Einleitung: Eine seltene Komplikation in der Perinatalzeit stellt die neonatale subkutane Fettgewebsnekrose
dar. Hierbei handelt es sich um eine nicht-infektiöse Pannikulitis, welche vor allem
am Rücken, Gesäß, Schultern oder Extremitäten auftritt. Die Ätiologie der Erkrankung
ist noch nicht hinreichend geklärt, angenommen wird eine lokale Minderperfusion, welche
zu einem hypoxischen Zellschaden und somit zur Fettgewebsnekrose führt. Gehäuft tritt
sie im Rahmen einer therapeutischen Hypothermie bei Kindern mit HIE auf (in 2,8% der
Fälle); seltener auch nach Neugeboreneninfektionen oder Geburtstrauma.
Subkutane Fettgewebsnekrosen haben meist eine gute Prognose, können jedoch zu schweren,
teilweise lebensbedrohlichen Hyperkalzämien führen.
Fall: Ein term-eutrophes Neugeborenes wird per Sectio bei pathologischem CTG geboren. Als
Risikofaktoren lagen mütterlicherseits ein Nikotinabusus und eine Lungenarterienembolie
zu Beginn des 3. Trimesters vor. Nach initial regelrechter Anpassung entwickelte der
Säugling eine respiratorische Anpassungsstörung sowie eine Hypoglykämie. Bei Verdacht
auf Neugeboreneninfektion erfolgte die kalkulierte antibiotische Therapie. Am 3. Lebenstag
fielen erstmals progrediente schmerzhafte, erythematöse Verhärtungen an beiden Oberarmen
auf. Das CrP war bis maximal 162mg/l deutlich erhöht und unter i.v. antibiotischen
sowie lokaler antiseptischer Therapie rückläufig. Ein Erregernachweis gelang nicht.
Sonographisch zeigten sich echoreiche Strukturveränderungen mit Verkalkungen, welche
sich bei klinisch abnehmender Rötung als größenprogredient, die gesamte Subkutis infiltrierend,
darstellten. Klinisch ergab sich der Verdacht auf neonatale subkutane Fettgewebsnekrosen,
welche in einer Hautbiopsie bestätigt wurden. In der 3. Lebenswoche entwickelte das
Neugeborene eine schwere Hyperkalzämie (max. 3,72 mmol/l), Hyperkalzurie und einen
erhöhten Vitamin D Spiegel (max. 150 pg/ml). Unter Therapie mit Hydrierung und Diuretikagabe
zeigte sich keine Besserung, sodass die Therapie um Prednisolon (2 mg/kgKG/d) erweitert
und eine kalziumarme Formula-Nahrung begonnen. Hierunter normalisierten sich die Kalziumwerte.
Im Verlauf kam es jedoch durch das Abheilen der Fettgewebsnekrosen zu einem erneuten
Anstieg der Kalziumwerte, sodass erneut ein Prednisolonstoß (1 mg/kgKG/d) erfolgte.
Unter engmaschigen Kontrollen konnte die Therapie schrittweise reduziert und in der
7. Lebenswoche beendet werden. Die Nahrung wurde anschließend bei regelrechten Laborwerten
auf Pre-Nahrung umgestellt [1]
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Zusammenfassung: Neonatale subkutane Fettgewebsnekrosen stellen ein sehr seltenes Krankheitsbild in
der Neonatologie dar, welches auch ohne therapeutische Hypothermie auftreten kann.
Trotz insgesamt guter Prognose kann sie einen schweren Verlauf nehmen und zu einer
prolongierten, wenn nicht adäquat therapierten, lebensbedrohlichen Hyperkalzämie führen.