Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 1999; 34(9): 588-590
DOI: 10.1055/s-1999-10836-4
ASTRACTS
Georg Thieme Verlag Stuttgart ·New York

Die Myositis ossificans (MO) als Folge der Intensivtherapie - ein ungelöstes Problem

E. Tautenhahn, G. Haaf, B. Eschner
  • Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie (Chefärztin Dr. med. E. Tautenhahn), St.-Salvator-Krankenhaus Halberstadt
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Publication Date:
28 April 2004 (online)

Einleitung: Die Myositis ossificans (Synonym: heterotope Ossifikation) ist eine nicht neoplastische, außerhalb des Knochens, in der Muskulatur und im Bereich von Sehnengewebe auftretende Verknöcherung, die sich histologisch nicht von orthotopem Knochen unterscheidet. Die Ursachen sind bis heute nicht bekannt, der exakte Pathomechanismus unklar. Eine Vielzahl von Risikofaktoren wurden untersucht. Sichern ließ sich nur das vorausgegangene Trauma. Bei der neurogen bedingten Myositis ossificans sollen Immobilität, erhöhter Muskeltonus sowie Durchblutungsstörungen eine Rolle spielen. Weitere Faktoren, wie Langzeitbeatmung und Muskelrelaxation, werden diskutiert. Gesichertes Wissen fehlt. Einen serologischen Marker, der als prädiktiver Wert herangezogen werden könnte, gibt es nicht. Die Häufigkeit des Auftretens ist infolge großer Schwankungsbreiten veröffentlichter Mitteilungen nicht zu erfassen. Lokalisationsorte klinisch relevanter MO sind Hüftgelenke, Ellenbogen, Schulter, Kniegelenke und proximaler Femur. Patienten und Ergebnisse: Wir beobachteten bei drei langzeitintensivtherapierten Patienten (Alter: 40 - 55 Jahre) eine heterotope Ossifikation in oben beschriebenen Gelenken. Die Beatmungsdauer betrug 28, 40 bzw. 84 Tage. In den Laborwerten zeigten sich eine erhöhte alkalische Phosphatase, normale Phosphor/Magnesiumwerte und erniedrigtes Calcium. Zeitpunkt des Auftretens der MO = 2 Monate nach Erkrankungseintritt, in der Weaningphase. Im gleichen Zeitraum behandelten wir drei Patienten, die ebenfalls einer Beatmungsdauer von 35, 52 bzw. 71 Tagen bedurften, vergleichbare Laborwerte aufwiesen, bei denen es aber zu keinen heterotopen Ossifikationen als Komplikation der Intensivtherapie kam. Schlußfolgerung: Aufgrund der bis heute unbekannten Ätiologie der Myositis ossificans sind die Prophylaxe sowie die Therapie umstritten. Da ein Auftreten dieser sehr ernsten Komplikation bei Langzeitintensivtherapie-Patienten jederzeit möglich ist, bedarf es unserer steten Aufmerksamkeit. Studien zur Klärung der Inzidenz der MO und Ursachenforschung bei Langzeitintensivtherapie-Patienten wären wünschenswert.

Dr. med. Elvira Tautenhahn

St.-Salvator-Krankenhaus

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