschaftsproblemen und
sozialer Vereinsamung hingegen wird kontrovers diskutiert. In
Ausnahmesituationen wie z. B. Krankheit der Mutter ist eine schnelle und
unbürokratische Unterstützung wichtig.
SchlussfolgerungDie Interviews zeigen, dass
spezielle Probleme der Mehrlingselternschaft wie psychische oder auch
Partnerschaftsprobleme sowie soziale Vereinsamung nicht unbedingt an
höhergradige Mehrlinge gebunden sind und auch bei Eltern mit gesunden
Mehrlingen auftreten können. So gewinnt ein individuelles
Betreuungsangebot für werdende Mehrlingsmütter/-eltern an Bedeutung,
wobei die Hauptreserve in der Vermittlung von Kontakt- und
Informationsmöglichkeiten liegt.
Background Starting in the middle of the
1980s, an increasing incidence of multiple pregnancies in Germany has been
reported, with assisted reproduction mainly contributing to this increase. In
the management of multiple pregnancies, the main focus is on optimising the
obstetric care. The difficult socio-economic and psychosocial situation of
parents of multiples, however, is often underestimated.
Methods The present study examines the life
situation of parents of twins and triplets using focus groups as a qualitative
research method. Nineteen mothers and fathers of twins and triplets were
interviewed in four focus groups. Main topics were the parental reaction to the
diagnosis of multiple pregnancy, the first time at home with the multiples,
special situations and wishes and ideas for a better care during multiple
pregnancy.
Results The diagnosis of multiple pregnancy
was made at early gestational age, with the parental reactions being described
between “happiness” and “shock”. With this diagnosis,
however, the future parents feel alone. Caring for the babies is leading to the
limits of parent's ability to take stress. Marital problems and social
isolation are discussed controversially. Exceptional situations such as illness
of the mother require fast and unbureaucratic solutions.
Conclusions The interviews suggest that
special problems of multiple parenthood such as social isolation, marital and
psychic problems are not necessarily related to higher order multiples or
handicapped children. It appears to be essential to offer a more individual
care for women expecting multiples, whereas the main resource for improving
care is in providing contact and information possibilities.
Schlüsselwörter
Gruppeninterviews - Mehrlinge - Eltern
Key words
Focus Groups - multiples - parents